Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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unteren dagegen drei Sterne aufweist und dadurch zusätzlich von oben nach
unten gedreht, doppelt ‚invertiert‘ erscheint.
Diese verwirrende Sternbildgalerie soll den Sternenhimmel über Rio de Janeiro
am Morgen des 15. November 1889, um 8 Uhr 30, darstellen, dem Augenblick der
Verkündung der Abschaffung der Monarchie und der Einführung der Republik!
So liest man es im Internet, wenn man „Bandeira do Brasil“ eingibt, wobei die
anonymen Autoren von Wikipedia sich zweifellos auf offizielle Informationen der
brasilianischen Regierung berufen.
Dort steht auch Erstaunliches geschrieben: Die nicht ordnungsgemäße Wiedergabe
dieser Anordnung der Sterne sei strafbar! Viele brasilianische Hobbykünstler
müssten sich demnach in Acht vor dem Gesetz nehmen, denn auf vielen kunsthandwerklichen
Objekten oder T-Shirts werden die Sterne auf der gemeinten
Landesfahne haufenweise und nach Gutdünken der Künstler angeordnet (die Verfasserin
dieser Zeilen hat eine Sammlung „Falscher brasilianischer Fahnen“ angelegt).
Viele Leute in Brasilien und anderswo scheinen nicht bemerkt zu haben, dass
die Sterne in der brasilianischen Flagge das Sternbild des Kreuz des Südens, den
Skorpion, dazu noch das Südliche Dreieck, den Großen Hund und weitere einzelne
Sterne aus dem Bild der Wasserschlange und der Jungfrau darstellen sollen.
Diese Fahne wurde von dem Philosophen, Mathematiker und Anhänger des
Positivismus, Raimundo Teixeira Mendes (1855-1927) geplant. Zusammen mit Miguel
Lemos (1854-1917), dem Gründer der Positivistischen Religion in Brasilien, und
Benjamin Constant Botelho de Magalhães (1836-1891), dem Ingenieur, General
und Professor an der Polytechnischen Schule und später an der Escola Militar von
Rio de Janeiro, wurde diese Fahne entworfen. Die Anordnung der Sterne in unterschiedlicher
Größe (1 bis 5) lieferte der Ingenieur Manuel Pereira Reis (1837-1922),
seit 1881 Professor für Astronomie, ebenfalls an der Polytechnischen Schule (Technische
Hochschule) von Rio de Janeiro. Die künstlerische Ausführung wurde dem
‚positivistischen‘ Maler Décio Vilares (1851-1931; nach ihm ist auch eine Straße in
Copacabana benannt) aus Rio de Janeiro übertragen (MOURÃO 1998, S. 86).
Sterne und Streifen
Am Morgen des 15. November 1889 brach in Rio de Janeiro eher zufällig –
vergleichbar dem „Mauerfall“ in Berlin, am 9. November 1989! – die Brasilianische
Republik aus, unter Führung der Militärs, die darauf nicht wirklich vorbereitet waren.
Noch Jahre danach stritt man sich darüber, wer der Urheber der Ausrufung
der Republik und somit des Endes der Monarchie gewesen sei. In einem Gedicht
von Arthur de Azevedo wurde dies 1895 in der Zeitung, O Paiz (Das Land), in einem
Gedicht zusammengefasst, in dem es heißt, in einem Gemälde werde Benjamin als
„fundador“, als Begründer, Deodoro als „proclamador“, Verkünder, Floriano (Peixoto)
als „consolidador“, Stabilisator, und Prudente (de Morais) als „pacificador“, eine Art
„Streitschlichter“ der Republik dargestellt (CARVALHO 2006, S. 37).
Marschall Deodoro da Fonseca (1827-1892) stellte sich an die Spitze der neuen
Bewegung. Er schwenkte zuerst seinen Hut, wie man auf einem Gemälde von
Henrique Bernadelli sehen kann (ibd., S. 97), manche meinten, er grüße noch
Kaiser Pedro II., dessen persönlicher Freund er war. Die bisherige Fahne der bra-