Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
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11. Strebungen nach Normalisierung des Migrantenlebens durch Verantwortungsübernahme<br />
Es wird bemerkt, dass die politische Sympathie der Ausländer darauf gerichtet wird, wie groß die Partei ist <strong>und</strong> ob die Partei humane<br />
<strong>und</strong> soziale Einrichtungen hat.<br />
Migranten fühlen sich ernst genommen, wenn sie in die Verantwortung vor allem auch in der Phase der Entscheidung mit einbezogen<br />
werden. Für so einen „Erfolg“ sind sie bereit, sich mehr <strong>und</strong> mehr an die Gesellschaft anzupassen, <strong>und</strong> besser gesagt, sich zu integrieren<br />
oder integrieren zu lassen. Hier haben die ausländischen <strong>Verein</strong>e versucht, ihre Mitglieder zu motivieren <strong>und</strong> Verantwortung in der<br />
Gesellschaft zu übernehmen. Natürlich kann man diese Ziele nur erreichen, wenn die gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen Kräfte diese<br />
Bestrebungen unterstützen. Um das Selbstbewusstsein der Migranten zu stärken, sollen die Bereiche der Bildung <strong>und</strong> der Arbeit<br />
normalisiert werden. Diese Erwartung an die Politik wird immer lauter, damit eine Gleichstellung von Ausländern gegenüber Deutschen<br />
erreicht wird.<br />
Die <strong>Verein</strong>e haben auch hier die Verantwortung übernommen <strong>und</strong> versuchen, bürgerliche Initiativen durch Begleitung der Wohlfahrtsverbände<br />
zu ersetzen, indem sie sich <strong>für</strong> ständige Hausaufgabenbetreuung <strong>und</strong> Jugendpflege einsetzen. Hier war eine Bereicherung<br />
<strong>für</strong> diese Aktivitäten das Gründen von Familien- <strong>und</strong> anderen Initiativen zum interkulturellen Dialog, wo Deutsche <strong>und</strong> Nichtdeutsche<br />
gleichberechtigt die Verantwortung <strong>für</strong> die Projekte übernehmen konnten.<br />
12. Versuche der Migrantenvertretung<br />
Die Versuche der Migrantenvertretung waren <strong>und</strong> sind immer, aus dem Zueinander kein Gegeneinander werden zu lassen, sondern<br />
ein Miteinander entstehen zu lassen – oft nach vielem Nebeneinander. Dies versuchen die ausländischen <strong>Verein</strong>e, obwohl sie wissen,<br />
wie schwer dies ist. Aber Realitäten fangen immer als Träume an. Plötzlich steht man vor einer anderen wiederholten Realität: Diskriminierung,<br />
Vorurteile, Rassismus …, dann denkt man, wozu habe ich nun so viele Jahre das Miteinander einzuüben versucht? Zur<br />
Beruhigung <strong>und</strong> zur Ermutigung spürt man die langsame positive Entwicklung, wenn man einmal Halt macht, nach rechts <strong>und</strong> links<br />
schaut <strong>und</strong> dann die gesicherte Straße zum Ziel überquert. So ungefähr verstehen die engagierten Migranten ihre Lage als Mitglieder<br />
in den Gewerkschaften oder in den Parteien.<br />
Antwort der Gesellschaft<br />
13. Migranten – so nah, so fremd<br />
Die positive gesellschaftliche Entwicklung durch die Verantwortung der Migranten <strong>und</strong> ihren Vertretungen spürt man im Alltag durch<br />
die zunehmende Akzeptanz der Gesellschaft <strong>für</strong> die Migranten <strong>und</strong> ihre Besonderheiten (Hautfarbe, Sprache, Tradition, Religion <strong>und</strong><br />
Bekleidung). Man spürt heute die Nähe trotz der Fremdheit. Aktionen unter den Nachbarn, von den Kirchen bzw. den Wohlfahrtsverbände<br />
bringen beide Teile der Gesellschaft näher zueinander, dann fängt die Aufgabe an, von beiden Seiten die Nähe weiterzuspüren,<br />
zu genießen <strong>und</strong> zu pflegen. Der Prozess der Integration ist damit gestartet.<br />
Auf den kommunalen Ebenen wie auch auf den Ebenen der Länder <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>es verzeichnen wir eine rege Gründung von R<strong>und</strong>en<br />
Tischen, um das gemeinsame Leben nach Meinungsaustausch weiterzugestalten.<br />
Nicht zuletzt erleichtern die Reformen der Migrationgesetze das Miteinander im Leben <strong>und</strong> die Öffnung von neuen Zukunftsperspektiven<br />
<strong>für</strong> beide Teile der Gesellschaft.<br />
Auf der anderen Seite des Miteinanderlebens verzeichnen wir immer noch starke Ablehnung des Miteinanders durch den Rassismus<br />
<strong>und</strong> die Diskriminierung. Aufgabe der Migrantenvertretungen ist hier die Stärkung des Selbstbewusstseins der Minderheiten, damit sie<br />
sich nicht isolieren, einschüchtern oder gettoisieren lassen, was ein Verlust der gemeinsamen richtig unternommenen Schritte wäre. Auf<br />
der anderen Seite sollen die unberechtigten Ängste diskutiert <strong>und</strong> ehrlich durchgesprochen werden, <strong>und</strong> wo Handlungsbedarf auf beiden<br />
Seiten notwendig ist, sollen die gesellschaftlichen Kräfte sich weiter einbündeln <strong>und</strong> sich gegenseitig stärken.<br />
Selbstorganisation<br />
14. Gründe des Organisierens unter den Migranten<br />
In der letzten Zeit haben wir verzeichnet, dass Migranten viele Eigeninitiativen <strong>und</strong> <strong>Verein</strong>e gegründet haben. Man hat gemerkt, dass<br />
die traditionellen Religions- bzw. Nationalvereine nicht im Mittelpunkt ihrer Aufgabe die Betreuung der späteren Generationen haben.<br />
Die Aufgaben <strong>und</strong> die Gründe dieser „neuen“ <strong>Verein</strong>sgenerationen waren <strong>und</strong> sind:<br />
a. Mittlerrolle zwischen den Kulturen:<br />
Zuerst hat man versucht, der eigenen neuen Kindergeneration die Kultur der Eltern zu vermitteln, um familiäres Verständnis bzw.<br />
Frieden zu schaffen. Langsam sehen diese Organisationen sich als Vertreter der Mehrheitsgesellschaft, die fähig ist, zwischen beiden<br />
Kulturen auch in der Öffentlichkeit zu vermitteln.<br />
b. Korrektur der Defizite in der Ausländerpolitik:<br />
Nach den Vorgaben der herkömmlichen Integrations- <strong>und</strong> Assimilationsmodellen soll spätestens mit der dritten Einwanderungsgeneration<br />
deren weitgehende Absorption durch die aufnehmende Gesellschaft erreicht <strong>und</strong> der Anpassungsprozess der Minderheiten<br />
an die Mehrheit zu einem „Ende“ gekommen sein. Die Bilanz nach knapp fünf Jahrzehnten der Migration fällt ernüchternd aus.<br />
Die zweiten <strong>und</strong> späteren Generationen der Migranten haben unter diesen Gedanken gelitten, da die angebotenen Programme nicht die<br />
Besonderheiten der Kulturen <strong>und</strong> Familienstrukturen in Betracht genommen haben.<br />
c. Interpretation der gesellschaftlichen Ereignissen:<br />
Die Gesellschaft hat über Jahrzehnte in der Migrationsgeschichte die Ereignisse nur einseitig interpretiert <strong>und</strong> da<strong>für</strong> die Lösungen gesucht.<br />
Dabei hat man einen Teil der gesellschaftlichen Faktoren übersehen, <strong>und</strong> damit verlieren Teile der Programme ihre Kompatibilität<br />
bei allen gesellschaftlichen Schichten <strong>und</strong> Facetten. Darunter fällt z.B. die Behandlung der Ausländerfeindlichkeit, ob sie eine<br />
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