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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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ge deutsche <strong>und</strong> italienische mittelständische Unternehmer in der Region interessante<br />

Investitions- <strong>und</strong> Produktionsmöglichkeiten, unter Nutzung der Vorteile<br />

der Globalisierung aus europäischer Sicht, in diesem Falle aber auch zum Vorteil<br />

der regionalen Industriestandorte <strong>und</strong> deren Arbeitsmarkt.<br />

Die relativ geringe Größe der Industriestädte, vor allem im mittleren Itajaí-Tal<br />

<strong>und</strong> im Itapocú-Tal, begünstigen <strong>das</strong> Vorhandensein einer Industriearbeiterschaft,<br />

die sehr stark in <strong>das</strong> lokale Umfeld eingeb<strong>und</strong>en ist. Zwar sind heute weithin nicht<br />

mehr die traditionellen Arbeiter-Bauern die typischen Arbeitnehmer, die noch in<br />

den 1960er Jahren große Bedeutung hatten (KOHLHEPP 1968). Aber die Arbeitskräfte<br />

sind doch mit dem lokalen <strong>und</strong> regionalen Milieu großenteils eng verzahnt<br />

<strong>und</strong> besitzen durch bessere Wohnverhältnisse, teilweise auch durch Eigenversorgung<br />

mit Nahrungsmitteln, Arbeitsplatznähe, ges<strong>und</strong>heitliche Versorgung <strong>und</strong><br />

Sozialleistungen der Betriebe eine privilegierte Situation im Verhältnis zu den Metropolen<br />

<strong>und</strong> anderen Regionen Brasiliens.<br />

Die starke Integration in ein wiedererwachtes traditionsorientiertes <strong>und</strong> intensives<br />

Vereinsleben, vor allem in den nahe der Hauptstandorte liegenden dörflichen<br />

<strong>und</strong> kleinstädtischen Wohngemeinden, fördert <strong>das</strong> Gemeinschaftsgefühl.<br />

Dazu kommt <strong>das</strong> immer noch vorhandene patriarchalische Verhaltensmuster von<br />

Unternehmern in kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen Familienbetrieben der Catarinenser<br />

Kleinstädte, in denen die Betriebsinhaber nicht ‚abgehoben‘ sind.<br />

Allerdings ist durchaus zu beobachten, <strong>das</strong>s sich bei großen Mittel- <strong>und</strong> insbesondere<br />

Großbetrieben die Nachfolgesituation häufig gewandelt hat. Bei erfolgreichen<br />

Unternehmen sind nicht mehr automatisch Familienangehörige in allen<br />

leitenden Funktionen tätig, sondern die Betriebe sind – notgedrungen – an sehr<br />

gut ausgebildeten, erfahrenen <strong>und</strong> leistungsorientierten Fachleuten interessiert,<br />

die von außen angeworben werden. Nur in positiven Ausnahmefällen sind noch<br />

Söhne, Enkel <strong>und</strong> andere Familienmitglieder der Betriebsgründer in allein verantwortlicher<br />

Stellung tätig. Bei den bereits in der ersten Hälfte des 20.Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

gegründeten Betrieben wurde die männliche Nachfolgegeneration der Unternehmerfamilien<br />

traditionell sehr häufig nach Deutschland zur Ausbildung geschickt.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben – aufgr<strong>und</strong> des Bruchs während der<br />

Kriegszeit <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> fehlender deutscher Sprachkenntnisse – oft die USA diese<br />

Funktion übernommen. In vielen Fällen erfolgte die gesamte Ausbildung aber<br />

auch in Brasilien, häufig in São Paulo.<br />

Auswirkungen der Globalisierung:<br />

Das Beispiel der Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsindustrie<br />

Die Globalisierung hatte insbesondere für die Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsindustrie<br />

gravierende Auswirkungen. Zunächst hat der aus Konkurrenzgründen notwendige<br />

Import moderner maschineller Ausrüstungen zu starker Rationalisierung auf<br />

dem Arbeitskraft-Sektor geführt. Die betrieblichen Strukturen wurden gestrafft <strong>und</strong><br />

verschlankt. Dann mussten aufgr<strong>und</strong> der asiatischen Konkurrenten, die 40 – 70%<br />

billiger produzieren, die großen Produzenten zahlreiche Arbeitskräfte entlassen<br />

<strong>und</strong> Produktionsteile tertiärisieren.<br />

Dies bewirkte eine existenzbedrohende Krise <strong>und</strong> einen nachhaltigen Schock

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