für pommersche Gesch und Altertumskunde. - Digitalisierte ...
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88 Forschungen zur älteren <strong>Gesch</strong>ichte des Bistums Kammin.<br />
des Jahrh<strong>und</strong>erts, die zum großen Teil durch Bischof Hermanns<br />
Regierung ausgefüllt wird.<br />
Es ist eine mächtige Welle der kirchlichen wie der allgemeinen<br />
Kultur, die damals in der zweiten Hälfte des l3. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
Pommern überflutet. Die Bewegung geht so sprunghaft vor sich,<br />
das? das Land sie gelegentlich kaum tragen kann^). Es mehren sich<br />
die Fälle, zumal in den Städten, wo der Landesherr das ausdrückliche<br />
Privileg erteilt, daß keine neue Kirchengründung ohne die<br />
Zustimmung der davon Betroffenen vorgenommen werden darf.<br />
Solche Privilegien erhalten z. B. die Bürgerschaft zu Barth (P. 604)<br />
<strong>und</strong> Strals<strong>und</strong> (P. 1581). oder einzelne bestehende Kirchen, wie in<br />
Kolberg (P.803) <strong>und</strong> Wollin (P. 1453). Mag immerhin in letzteren<br />
Fällen ein neidischer Wettbewerb leise mitgewirkt haben, daß die<br />
Nnzuträglichkeit lebhaft empf<strong>und</strong>en wurde, ist unleugbar. Für die<br />
Scharen der einströmenden Geistlichen <strong>und</strong> Ordensleute waren die<br />
Städte noch zu klein <strong>und</strong> die ländlichen Siedelungen zu dünn gesät.<br />
Besah doch die größte Stadt. Stettin, auf ihre paar Tausend Einwohner<br />
9 oder 10 Kirchen, darunter das starke Marienkapitel, den<br />
Iakobikonvent <strong>und</strong> 9 Ordenskirchen. In Wollin mit seinen vermutlich<br />
nur nach 5)<strong>und</strong>erten zählenden Einwohnern lag das Mißverhältnis<br />
noch krasser.<br />
Glücklicherweise dürfen wir sagen, daß die vereinzelten Melstände<br />
dem unschätzbaren Wert der Kirchengründungen <strong>für</strong> das gesamte<br />
öffentliche <strong>und</strong> geistige Leben keinen Abtrag tun können.<br />
Wenn wir von den kläglichen Verhältnissen im Reich — es ist ja<br />
die Zeit des Interregnums — den Blick auf den Osten lenken, so<br />
wird uns das Stück deutscher Arbeit, das die Kirche auf dem<br />
slavischen Missionsboden damals geleistet, immer mit höchster Bew<strong>und</strong>erung<br />
erfüllen. Einen wesentlichen Anteil an dieser Leistung<br />
hat Bischof Hermann persönlich. Er ist derjenige Kamminer Bischof<br />
gewesen, der die meisten Kirchen geweiht l)2t. Gewiß zeigt seine<br />
politische Tätigkeit, daß er nicht der fromme Glaubensbote war,<br />
mit dem „Schild des Gebetes der Brüder <strong>und</strong> dem Schutz des<br />
Erzengels Michael" Länder zu erobern. Wäre er das gewesen,<br />
er hätte zu jener Zeit in Kammin am verkehrten Platz gestanden.<br />
Und gerade daß er in der richtigen Erkenntnis seiner durch <strong>und</strong><br />
durch von machtpolitischen Bedingungen beherrschten Lage die vorhandenen<br />
Kräfte <strong>und</strong> Interessen in den Dienst auch der Kirch-<br />
i) Schon bald im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert läkt der Eifer um die Kirchen«<br />
stiftung nach. Dasselbe beobachten wir bei den Klostelgründungen, s. Wehrmann,<br />
<strong>Gesch</strong>. o. Pomm. I S. 163.