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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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<strong>das</strong> bedeutende dreibändige Werk Historia Naturalis Palmarum mit seinen 245 handkolorierten<br />

Lithographien nach Vorlagen von Martius sowie Rugen<strong>das</strong>, Ferdinand<br />

Bauer, Eduard Poeppig <strong>und</strong> auch Frans Post. 10<br />

Der erste Band der Reise in Brasilien kommt 1823 heraus; er umfasst die Überfahrt<br />

nach Rio, den dortigen Aufenthalt, die Reise nach São Paulo bis Villa Rica<br />

(heute Ouro Preto in Minas Gerais). Der zweite Band wurde 1828 herausgegeben,<br />

bereits nach Spix’ Tod. In diesem Band wird die Reise von Villa Rica bis São Luis<br />

beschrieben. Der dritte <strong>und</strong> umfangreichste Band, von 1831, behandelt die neunmonatige<br />

Expedition im Amazonasgebiet. Dazu erschien noch ein Kompendium<br />

indianischer <strong>und</strong> afro-luso-brasilianischer Lieder <strong>und</strong> Melodien, von den Reisenden<br />

selbst gesammelt <strong>und</strong> notiert, <strong>und</strong> der prachtvolle Atlas mit 41 Lithographien<br />

in Folio von Landschafts-, Städte-, Pflanzen-, Tier- <strong>und</strong> Menschenbildern sowie<br />

sämtlichen Landkarten.<br />

Das Reisewerk von Spix <strong>und</strong> Martius zählt zu den relevantesten wissenschaftlichen<br />

Beiträgen über die Natur <strong>und</strong> Gesellschaft Brasiliens der ersten Hälfte des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. Als geschichtliche Quelle wie auch als Forschungsobjekt an sich,<br />

behält <strong>das</strong> Werk dieser Autoren weiterhin einen wichtigen Stellenwert für die<br />

Geistes- <strong>und</strong> Naturwissenschaften. Mein Anliegen ist es, auf den folgenden Seiten<br />

einen Einblick in <strong>das</strong> Natur- <strong>und</strong> Menschenbild dieser Forscher zu gewinnen.<br />

Dabei werde ich mich auf die Reisebeschreibungen über den Sertão <strong>und</strong> den<br />

Amazonas konzentrieren, da diese Regionen eine besondere Rolle im Geamtprojekt<br />

der Naturforscher spielten. Der Sertão, d. h. vorwiegend <strong>das</strong> Hinterland des heutigen<br />

Nordostens, war, wie schon erwähnt, damals weitgehend terra incognita;<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> Amazonasgebiet war ihr so ersehntes <strong>und</strong> zentrales Ziel, wo jedoch die<br />

Widersprüche ihres Natur- <strong>und</strong> Menschenbildes am stärksten in Erscheinung treten,<br />

speziell bei Beobachtungen über die indigene Bevölkerung, die hier aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> ebenfalls herangezogen werden.<br />

Die Natur als Gegenstand des Fühlens <strong>und</strong> Klassifizierens<br />

Die artenreiche Natur wurde von den Autoren in zwei verschiedenen Dimensionen<br />

erfasst: Auf der einen Seite wurden die Naturobjekte durch eine rein pragmatische<br />

Herangehensweise nach klassifikatorischen Kriterien untersucht <strong>und</strong> beschrieben.<br />

Sie folgten Carl Linnés System, <strong>das</strong> sich Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts in den<br />

europäischen Forscherkreisen als Norm durchgesetzt hatte. Somit wurde eine einheitliche<br />

‚Sprache‘ in der Forschung ermöglicht. Die Linnésche Aufgabe lautete,<br />

„die ganze Natur taxonomisch zu erfassen“. Dafür mussten die Naturforscher, wie<br />

auch Spix <strong>und</strong> Martius, an die notwendigen ‚Quellen‘ gelangen <strong>und</strong> vor allem neue<br />

Arten ‚entdecken‘: Herbarien wurden aufgestellt, Exemplare aus dem tierischen<br />

Reich gesammelt, Beobachtungen vor Ort notiert, Messungen aller Art durchgeführt<br />

<strong>und</strong> dazu eine große Anzahl von Zeichnungen gefertigt. Dieses umfangreiche<br />

Material diente dann zum späteren Beschreiben <strong>und</strong> Klassifizieren der Naturobjekte<br />

<strong>und</strong> ihrer Dokumentierung (LEPENIES 1976, S. 55ff, S. 153; THOMAS 1989, S. 102-3;<br />

VANZOLINI 1981, S. IX; GEORGE 1985, S. 39; FOUCAULT 1985, S. 148).<br />

10. Über weitere bio-bibliographische Informationen zu Spix <strong>und</strong> Martius siehe LISBOA 1997, Kap. II.<br />

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