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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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der Historiker Sergio Buarque de Holanda als eine „Wiederentdeckung“ Brasiliens,<br />

die geleitet war von den neokolonialistischen Interessen der europäischen<br />

Nationen in Übersee (HOLANDA 1976, S. 13).<br />

Spix <strong>und</strong> Martius verweilten ein halbes Jahr in Rio, um die Hauptstadt des<br />

damaligen Vereinten Königreiches von Portugal, Brasilien <strong>und</strong> der Algarve sowie<br />

ihre Umgebung zu erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Reise vorzubereiten. Durch den Austausch<br />

mit anderen Naturforschern vor Ort, wie mit Baron von Langsdorff 3 , beschlossen<br />

Spix <strong>und</strong> Martius, <strong>das</strong>s die Reise <strong>das</strong> Innere des Landes nach Nordosten <strong>und</strong><br />

Norden hin erfassen sollte, da die Küsten wie auch <strong>das</strong> südwestliche Hinterland<br />

schon bekannter waren 4 . So planten Spix <strong>und</strong> Martius den Sertão im Nordosten<br />

zu durchqueren, was einige ihrer Kollegen für äußerst gefährlich hielten – der<br />

‚Flug des Ikarus‘ diente als Vergleich <strong>und</strong> Mahnung.<br />

Kurz vor Weihnachten 1817 brachen sie mit ihrer Reisetruppe auf. In einem<br />

Zeitraum von zweieinhalb Jahren legten sie zirka 10.000 km in Brasilien zurück.<br />

Von Rio aus sind sie nach São Paulo geritten, dann nach Nordosten, durch die<br />

heutigen B<strong>und</strong>esländer Minas Gerais, Bahia, Piauí, Maranhão, Pará <strong>und</strong> schließlich<br />

durch den Norden in <strong>das</strong> Amazonasgebiet gelangt. 1820 trafen sie nach langer<br />

Schifffahrt wieder in Europa ein, dort ging es über Land von Lissabon bis nach<br />

München weiter, wo sie im Dezember schließlich feierlich vom König empfangen<br />

wurden. Mittlerweile waren die zahlreichen Kisten ihrer zoologischen, botanischen,<br />

mineralogischen <strong>und</strong> ethnografischen Sammlungen, die während der Expedition<br />

sukzessive abgeschickt worden waren, heil in München eingetroffen. Und<br />

dann begann die letzte <strong>und</strong> ebenfalls große Etappe der Reise: <strong>das</strong> Aufarbeiten des<br />

Gesammelten, Gesehenen, Erlernten, Erlebten <strong>und</strong> Erfahrenen. Eine Herkules-<br />

3. Georg Heinrich von Langsdorff studierte Medizin <strong>und</strong> Naturwissenschaften in Göttingen. Auf<br />

einer Weltumsegelung mit Kapitän Krusenstern gelangte er 1803 auch an die Küste Brasiliens.<br />

1813 kommt er als Generalkonsul Russlands nach Brasilien zurück. Während seines<br />

siebenjährigen Aufenthalts hat er Expeditionen angeleitet <strong>und</strong> selbst unternommen sowie<br />

Forscher auf seiner Fazenda Mandioca in der Nähe von Rio aufgenommen. 1821 war Langsdorff<br />

wieder in Europa <strong>und</strong> organisierte eine neue Expedition an der Astronomen, Botaniker <strong>und</strong><br />

Künstler teilnehmen sollten. 1824 wurde diese Reise angetreten, dann aber zunächst wieder<br />

abgebrochen. Der Maler Johann Moritz Rugen<strong>das</strong> nahm zu Beginn an ihr Teil, verließ die<br />

Truppe dann aber <strong>und</strong> machte alleine seinen Weg auf dem großen Kontinent. Ein Jahr später<br />

begann die endgültige Reise, die über São Paulo nach Goiás bis zum Amazonasstrom führte.<br />

Der Maler Hercules Florence hat die unglückliche Expedition beschrieben, in der sein Kollege<br />

Adrien Aimé Taunay in einem Fluss ertrank <strong>und</strong> Langsdorff für immer seine geistigen Fähigkeiten<br />

verlor (siehe LISBOA 1997, S. 29-32).<br />

4. Wie zum Beispiel Friedrich von Sellow, der 1814 von Langsdorff aufgefordert, in Brasilien<br />

landet, um an den Küsten des brasilianischen Nordostens botanische <strong>und</strong> zoologische Studien<br />

zu unternehmen. Auch Wilhelm Freyreiss, Gründer der Einwandererkolonie Leopoldina im<br />

Süden Bahias, bereiste mit Langsdorff <strong>und</strong> dem Prinzen Wied-Neuwied Minas Gerais. Wied-<br />

Neuwied reiste alleine weiter, nach der Küste von Bahia, <strong>und</strong> sammelte reichlich Material<br />

<strong>und</strong> Erlebnisse, die er zwischen 1820 <strong>und</strong> 1821 in seiner Reise nach Brasilien wiedergab.<br />

Wilhelm Ludwig von Eschwege arbeitete schon seit 1811 für die portugiesische Krone mit<br />

dem Auftrag mineralogische Studien zu betreiben wie auch die Metallindustrie <strong>und</strong> den<br />

Kohleabbau in der Region von Minas Gerais einzuführen. Seine Beobachtungen <strong>und</strong> Reiseerfahrungen<br />

hat er im Buch Pluto Brasiliensis festgehalten. Als 1816 in Europa wieder Frieden<br />

herrscht, kommen auch die Franzosen nach Brasilien. Neben der wichtigen Künstlermission,<br />

zu der die Maler Nicolas Antoine Taunay <strong>und</strong> Jean-Baptist Debret zählen, bereist<br />

der Naturforscher August de St.Hilaire <strong>das</strong> Land während sechs Jahren im Auftrag des<br />

Musée d’Histoire Naturelle de Paris (LISBOA 1997, S. 29 ff).<br />

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