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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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chen Abbildungen <strong>und</strong> Zeichnungen, unzähligen Fußnoten <strong>und</strong> Erklärungen,<br />

insbesondere im zweiten <strong>und</strong> dritten Band. In den Nachrufen auf Koch-Grünberg<br />

<strong>und</strong> in späteren Texten über sein Leben <strong>und</strong> Werk gilt die Anerkennung immer<br />

wieder vor allem diesem Werk, <strong>das</strong> wiederholt als sein Meisterwerk (BALDUS 1954,<br />

S. 350; MELO 1974, S. 74; FARAGE/SANTILLI 2006, S. 11) <strong>und</strong> als „maßgeblicher<br />

Beitrag zur südamerikanischen Ethnologie“ (FABER 1956, S. 259; auch BALDUS<br />

1954, S. 351) bezeichnet wird.<br />

Das meiste Lob fällt auf die akkurate Aufzeichnung der Mythen <strong>und</strong> Legenden<br />

<strong>und</strong> der Zaubersprüche mit Interlinearübersetzung (Bd. II <strong>und</strong> III) <strong>und</strong> auf die<br />

Charakterisierung der Geister <strong>und</strong> Dämonen, der Totengebräuche, des Seelenbegriffs,<br />

der Jenseitsvorstellung <strong>und</strong> des Zauberwesens (Bd. I <strong>und</strong> II):<br />

Namentlich <strong>das</strong> rege Geistesleben der karibischen Taulipáng konnte Koch-<br />

Grünberg in einer solchen Vollständigkeit aufzeichnen, <strong>das</strong>s seine Ausführungen<br />

über diesen Stamm heute noch zu den besten Monographien<br />

gehören, die wir aus dem naturvölkischen Südamerika besitzen.<br />

(ZERRIES 1972, S. 8; siehe auch FARAGE/SANTILLI 2006, S. 18 <strong>und</strong> 19)<br />

Nicht zu vergessen sei die Bedeutung dieses Werkes für die südamerikanische<br />

<strong>und</strong> die deutsche Literatur, denn neben Mário de Andrade (Macunaíma, 1928)<br />

haben auch Alejo Carpentier (Los pasos perdidos, 1953; s. CORTEZ 1976) <strong>und</strong><br />

Alfred Döblin (Amazonastrilogie, 1937-1948; s. SPERBER 1975) die Mythen <strong>und</strong><br />

Legenden des zweiten Bandes als Ausgangspunkt zumindest von Teilen der drei<br />

erwähnten Werke verwendet. Außerdem kannten Mário de Andrade <strong>und</strong> Alejo<br />

Carpentier den Anhang des dritten Bandes, „Musik der Makuschí, Taulipáng <strong>und</strong><br />

Yekuaná“, sehr gut. Mário de Andrade hat sogar den Text von Erich M. von<br />

Hornbostel für private Zwecke ins Portugiesische übersetzt 3 . Carpentier seinerseits<br />

hat die Beschreibung einiger indianischer Musikinstrumente <strong>und</strong> Elemente<br />

indianischer Musikalität <strong>und</strong> Religiosität in Los pasos perdidos an denselben Text<br />

von Hornbostel angelehnt (CORTEZ 1976, S. 364). So gelangte Vom Roroima zum<br />

Orinoco über den Weg der Literatur <strong>und</strong> der Literaturwissenschaft indirekt <strong>und</strong><br />

oft wohl auch unbemerkt an einen weiteren Kreis von Lesern <strong>und</strong> Forschern.<br />

Doch im Gegensatz zu den drei oben erwähnten literarischen Werken, die zum<br />

Teil von Koch-Grünbergs Hauptwerk angeregt <strong>und</strong> über die viel geschrieben wurde,<br />

gibt es kaum Beiträge, die sich mit Vom Roroima zum Orinoco intensiv beschäftigen.<br />

Zwar wurden die positiven Seiten dieses Werkes im Laufe der Jahrzehnte<br />

immer wieder hervorgehoben, doch wenn man die Geschichte seiner Rezeption<br />

verfolgt, fällt einem auf, wie wenig man sich mit ihm als Ganzem auseinandergesetzt<br />

hat. Es würde zu weit führen, die Motive dieses Mangels hier eingehend zu<br />

besprechen, doch kann man in groben Zügen zumindest die Hauptmotive ansprechen.<br />

Für weitergehende Erklärungen verweise ich auf FRANK (2006), KRAUS<br />

(2001) <strong>und</strong> FARAGE/SANTILLI (2006).<br />

Erstens war Koch-Grünberg ein musterhafter Repräsentant der zu seiner Zeit<br />

3. Mário de Andrade interessierte sich für Folklore <strong>und</strong> Musik im allgemeinen, <strong>und</strong> in diesem<br />

Zusammenhang hat er den Text von Erich M. von Hornbostel übersetzt. Das Instituto de<br />

Estudos Brasileiros der Universidade de São Paulo (IEB-USP) besitzt die handschriftliche<br />

Fassung dieser Übersetzung.<br />

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