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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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in Deutschland praktizierten Ethnologie <strong>und</strong> versuchte, auf seinen Forschungsreisen<br />

ethnographische Daten aller Art zu sammeln:<br />

Die Schwerpunkte seiner Expeditionen lagen neben einer allgemeinen<br />

ethnographischen Dokumentation der besuchten Ethnien vor allem auf<br />

Sprachaufnahmen, Fotografien <strong>und</strong> dem Sammeln materieller Kultur.<br />

(KRAUS 2006, S. 24, meine Hervorh.)<br />

Da er in seinen Werken bestrebt ist, eine umfangreiche Ethnographie zu präsentieren,<br />

kommt er nie zu einer systematischen Analyse; er beschränkt sich nicht<br />

auf bestimmte Themen, um sich dann intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen,<br />

sondern versucht, alles zu beobachten <strong>und</strong> zu dokumentieren, denn für ihn ist<br />

alles in der von ihm erforschten fremden Kultur gleich wichtig. Das Werk Vom<br />

Roroima zum Orinoco ist hierfür musterhaft.<br />

Zweitens basierte sein theoretisches Denken auf evolutionistischen <strong>und</strong><br />

difusionistischen Gr<strong>und</strong>lagen, die zu seiner Zeit außerhalb Deutschlands allmählich<br />

von den Ansätzen der funktionalistischen Theorie <strong>und</strong> Praxis überholt wurden.<br />

So entsprachen seine Werke nicht mehr den Forderungen moderner Ethnologie<br />

<strong>und</strong> boten keinen Anlass zu gründlicheren Diskussionen.<br />

Drittens sind Koch-Grünbergs Werke sehr deskriptiv <strong>und</strong> beschränken sich auf<br />

die Beschreibung der ethnographischen Ergebnisse seiner Reisen:<br />

Kritische Stellungnahmen zu theoretischen Fragen des Faches […] finden<br />

sich, zumindest in den Publikationen, selten – derartige, die reine<br />

Ethnographie übergreifende Fragestellungen werden im allgemeinen<br />

ausgeklammert oder, wie im Falle evolutionistischer Denkschemata <strong>und</strong><br />

der Vorstellung einer Abfolge verschiedener, untereinander vergleichbarer<br />

<strong>und</strong> hierarchisierbarer Kulturstufen unkommentiert übernommen.<br />

(KRAUS 2001, S. 301)<br />

Als Folge der erwähnten Gründe beschränken sich die Beiträge anderer Wissenschaftler<br />

zum Werk Vom Roroima zum Orinoco auf Kommentare zu isolierten Aspekten<br />

der veröffentlichten Daten, wie im Fall der Mythen <strong>und</strong> Legenden, <strong>und</strong> auf die Bedeutung<br />

dieser Daten zum Studium der von Koch-Grünberg erforschten Ethnien.<br />

2. Die brasilianische Ausgabe des ethnographischen Klassikers<br />

Diese Mängel mindern aber nicht die Bedeutung dieses Werkes für die ethnographische<br />

Erforschung der bereisten Gegend, <strong>und</strong> es gilt weiterhin als „Eröffnungswerk<br />

ethnologischer Literatur über West-Guayana“ (FARAGE/SANTILLI 2006, S.<br />

16) 4 . Schon 1927 veröffentlichte die Revista do Museu Paulista eine 1920 verfasste<br />

Rezension von F. C. Hoehne, dem späteren Leiter des Botanischen Gartens in São<br />

Paulo, über den ersten Band dieses Werkes, den er als „wissenschaftliche Arbeit von<br />

unschätzbarem Wert“ qualifizierte (HOEHNE 1927, S. 219) 5 ; schon damals betonte<br />

Hoehne die Notwendigkeit, diesen Band ins Portugiesische zu übersetzen:<br />

4. „Do Roraima ao Orinoco é a obra inaugural da literatura etnológica para a Guiana Ocidental; [...].“<br />

5. „[...] como trabalho scientifico, de valor incalculavel, [...].“

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