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272 Carl Loewe. Beitrage zur Kenntnis seines Lebens <strong>und</strong> Schaffens.<br />
Sie die neue Börse gesehen? 2. Sind Sie in 3rauendorf gewesen?<br />
3. haben Sie Loewe gehört?" Nachdem Laube der Iüllchower Sehenswürdigkeit,<br />
des Hauses Tilebein, mit recht verständigem Urteil<br />
gedacht hat, fährt er fort: „Der bekannte Komponist Loewe ist<br />
öfters in der Woche hier anzutreffen: seine Stellung in Stettin<br />
ist die eines Organisten an der Iakobiktrche, seine Stellung in der<br />
musikalischen Welt eine fast einzige- der Übergang vom Poeten,<br />
welcher mit Worten <strong>und</strong> Gedanken den bewußten Menschen bewegen<br />
will, zum Musiker, der mit Ausdrücken wirkt, welche Empfindungskriifte<br />
berühren. Empfindungskräfte, deren die Geistesoperation<br />
nicht habhaft werden kann, mit Tönen. Loewe steht<br />
mitten inne: seine Kompositionen haben noch so viel Geistesoperation<br />
des Poeten, daß die Musik nur ein Begleitendes, Untergeordnetes<br />
wird, <strong>und</strong> doch soviel des Eindrucks aus der geheimnisvollen<br />
Tonwelt, daß der bewußte Weg des Poeten umschleiert ist.<br />
Man sollte ihn vorzugsweise statt Musiker — Komponist nennener<br />
stellt zwei große Welten zusammen <strong>und</strong> ist mehr ein Talent<br />
als ein Genie. Das hier vermißte musikalische Genie ist freilich<br />
bei den meisten Musikern nur ein Instinkt, der nur im musikalischen<br />
Elemente eine Existenz hat <strong>und</strong> sein Verhältnis zur übrigen<br />
Welt nicht versteht, wer will aber etwas sagen gegen solche<br />
Kapricen der Gottheit, man nimmt sie hin wie eins der vielen<br />
Mysterien, in denen wir leben, <strong>und</strong> vergißt es gern, daß der unser<br />
Innerstes bewegende Musiker außer seiner Kunst ein Dummkopf<br />
sein könnte.<br />
Die überwiegende Richtung nach Goethescher Poesie bei Loewe<br />
ist aus Obigem erklärt) <strong>und</strong> daß er die Musik nur als eine Hilfs-<br />
Kunst betrachtet, eben daher. Diesem Rationalismus der Kunst<br />
steht als barer Gegensatz Mendelssohn-Bartholdy gegenüber, welcher<br />
die musikalische Welt als eine vollkommen selbständige geltend<br />
machen will <strong>und</strong> Lieder ohne Worte schreiben will. Dies gilt bei<br />
Loewe <strong>für</strong> baren Unsinn- ein solcher Vorwurf müßte aber dann<br />
freilich alle bloße Instrumentalmusik treffen. Ich glaube, wir<br />
werden wohl daran tun, uns beider Weisen zu erfreuen, bis<br />
einmal ein großer Geist die Geheimnisse der musikalischen Kunst<br />
definiert, <strong>und</strong> wir dann paragraphenweise dartun können, was<br />
unser herz bewegen soll, was nicht.<br />
Loewe selbst soll ein einfacher, bedeutender Mensch sein, der<br />
sich wie die meisten derartigen Figuren mehr in kleine Kreise <strong>und</strong><br />
wenig Menschen zurückzieht. In der Tat gibt es wenige Anlagen<br />
zu innerlich bedeutender Wirksamkeit, welche nicht eine Konzen-