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244 Carl Loewe. Beiträge zur Kenntnis seines Lebens <strong>und</strong> Schaffens.<br />
das sind auch solche, die der liebe Gott mit einem feinen Gehör<br />
begabt hat."<br />
Sein Gutachten über Serings „Anleitung zum Gesangunterricht<br />
in der Volksschule" schließt Loewe mit den drastischen Worten:<br />
„Wo sollte da die Zeit herkommen, wenn in irgend einer Klasse<br />
dieser Schwamm ausgedrückt werden sollte, der sich ganz von überflüssiger<br />
Methode vollgesogen hat?"<br />
Unter allen geistesverwandten Persönlichkeiten Stettins, die<br />
dem Künstler Loewe nahe standen <strong>und</strong> durch liebevolle Würdigung<br />
sein Schaffen förderten <strong>und</strong> anregten, nimmt bei weitem die erste<br />
Stelle 3rau Auguste Tilebein. geb. Pepin. Witwe des 1820<br />
verstorbenen Geheimen Kommerzienrats Carl Gotthilf Tilebein,<br />
in Iüllchow bei Stettin ein. Einem Kreise wie dem Tilebeinschen<br />
empfahl sich der jugendlich schöne Loewe schon durch sein vornehm<br />
liebenswürdiges Wesen. Sagt doch Paul Wendt in seinen<br />
Erinnerungen l) an den verehrten Lehrer einmal von ihm: „Laowe<br />
war ein Meister der gesellschaftlichen Umgangsformen." Eingeführt<br />
wurde Loewe bei der kunstsinnigen 3rau Tilebein ein Jahr nach<br />
seiner Vermählung mit Julie von Jacob durch deren Vater,<br />
Staatsrat <strong>und</strong> Professor der Staatswissenschaften, am 28. September<br />
1822 2). Von Anfang an wirkt der junge Künstler durch<br />
sein überragendes musikalisches Können so gewinnend auf die feinsinnige<br />
3rau ein. daß sie ihn mit der ganzen überschwenglichen<br />
Kraft ihrer Seele an sich fesselt <strong>und</strong> in dem idealen Verkehr >mit<br />
dem gottbegnadeten Musiker <strong>und</strong> seiner Familie den reinsten <strong>und</strong><br />
erhabensten Genuß findet. Zwischen 3rau Tilebein <strong>und</strong> Loowo.<br />
ihrem Iüllchower Hofkapellmeister, wie er sich gern nennt, spinnt<br />
sich sehr bald ein ganz inniger Geistesb<strong>und</strong> an. der volle 32 Jahre,<br />
bis zum Tode der Geheimrätin 1854 besteht <strong>und</strong> von toewe sowohl<br />
wie von seiner Gattin <strong>und</strong> Töchtern mit Pietät <strong>und</strong> Trcne<br />
weit über das Grab hinaus im Geiste weiter gepflegt wird. Seine Verehrung<br />
<strong>und</strong> seinen Dank hat der Meister seiner edlen Gännerin<br />
nicht nur durch seine Kunst, die er so oft <strong>und</strong> so gern in ihrem Hause<br />
ausübte, <strong>und</strong> durch manche Tonschöpfungen, die er ihr widmete,<br />
bewiesen, er hat ihr auch in seiner Selbstbiographie ein unvergleichliches<br />
Denkmal gesetzt. Was er dort zu ihrer Würdigung<br />
sagt, zeugt von ebenso feinem Verständnis wie von aufrichtiger<br />
Liebe,- es ist das Wertvollste, was uns die Zeitgenossen über die<br />
seltene Frau berichtet haben.<br />
1) Neue Etettlner Zeitung lft96 Nr^ 216 ff.<br />
2) Nach Tagebuch der Irau Tilebein Bd. 2.