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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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eschreiben (HENSEL 1867a), z. B. die Sandkröte Bufo arenarum, den 6 cm langen<br />

Laubfrosch Trachycephalus mesophaeus oder <strong>das</strong> winzige Pfeiffröschchen<br />

Pseudopaludicola falcipes. Mit einer Länge von 15-17 mm galt Letzteres bislang als<br />

kleinster Froschlurch von Rio Grande do Sul – nun allerdings muss es diese Auszeichnung<br />

mit einem ebenso winzigen, bisher offenbar schlicht übersehenen Pfeiffrosch<br />

teilen, den wir vor einiger Zeit als Adenomera araucaria (s. Farbtafel Foto Nr. 1)<br />

neu beschrieben haben (KWET / ANGULO 2002). Wie der Name verrät, kommt<br />

diese Art vor allem in der Region des Araukarienwalds vor, konnte kürzlich aber<br />

auch im Tiefland von Santa Catarina nachgewiesen werden (KWET 2007).<br />

Die Sammlung Hensels befindet sich noch heute fast vollständig im Berliner<br />

Museum, so<strong>das</strong>s wir anhand des Originalmaterials die Artbeschreibungen überprüfen<br />

<strong>und</strong> mit den Beschreibungen ähnlicher, verwandter Spezies vergleichen<br />

können. Auf diese Weise bestätigte sich z. B. eine ältere Vermutung, <strong>das</strong>s Hensels<br />

Beschreibung des Laubfrosches Hyla bracteator ungültig ist <strong>und</strong> eingezogen<br />

(synonymisiert) werden muss, da dieselbe Art unter dem Namen Hyla pulchella<br />

bereits einige Jahre zuvor aus Uruguay beschrieben worden war (KWET 2001b).<br />

Nach den internationalen Nomenklaturregeln hat in solch einem Fall immer der<br />

ältere Name Vorrang (INTERNATIONAL COMMISION FOR ZOOLOGICAL<br />

NOMENCLATURE 1999).<br />

Eine Überprüfung der von Hensel beschriebenen Sandkröte Bufo arenarum wiederum<br />

ergab, <strong>das</strong>s von den ursprünglich sieben gesammelten Exemplaren (der so<br />

genannten Typusserie) heute nur noch drei Individuen unterschiedlicher Größe<br />

vorhanden sind, die übrigen Tiere sind offenbar den Wirren der Zeit zum Opfer<br />

gefallen. Hensels Beschreibung dieser Art ist jedoch korrekt, <strong>und</strong> wir konnten <strong>das</strong><br />

am besten erhaltene Exemplar als so genannten Lectotypus festlegen (KWET et al.<br />

2006). Nach Nomenklaturregeln muss bei einer Neubeschreibung immer ein bestimmtes,<br />

gut konserviertes Belegexemplar (der so genannte Holotypus) in einem<br />

öffentlich zugänglichen Museum hinterlegt werden, sozusagen <strong>das</strong> ‚Eichstück‘ für<br />

diese Art, <strong>das</strong> jederzeit für spätere Vergleiche herangezogen werden kann. Sofern<br />

der Erstbeschreiber einer Art (was bei älteren Beschreibungen häufiger vorkam)<br />

jedoch keinen Holotypus festgelegt, sondern nur eine ganze Typusserie hinterlassen<br />

hat, kann ein nachfolgender Wissenschaftler daraus ein bestimmtes Exemplar<br />

auswählen <strong>und</strong> – sozusagen als Ersatz für den Holotypus – als Lectotypus festlegen.<br />

Hensels ‚Erbe‘ in Rio Grande do Sul<br />

Auch einige von Reinhold Hensel selbst nicht näher identifizierte Froschlurche,<br />

sein ‚Sammlungsnachlass‘ am Berliner Museum, bot für nachfolgende Wissenschaftler<br />

noch ein reiches Betätigungsfeld, einschließlich unserer eigenen Arbeitsgruppe.<br />

Einen von Hensel (1867a) tot aufgef<strong>und</strong>enen, etwas ramponierten Frosch<br />

beschrieb z. B. der damalige Direktor des Zoologischen Museums Berlin, der bekannte<br />

Herpetologe Wilhelm C. H. Peters (1815-1883), seinem Kollegen zu Ehren<br />

als Hylodes henselii (PETERS 1870). Die Beschreibung dieses Pfeiffrosches geriet<br />

allerdings bald in Vergessenheit <strong>und</strong> die Art wurde schließlich als Synonym des<br />

ähnlichen, weit verbreiteten Eleutherodactylus guentheri betrachtet. Erst vor kurzem<br />

konnten wir, vor allem mittels bioakustischer Vergleiche, den gültigen Art-<br />

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