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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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einer ‚nebenbei‘ gefangenen Natter ausgewürgt, zusammen mit fünf noch lebenden<br />

Jungkröten (KWET / SCHLÜTER 2002).<br />

Reinhold Hensel ist zweifellos der Nestor der südbrasilianischen Amphibienforschung.<br />

Seine erste Checkliste der Lurche von Rio Grande do Sul (HENSEL<br />

1867a) wurde in den folgenden Jahren <strong>und</strong> Jahrzehnten schrittweise durch neu<br />

entdeckte Arten erweitert, zunächst auf 28 durch den am Londoner Museum<br />

arbeitenden Belgier George A. Boulenger (1886) – der sich fast ausschließlich auf<br />

Material bezog, <strong>das</strong> der Kieler Zoologe <strong>und</strong> Auswanderer Hermann von Ihering<br />

(1850-1930) nach London schickte – <strong>und</strong> dann auf 33 Arten durch den Schweizer<br />

Franz Baumann (1912). Boulenger (1888) verfasste im Übrigen auch die erste<br />

Checkliste der Amphibien im Nachbarstaat Santa Catarina.<br />

Danach blieb es relativ lange ‚ruhig‘, bis auf einige allgemein verfasste Aufsätze<br />

durch herpetologisch interessierte Auswanderer, vor allem Karl Emrich (z. B.<br />

1927, 1929) <strong>und</strong> Alfred Adloff (z. B. 1922, 1927, 1929). Beide Autoren lebten in<br />

Porto Alegre <strong>und</strong> publizierten in den Blättern zur Aquarien- <strong>und</strong> Terrarienk<strong>und</strong>e<br />

eine Reihe von „Briefen aus Süd-Brasilien“, durch die u. a. auch der berühmte<br />

deutsche Herpetologe Robert Mertens (1894-1975), der selbst nie in Südbrasilien<br />

sammelte, auf diese Region aufmerksam wurde (MERTENS 1925a, b, 1926). Der<br />

am Senckenbergmuseum in Frankfurt arbeitende Zoologe konnte aufgr<strong>und</strong> des<br />

von den deutschen Emigranten gesammelten Materials einige Froscharten neu<br />

beschreiben, z. B. den durch eigenartige Signalbewegungen mit den Hinterbeinen<br />

(‚foot flagging‘) auffallenden Winkerfrosch Hylodes meridionalis (MERTENS<br />

1927) oder die rot-schwarze Rückenstreifenschwarzkröte, Melanophryniscus<br />

dorsalis (MERTENS 1933, s. Farbtafel Foto Nr. 4), die v. a. durch den so genannten<br />

‚Unkenreflex‘ bekannt ist. Dieses spezielle Abwehrverhalten, durch <strong>das</strong> die<br />

leuchtende Unterseite sichtbar wird, wurde erstmals bei europäischen Unken<br />

beobachtet. Die Rückenstreifenschwarzkröte lebt nur in einem schmalen, wenige<br />

Kilometer breiten Küstenstreifen im Nordosten von Rio Grande do Sul <strong>und</strong> im<br />

südlichen Santa Catarina <strong>und</strong> gilt durch die rege Bautätigkeit in den Strandgebieten<br />

als stark gefährdet (GARCIA / VINCIPROVA 2003; KWET et al. 2005).<br />

Wie die meisten Melanophryniscus-Arten tauchen auch diese nur 25 mm langen<br />

Krötchen lediglich nach starken Regenfällen an den Laichgewässern auf, dann<br />

allerdings in kleinen Pfützen <strong>und</strong> Straßengräben explosionsartig <strong>und</strong> zu H<strong>und</strong>erten,<br />

um nach wenigen Tagen wieder spurlos im Erdboden zu verschwinden, wo<br />

sie den Großteil ihres Lebens verbringen.<br />

Die Ära Pedro Braun<br />

In den sechziger <strong>und</strong> siebziger Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts war es zunächst<br />

wiederum ein Deutscher, der sich näher mit der Herpetofauna von Südbrasilien<br />

befasste <strong>und</strong> im Rahmen von Forschungen an der Universität Saarbrücken auch<br />

Rio Grande do Sul <strong>und</strong> Santa Catarina bereiste, nämlich der Biogeograph Paul<br />

Müller (z. B. 1968, 1969a, b). Unter Müllers Betreuung verfasste auch der deutschstämmige<br />

Brasilianer Erno A. Böhler (1976) seine Dissertation. Nur wenige andere<br />

Herpetologen haben sich ab Mitte des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts mit den Amphibien <strong>und</strong><br />

Reptilien im Süden Brasiliens beschäftigt, unter ihnen v. a. die Amerikanerin Doris<br />

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