1 J.D. Pentecost; Bibel und Zukunft Alle Bibelzitate ... - Bibelkreis.ch
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VII. Die na<strong>ch</strong>reformatoris<strong>ch</strong>e Periode<br />
Die na<strong>ch</strong>reformatoris<strong>ch</strong>e Periode war dur<strong>ch</strong> eine große Zahl von Männern gekennzei<strong>ch</strong>net, die alle die<br />
wörtli<strong>ch</strong>e oder grammatikalis<strong>ch</strong>-historis<strong>ch</strong>e Auslegungsmethode anwandten <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> in dieser Beziehung<br />
eng an die Reformatoren hielten. Dazu Farrar:<br />
...Wenn Luther der Prophet der Reformation war, so war Calvin, Melan<strong>ch</strong>ton (als Vertreter im<br />
deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Raum), der Lehrer .... Zwingli, der völlig unabhängig gearbeitet hatte, war in dieser<br />
Frage zu Ansi<strong>ch</strong>ten gelangt, die in allen wesentli<strong>ch</strong>en Punkten mit denen Luthers übereinstimmten ....<br />
Ihnen folgte eine Vielzahl von reformatoris<strong>ch</strong>en Auslegern, die si<strong>ch</strong> alle eifrig um die Verbreitung der<br />
Wahrheiten bemühten, zu deren Erkenntnis sie dur<strong>ch</strong> die deuts<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Reformatoren<br />
gelangt waren. An dieser Stelle soll es genügen, ledigli<strong>ch</strong> die folgenden Namen aufzuführen: Oecolampad<br />
(1581), Butzer (1551), Brenz (1570), Bugenhagen (1558), Musculus (1563), Camerarius (1574),<br />
Bullinger (1575), Chemnitz (1586) <strong>und</strong> Beza (1605). Sie alle stimmten in ihren Prinzipien gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong><br />
überein. Sie lehnten die s<strong>ch</strong>olastis<strong>ch</strong>en Methoden ab; sie weigerten si<strong>ch</strong>, die exklusive Vorherrs<strong>ch</strong>aft<br />
patristis<strong>ch</strong>er Autoritäten <strong>und</strong> der Kir<strong>ch</strong>entradition anzuerkennen; sie wiesen die bis dahin dominierende<br />
vierfa<strong>ch</strong>e Deutung zurück; sie vermieden <strong>Alle</strong>gorien; sie studierten die biblis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>en; sie a<strong>ch</strong>teten<br />
sorgfältig auf den wörtli<strong>ch</strong>en Sinn; sie glaubten an die Verständli<strong>ch</strong>keit <strong>und</strong> Hinlängli<strong>ch</strong>keit der S<strong>ch</strong>rift;<br />
sie studierten die ganze S<strong>ch</strong>rift <strong>und</strong> dabei insbesondere all ihre inhaltli<strong>ch</strong>en Hinweise auf Christus...<br />
Man könnte nun erwarten, daß es zu einem kräftigen Wa<strong>ch</strong>stum s<strong>ch</strong>riftgemäßer Exegese gekommen<br />
wäre, na<strong>ch</strong>dem die Gr<strong>und</strong>lage für die wörtli<strong>ch</strong>e Auslegungsmethode gelegt worden war. Stattdessen<br />
offenbart die Auslegungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ein beharrli<strong>ch</strong>es Festhalten an überlieferten Glaubensbekenntnissen<br />
<strong>und</strong> Auslegungen der Kir<strong>ch</strong>e, dem nur ein bes<strong>ch</strong>eidener Forts<strong>ch</strong>ritt der ges<strong>und</strong>en, s<strong>ch</strong>riftgemäßen<br />
Auslegung gegenübersteht.<br />
Denno<strong>ch</strong> bringt diese Epo<strong>ch</strong>e sol<strong>ch</strong>e Exegeten <strong>und</strong> Gelehrte hervor wie Johannes Ko<strong>ch</strong>, Professor in<br />
Leiden (1669), Johann Jakob Wettstein, Professor in Basel (1754), der auf die S<strong>ch</strong>rift genau dieselben<br />
Auslegungsprinzipien wie auf andere Bü<strong>ch</strong>er anwandte, Johann Albre<strong>ch</strong>t Bengel (1752) <strong>und</strong> andere, die<br />
für ihren Beitrag zur Kritik <strong>und</strong> Auslegung berühmt wurden <strong>und</strong> das F<strong>und</strong>ament für moderne Exegeten<br />
wie Lightfoot, Westcott, Ellicott <strong>und</strong> andere legten.<br />
Johann August Ernesti war ein Mann, der si<strong>ch</strong> große Verdienste um die Systematisierung der wörtli<strong>ch</strong>en<br />
Methode der Auslegung erworben hat. Über ihn s<strong>ch</strong>reibt Terry:<br />
Die bedeutendste Persönli<strong>ch</strong>keit in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Exegese des a<strong>ch</strong>tzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts war wohl<br />
Johann August Ernesti, dessen 'Prinzipien zur Auslegung des Neuen Testamentes' (Institutio Interpretis<br />
Nove Testamenti, Leipzig 1761) von vier Generationen biblis<strong>ch</strong>er Gelehrter als Standardwerk zur<br />
Hermeneutik anerkannt wurde. Hagenba<strong>ch</strong> meint: 'Er wird als Begründer einer neuen exegetis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>ule angesehen. Er hatte das einfa<strong>ch</strong>e Prinzip, die <strong>Bibel</strong> konsequent gemäß ihrer eigenen Spra<strong>ch</strong>e<br />
auszulegen <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> dabei weder dur<strong>ch</strong> irgendeine äußere Autorität wie die der Kir<strong>ch</strong>e, no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> das<br />
eigene Gefühl, no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> eine verspielte <strong>und</strong> allegorisierende Phantasie - wie dies bei den Mystikern oft<br />
der Fall gewesen war -, no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> irgendein philosophis<strong>ch</strong>es System beste<strong>ch</strong>en zu lassen.'<br />
Die Feststellung Horatius Bonars soll als Zusammenfassung der exegetis<strong>ch</strong>en Prinzipien dienen, die zur<br />
Gr<strong>und</strong>lage für jede wirkli<strong>ch</strong> biblis<strong>ch</strong>e Auslegung wurden. Er s<strong>ch</strong>reibt:<br />
...bei der wörtli<strong>ch</strong>en Auslegung des ganzen Wortes Gottes - sei es unter historis<strong>ch</strong>en, dogmatis<strong>ch</strong>en oder<br />
prophetis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten - empfinde i<strong>ch</strong> eine größere Zuverlässigkeit. 'Wenn mögli<strong>ch</strong>, wörtli<strong>ch</strong>' ist<br />
na<strong>ch</strong> meinem Dafürhalten die einzige Maxime, die uns angefangen vom ersten Bu<strong>ch</strong> Mose bis hin zur<br />
Offenbarung si<strong>ch</strong>er dur<strong>ch</strong> das Wort Gottes führt.<br />
Trotz der Fesseln, die man dur<strong>ch</strong> Dogmatismus <strong>und</strong> Überbetonung des jeweiligen Bekenntnisses der<br />
Auslegung aufzuerlegen su<strong>ch</strong>te, entwickelten si<strong>ch</strong> während dieser Periode bestimmte gute Prinzipien der<br />
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