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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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Gerade bei diesen Schaumnestbauern zeigt sich eine zunehmende Abwendung<br />

der Amphibien vom Wasser als Fortpflanzungsmedium. Während die meisten<br />

Arten, z. B. der mächtige Augenfleckpfeiffrosch Leptodactylus ocellatus oder<br />

der hübsche Physalaemus olfersii (s. Farbtafel Foto Nr. 20), ihr Schaumnest noch<br />

direkt an der Gewässeroberfläche anlegen, bauen es manche auch an Land in der<br />

feuchten Uferzone (z. B. Physalaemus nanus, s. Farbtafel Foto Nr. 21) oder – einen<br />

Schritt weiter – in eine selbst gegrabene Erdhöhle in der Nähe einer Pfütze (z. B.<br />

Leptodactylus plaumanni). Aus diesem gut geschützten Versteck werden die Kaulquappen<br />

durch Überflutung frei oder tropfen nach dem Schlupf mit dem flüssiger<br />

werdenden Schaum über einen Verbindungsgang ins Gewässer, wo sie sich weiter<br />

entwickeln. Und noch spezialisierter ist die in Santa Catarina mit mehreren z. T.<br />

noch unbeschriebenen Arten (KWET /<br />

ANGULO 2002; KWET 2007) verbreitete<br />

Gattung Adenomera, bei der <strong>das</strong><br />

Schaumnest weitab von Gewässern im<br />

Waldboden angelegt wird. Innerhalb<br />

des zähflüssigen Schaums vollzieht sich<br />

im Erdloch die gesamte Entwicklung<br />

der Larven bis hin zur Metamorphose.<br />

Die Kaulquappen leben in dieser Zeit<br />

ausschließlich von ihrem Dottersackvorrat,<br />

<strong>und</strong> was <strong>das</strong> Nest später verlässt,<br />

sind die winzigen, bereits fertig entwikkelten<br />

Jungfröschchen.<br />

Doch nicht nur ökologisch, auch<br />

taxonomisch wird in Südbrasilien wie-<br />

Die Männchen des Augenfleckpfeiffroschs,<br />

Leptodactylus ocellatus, besitzen extrem verdickte<br />

Oberarme (Exemplar im Hamburger Museum)<br />

der geforscht. So beschrieb der brasilianische Herpetologe Paulo C. A. Garcia<br />

(1996) mit Eleutherodactylus manezinho einen neuen Pfeiffrosch von der Ilha de<br />

Santa Catarina, <strong>und</strong> Garcia / Vinciprova (1998) konnten mehrere Froscharten<br />

erstmals für Rio Grande do Sul bzw. Santa Catarina belegen. Eine aus evolutionsbiologischer<br />

Sicht besonders interessante, aber zugleich auch sehr unübersichtliche<br />

Gruppe von Laubfröschen ist insbesondere der Artenkomplex um Hypsiboas<br />

semiguttatus. Hierbei handelt es sich um eine Verwandtschaftsgruppe aus mehreren<br />

sehr ähnlichen <strong>und</strong> eng miteinander verwandten Arten, die auf dem südbrasilianischen<br />

Araukarienplateau <strong>und</strong> in Bergbächen der Mata Atlântica vorkommen.<br />

Ein charakteristisches Merkmal dieser Gruppe sind u. a. die muskulös<br />

verdickten (hypertrophierten) Unterarme <strong>und</strong> die scharfen Dorne an der Daumenbasis<br />

der Männchen, ähnlich wie bei dem bereits erwähnten Schmied-Laubfrosch.<br />

Diese Daumendorne werden bei innerartlichen Auseinandersetzungen eingesetzt,<br />

<strong>und</strong> v. a. ältere Männchen besitzen daher oft zahlreiche Narben auf dem<br />

Rücken, die von schweren Kämpfen zeugen.<br />

Hypsiboas semiguttatus selbst galt bis vor kurzem noch als eine einzige, sehr<br />

variable Spezies (KWET / DI-BERNARDO 1998), doch repräsentieren mehrere der<br />

teilweise stark voneinander abweichenden Populationen offenbar eigenständige<br />

Arten, die zurzeit wissenschaftlich bearbeitet werden. Als Extremfälle finden sich<br />

an größeren Bächen stattliche 5 cm lange Tiere mit satten, teilweise metallisch<br />

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