Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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der Rechtfertigung, die andersartigen Menschen, d. h. die nicht europäischen
oder nicht weißen bzw. ‚minderwertigen‘ zu dominieren. Darüber hinaus wird
auch dieser Topos innerhalb der brasilianischen Literatur und Wissenschaft rezipiert
und im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem der wichtigsten Themen.
Trotz der Grenzen der Autoren, die fremde Kultur historisch und anthropologisch
zu verstehen, ist der ethnologische Beitrag Spix’ und Martius’ nicht zu unterschätzen.
Martius hat noch weitere Studien über die indigene Bevölkerung herausgegeben,
vor allem über ihre Sprachen und medizinischen Kenntnisse bzw. Naturheilverfahren.
Ebenfalls haben die Forscher eine umfangreiche ethnographische
Sammlung von zirka 740 Artikeln zusammengestellt, die neben der Sammlung von
Johann Natterer (in Wien) zu den wichtigsten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
zählt. Sie blieb jedoch über 40 Jahre in Kisten verschlossen. Weder die Akademie
noch der König gewährten ihr einen gebührenden Platz. Erst ein Jahr vor
Martius’ Tod (1867) wurde sie der Öffentlichkeit präsentiert und als Bestand des neu
gegründeten Völkerkunde-Museum in München übernommen 21 .
Diese Verzögerung ist auch ein Ausdruck dafür, welchen Stellenwert unsere
‚Zivilisation‘ jenen Kulturen bzw. Kulturobjekten damals zuteil werden ließ. Und
leider ist dies ein noch nicht beendetes Kapitel in unserer Geschichte, abgesehen
davon, dass spätere Ethnologen, darunter auch Deutsche wie Curt Nimuendajú
und Theodor Koch-Grünberg, dazu beigetragen haben, die Auffassungen ihrer
Vorläufer kritisch zu überarbeiten mit dem Anliegen, den indigenen Völkern einen
gerechten Platz in der Gesellschaft einzuräumen.
Literatur
Quellen
HUMBOLDT, Alexander von (1986): Ansichten der Natur. [1807]. Nordlingen.
MARTIUS, Alexander v. (Hrsg.) (1932): Goethe und Martius. Mittelwald.
MARTIUS, Carl Friedrich Philipp von (1992): Frey Apollonio - Ein Roman aus Brasilien. [1831]. Berlin.
MARTIUS, C. Fr. Ph. von (1992): Frey Apollonio - um romance do Brasil. [1831]. (Org. e trad. Erwin
Theodor). 1a. ed. São Paulo.
MARTIUS, C. Fr. Ph. von (1982): O Estado do direito entre os autóctones do Brasil. [1832]. (Trad.
Alfredo Löfgren). São Paulo.
MARTIUS, C. Fr. Ph. von (2003): Bemerkungen über die Verfassung einer Geschichte Brasiliens. In:
Martius-Stade-Jahrbuch 50. São Paulo, S.189-212.
MARTIUS, C. Fr. Ph. von (1845): Como se deve escrever a história do Brasil. (Trad. Wilhelm Schüch).
In: RIHGB 24. Rio de Janeiro, S. 381-403.
MARTIUS, C. Fr. Ph. von (1982): Como se deve escrever a história do Brasil. [1845]. (Trad. Wilhelm
Schüch). In: MARTIUS (1982), S. 85-107.
MARTIUS, C. Fr. Ph. von (1867): Beiträge zur Ethnographie und Sprachenkunde, zumal Brasiliens.
(2 Bde.). Leipzig.
MARTIUS, C. Fr. Ph. von (1904): A ethnographia da América, especialmente do Brasil. O passado e
20. Vgl. PRATT 1999, S. 31-33.
21. König Maximilian Joseph I., Schirmherr der Expedition von Spix und Martius, beabsichtigte
ein „Museum Brasilianum“ einzurichten, speziell für die Brasilien-Sammlungen. Mit seinem
Tod 1825 wurde das Projekt jedoch von seinem Nachfolger nicht weitergeführt. Die
ethnografische Sammlung blieb Jahrzehnte in unangemessenen Konditionen aufbewahrt,
bis sie endlich im Völkerkunde-Museum ihren Platz fand. Während der Luftangriffe im II.
Weltkrieg wurde sie nicht in Sicherheit gestellt, da man sie für zweitranging hielt. Dass sie
relativ unversehrt die Angriffe überstand, war reines Glück (s. ZERIES 1980, S. 10-11).