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Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge

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Kinder <strong>und</strong> Jugendliche haben ein Recht auf Erziehung <strong>und</strong> auf klare Regeln. Wichtige Maßstäbe sind dabei das Recht auf gewaltfreie<br />

Erziehung <strong>und</strong> das Lernen gewaltfreier Konfliktregelung. Kinder müssen auch an erster Stelle in der Familie lernen, wie man mit den<br />

Medien umgeht <strong>und</strong> in der Fülle der Angebote eine sinnvolle Auswahl trifft.<br />

Die hier in Freiburg vertretenen sozialen Organisationen verfügen über einen reichen Schatz an Erfahrungen <strong>und</strong> Kompetenzen, was<br />

Familienberatung <strong>und</strong> Familienbildung, Kinderschutz <strong>und</strong> Jugendhilfe angeht. Es gibt viele gute konzeptionelle Ansätze, zum Beispiel<br />

die Familienzentren. Es gibt Elternbriefe, Internetangebote, Studien – alles das ist notwendig <strong>und</strong> wird aus meinem Ministerium in<br />

vielen Fällen gefördert.<br />

Wir brauchen darüber hinaus weitere Ideen. Zum Beispiel, wie wir in den Schulunterricht familienk<strong>und</strong>liche Elemente einbauen bzw.<br />

verstärken können. Oder wie wir die großen Fernsehanstalten zu mehr Engagement im Hinblick auf Erziehungsfragen in Sendungen<br />

mit hohen Einschaltquoten bewegen können.<br />

Ich will ein Beispiel da<strong>für</strong> nennen. Wir starten in diesen Tagen die Kampagne “SCHAU HIN!" Partner sind unter anderen die Zeitschrift<br />

Hörzu, die ARD, die Computer-Firma Intel. Die Kampagne will Erwachsenen helfen, Kinder zu einem bewussten Umgang mit<br />

Gewaltdarstellungen in elektronischen Medien hinzuführen.<br />

Diese Initiative braucht Sachverstand. Deshalb sind Verbände <strong>und</strong> Institutionen eingeladen, ihr Wissen einzubringen. Ihre Kompetenzen<br />

sind wichtig, um die inhaltliche Qualität der Initiative sicherzustellen.<br />

Kindeswohl, sozialer Nutzen <strong>und</strong> ökonomische Effizienz können sich sinnvoll ergänzen. Der Ausbau der Kinderbetreuung bietet mittelfristig<br />

beträchtliche volkswirtschaftliche Effekte. Berechnungen zum Beispiel des DIW ergeben Gewinne, die bis zu dreimal so hoch<br />

sind wie die Kosten.<br />

Das ist die gesamtwirtschaftliche Seite. Untersuchungen aus den USA belegen, dass es auch handfeste betriebswirtschaftliche Argumente<br />

<strong>für</strong> eine familienfre<strong>und</strong>liche Unternehmenspolitik gibt. Deshalb nun:<br />

Fünftens <strong>und</strong> <strong>für</strong> heute letztens:<br />

Von entscheidender Bedeutung <strong>für</strong> unternehmerische Produktivität wie eine taugliche soziale Architektur ist die Balance von<br />

Familienleben <strong>und</strong> Arbeitswelt.<br />

Hierzulande ist die eben erwähnte "betriebswirtschaftliche" Herangehensweise noch wenig eingeführt <strong>und</strong> nicht empirisch belegt.<br />

Deshalb freue ich mich, dass sich eine Reihe von Unternehmen, große aber auch mittlere <strong>und</strong> kleinere, bereit erklärt haben, in<br />

Zusammenarbeit mit meinem Hause nach strengen betriebswirtschaftlichen Rechnungen Effekte von Familienfre<strong>und</strong>lichkeit zu<br />

überprüfen. Ich bin mir sicher, dass wir dabei auch in Deutschland zu positiven Ergebnissen kommen: Familienfre<strong>und</strong>lichkeit lohnt<br />

sich, im wahrsten Sinne des Wortes. Im Sommer werde ich die entsprechende Auswertung der Öffentlichkeit vorstellen.<br />

Ohne das aktive Mitwirken von Unternehmen <strong>und</strong> ohne Gewerkschaften, die beide gemeinsam den Schlüssel <strong>für</strong> die Veränderung von<br />

„Berufszeit“ in den Händen halten, wird es keine angemessene neue Konzeption von Zeit <strong>für</strong> Kinder geben, <strong>für</strong> Familienzeit. Im<br />

Rahmen einer entstehenden „Allianz <strong>für</strong> Familie“ diskutiere ich das mit den Spitzen der Gewerkschaften <strong>und</strong> der deutschen Wirtschaft.<br />

Erforderlich ist ergänzend zur Bereitstellung unterschiedlicher Module <strong>öffentliche</strong>r <strong>und</strong> <strong>private</strong>r Betreuung, die Entwicklung einer<br />

familien- <strong>und</strong> frauenfre<strong>und</strong>lichen Unternehmenskultur. Aus meiner Sicht sollten folgende Gesichtspunkte im Mittelpunkt gemeinsamer<br />

Positionsfindung bis Anfang 2004 <strong>und</strong> anschließender <strong>Verein</strong>barungen stehen:<br />

• Angebote flexibler Arbeitszeiten <strong>und</strong> Arbeitsorganisation,<br />

• betriebliche Infrastruktur von Kinder- <strong>und</strong> Angehörigenbetreuung ergänzend zu den <strong>öffentliche</strong>n Angeboten,<br />

• eine familienbewusste Personalentwicklung,<br />

• Wiedereinstieg nach der Familienphase.<br />

Mit den Spitzenverbänden der Wirtschaft habe ich kürzlich vereinbart, dass wir in diesem Jahr erstmals in Deutschland einen Monitor<br />

Familienfre<strong>und</strong>lichkeit durchführen. Diese repräsentative Untersuchung darüber, wie familienfre<strong>und</strong>lich die deutschen Unternehmen<br />

sind, ist Ende April als gemeinsames Projekt angelaufen. Die ersten wichtigen Ergebnisse werden wir im Oktober vorstellen <strong>und</strong> mit<br />

Handlungsempfehlungen versehen.<br />

Telearbeit, flexible Arbeitszeiten <strong>und</strong> innovative Betreuungsmöglichkeiten werden heute schon mit guten Ergebnissen in manchen<br />

Unternehmen eingesetzt. Mit der Elternzeit <strong>und</strong> dem Anspruch auf Teilzeitbeschäftigung sind wichtige rechtliche Voraussetzungen<br />

geschaffen. Unternehmen können <strong>und</strong> sollen ihren Teil beitragen.<br />

Aber auch die Gewerkschaften orientieren sich in ihrer Arbeitsmarktpolitik noch zu stark an dem Muster des allein verdienenden männlichen<br />

Erwerbstätigen. Sie könnten sich stärker <strong>für</strong> Anerkennungs- <strong>und</strong> Entlastungsregeln <strong>für</strong> Familien auch über Tarifvereinbarungen einsetzen.<br />

Zu überlegen ist, ob wir mittelfristig – <strong>und</strong> leider aus finanziellen Gründen sicherlich nicht in dieser Legislaturperiode – wenigstens ein<br />

Jahr der Elternzeit mit Lohnersatzfunktion ausstatten wie in Schweden <strong>und</strong> anderen skandinavischen Ländern. Die Folge solcher Regelungen<br />

dort ist eine deutlich höhere Inanspruchnahme eines Teils der Elternzeit durch die Väter.<br />

Schon heute kann die Wirtschaft angesichts des Fachkräftemangels nicht mehr auf das Potenzial von gut ausgebildeten Frauen<br />

verzichten. Bleibt es bei der niedrigen Geburtenrate, wird die Wirtschaft in absehbarer Zeit große Probleme bekommen, was Arbeitskräfte<br />

<strong>und</strong> im Übrigen auch die Zahl der K<strong>und</strong>en ihrer Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen angeht. Die vorhin angeführten Studien aus den<br />

USA sind in ihren Ergebnissen jedenfalls eindeutig: Eine familien- <strong>und</strong> frauenfre<strong>und</strong>liche Unternehmenskultur stärkt die Motivation<br />

<strong>und</strong> führt zu besseren Arbeitsergebnissen.<br />

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