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1 J.D. Pentecost; Bibel und Zukunft Alle Bibelzitate ... - Bibelkreis.ch

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Es war die große kate<strong>ch</strong>etis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule von Alexandrien - der Überlieferung na<strong>ch</strong> von Markus gegründet<br />

-, die mit einem Mal zur bedeutendsten S<strong>ch</strong>ule <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>er Exegese wurde. Sie wollte, wie zuvor Philo,<br />

Philosophie <strong>und</strong> Offenbarung vereinen, um so mit den entlehnten Juwelen Ägyptens das Heiligtum Gottes<br />

zu s<strong>ch</strong>mücken. Damit standen Clemens von Alexandrien <strong>und</strong> Origenes in direktem Gegensatz zu<br />

Tertullian <strong>und</strong> Irenäus ...<br />

Der erste Lehrer dieser S<strong>ch</strong>ule, der zu Ansehen gelangte, war der ehrwürdige Pantänus, ein<br />

konvertierter Stoiker, von dessen S<strong>ch</strong>riften uns nur ein paar Fragmente erhalten geblieben sind. Ihm<br />

folgte Clemens von Alexandrien, der - vom göttli<strong>ch</strong>en Ursprung der grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Philosophie überzeugt -<br />

freimütig lehrte, daß die ganze S<strong>ch</strong>rift allegoris<strong>ch</strong> zu verstehen sei.<br />

In dieser S<strong>ch</strong>ule entwickelte Origenes eine Methode zur allegoris<strong>ch</strong>en Deutung der S<strong>ch</strong>rift. S<strong>ch</strong>aff, ein<br />

unvoreingenommener Zeuge, faßt Origenes' Einfluß wie folgt zusammen:<br />

Origenes war der erste, der in Anlehnung an die allegoris<strong>ch</strong>e Methode des jüdis<strong>ch</strong>en Platonisten Philo,<br />

eine formale Auslegungstheorie vorlegte, die er mit bemerkenswertem Fleiß <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>arfsinn in einer<br />

langen Serie exegetis<strong>ch</strong>er Werke zur Anwendung bra<strong>ch</strong>te, wobei aber die handfesten Ergebnisse dieser<br />

Arbeit eher dürftig waren. Er hielt die <strong>Bibel</strong> für einen lebendigen Organismus, der drei Elemente<br />

enthalte, die gemäß der platonis<strong>ch</strong>en Psy<strong>ch</strong>ologie den Leib, die Seele <strong>und</strong> den Geist des Mens<strong>ch</strong>en<br />

ansprä<strong>ch</strong>en. Dementspre<strong>ch</strong>end legte er der S<strong>ch</strong>rift einen dreifa<strong>ch</strong>en Sinn bei: (1) einen körperli<strong>ch</strong>en,<br />

wörtli<strong>ch</strong>en oder historis<strong>ch</strong>en Sinn, der si<strong>ch</strong> unmittelbar aus der jeweiligen Wortbedeutung ergebe, aber<br />

ledigli<strong>ch</strong> als Vehikel für eine höhere Idee diene; (2) einen seelis<strong>ch</strong>en oder moralis<strong>ch</strong>en Sinn, der den<br />

wörtli<strong>ch</strong>en Sinn belebe <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong> zur Erbauung diene; (3) einen geistigen oder mystis<strong>ch</strong>en <strong>und</strong><br />

vollkommenen Sinn, für alle, die si<strong>ch</strong> auf der hohen Stufe philosophis<strong>ch</strong>er Erkenntnis befänden. Bei der<br />

Anwendung dieser Theorie kam er dur<strong>ch</strong> Vergeistigen immer mehr vom Bu<strong>ch</strong>staben der S<strong>ch</strong>rift ab, s<strong>ch</strong>lug<br />

also dieselbe Ri<strong>ch</strong>tung wie Philo ein ... anstatt ganz einfa<strong>ch</strong> den Sinn eines <strong>Bibel</strong>textes herauszuarbeiten,<br />

las er alle mögli<strong>ch</strong>en fremden Ideen <strong>und</strong> unbedeutenden Phantastereien hinein. Aber dieses<br />

<strong>Alle</strong>gorisieren traf den Ges<strong>ch</strong>mack der damaligen Zeit. Mit seinem s<strong>ch</strong>öpferis<strong>ch</strong>en Geist <strong>und</strong> seiner<br />

imponierenden Gelehrsamkeit war Origenes die exegetis<strong>ch</strong>e Autorität der frühen Kir<strong>ch</strong>e, bis s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong><br />

seine Orthodoxie in Mißkredit geriet.<br />

Ein starker Impuls für die Annahme der allegoris<strong>ch</strong>en Methode war der Aufstieg des Kir<strong>ch</strong>entums <strong>und</strong><br />

das Besinnen auf die Autorität der Kir<strong>ch</strong>e in allen lehrmäßigen Fragen. Augustinus war - so Farrar - einer<br />

der ersten, der die S<strong>ch</strong>rift der Auslegung der Kir<strong>ch</strong>e anpaßte.<br />

Die Exegese von Augustinus ist dur<strong>ch</strong> die alleroffenk<strong>und</strong>igsten Fehler gekennzei<strong>ch</strong>net.... Er erließ die<br />

Regel, daß die <strong>Bibel</strong> unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> vertretenen Lehre auszulegen sei, <strong>und</strong> daß<br />

jeder Ausdruck der S<strong>ch</strong>rift mit allen anderen in Einklang stehe ...<br />

...Indem er die seit Generationen immer wieder vorgetragene Regel Philos <strong>und</strong> der Rabbinen aufgriff,<br />

daß alles in der S<strong>ch</strong>rift, das in irgendeiner Weise unorthodox oder unmoralis<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>eine, mystis<strong>ch</strong><br />

auszulegen sei, s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>te er seine eigene Lehre von der übernatürli<strong>ch</strong>en Inspiration, gab er do<strong>ch</strong> zu, daß<br />

viele "vom Heiligen Geist ges<strong>ch</strong>riebene" Abs<strong>ch</strong>nitte abzulehnen wären, wenn man sie in ihrem<br />

offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Sinn zu verstehen hätte. Darüber hinaus öffnete er willkürli<strong>ch</strong>er Phantasie die Tür.<br />

Und weiter:<br />

... Wenn wir uns erst einmal für das allegoris<strong>ch</strong>e Prinzip ents<strong>ch</strong>ieden haben, wenn wir erst einmal die<br />

Regel anerkannt haben, daß ganze Abs<strong>ch</strong>nitte, ja, Bü<strong>ch</strong>er, der S<strong>ch</strong>rift von einer bestimmten Sa<strong>ch</strong>e reden,<br />

während sie eine ganz andere meinen, dann ist der Leser auf Gedeih <strong>und</strong> Verderb den Launen des<br />

Auslegers ausgeliefert. Außer den Diktaten der Kir<strong>ch</strong>e bleibt ihm rein gar ni<strong>ch</strong>ts, dessen er si<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er<br />

sein kann. Nun wurde die Autorität "der Kir<strong>ch</strong>e" zu allen Zeiten fäls<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> für die anmaßende Tyrannei<br />

fals<strong>ch</strong>er herrs<strong>ch</strong>ender Meinungen in Anspru<strong>ch</strong> genommen. In den Tagen des Märtyrers Justin <strong>und</strong> des<br />

Origenes waren die Christen dur<strong>ch</strong> eine zwingende Notwendigkeit zur allegoris<strong>ch</strong>en Auslegung getrieben<br />

worden. Sie war das einzige ihnen bekannte Mittel, um das Evangelium mit einem S<strong>ch</strong>lag von den Fesseln<br />

des Judaismus zu lösen. Sie benutzten sie, um fanatis<strong>ch</strong>e Ketzer zu widerlegen, denen sie primitives<br />

Festhalten am Bu<strong>ch</strong>staben vorwarfen, <strong>und</strong> um die philosophis<strong>ch</strong>en Lehren mit den Wahrheiten des<br />

Evangeliums in Einklang zu bringen. Aber zur Zeit Augustinus' war diese Methode dazu verkommen,<br />

Erfindungsrei<strong>ch</strong>tum zur S<strong>ch</strong>au zu stellen <strong>und</strong> das Kir<strong>ch</strong>entum zu unterstützen. Sie war zur Quelle eines<br />

J.D.<strong>Pentecost</strong> 18

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