Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
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Die Nationale <strong>Verein</strong>igung der Organisationen von Personen, die von HIV/AIDS betroffen sind (National Union of the Organisations<br />
of the Persons Affected by HIV/AIDS, UNOPA) ist eine nichtstaatliche, gemeinnützige <strong>Verein</strong>igung, gebildet von 19 Organisationen<br />
<strong>und</strong> Stiftungen von infizierten <strong>und</strong> betroffenen Personen (die meisten davon sind <strong>Verein</strong>igungen von Eltern, derer Kinder mit<br />
HIUV/AIDS infiziert sind). Das Nationale Netzwerk wurde im Juni 2000 gegründet. Die Haupttätigkeiten der UNOPA während der<br />
vergangenen zwei Jahre waren:<br />
-Vertretung der Mitgliedorganisationen in Verbindung mit nationalen <strong>und</strong> lokalen Behörden<br />
- Vertretung <strong>und</strong> Lobbying <strong>für</strong> die Förderung <strong>und</strong> den Schutz der Rechte von Personen in Rumänien, die von HIV/AIDS betroffen sind<br />
- aktive Mitwirkung bei den Sitzungen der Nationalen HIV/AIDS-Kommission<br />
- Öffentlichkeitsarbeit durch verschiedene Aktionen <strong>und</strong> Kampagnen zur Förderung des <strong>öffentliche</strong>n Bewusstseins <strong>für</strong> die Probleme<br />
von Personen, die von HIV/AIDS betroffen sind,<br />
- Rechtsvertretung <strong>für</strong> Personen mit HIV/AIDS,<br />
- finanzielle <strong>und</strong> technische Unterstützung <strong>für</strong> die Organisationen <strong>und</strong> Mitglieder der <strong>Verein</strong>igung,<br />
- Ausarbeitung von Entwürfen <strong>für</strong> die Verbesserung einer spezifischen Gesetzgebung,<br />
- partnerschaftliche Zusammenarbeit nationalen <strong>und</strong> internationalen Institutionen <strong>und</strong> Organisation zur Initiierung <strong>und</strong> Implementierung<br />
effektiver Programme,<br />
- Organisation von Seminaren <strong>und</strong> von Zusammenkünften mit nationaler <strong>und</strong> internationaler Beteiligung.<br />
Die UNOPA hat eine eigene Charta mit gr<strong>und</strong>sätzlichen Prinzipien aufgestellt, die unter dem folgenden Motto steht: „Was wir ohne die<br />
anderen tun, ohne sie einzubeziehen, bedeutet, gegen sie zu handeln“. Die Charta enthält folgende Punkte:<br />
1. Das Recht auf Leben der mit HIV/AIDS infizierten <strong>und</strong> davon betroffenen Personen<br />
2. Das Prinzip der Nicht-Diskriminierung<br />
3. Die Anerkennung der Rechte der mit HIV/AIDS infizierten oder davon betroffenen Personen <strong>und</strong> ihrer Organisationen<br />
4. Das Prinzip der Solidarität<br />
5. Das Prinzip der Verantwortlichkeit der mit HIV/AIDS Infizierten oder davon Betroffenen <strong>und</strong> ihrer Angehörigen.<br />
Mit den oben erwähnten Beispielen sollen unterschiedliche Aspekte des Einbezugs <strong>und</strong> der Partizipation der betroffenen Bevölkerungsgruppen<br />
beleuchtet <strong>und</strong> deutlich gemacht werden <strong>und</strong> welches, unter den Gegebenheiten der sozioökonomischen Wirklichkeiten<br />
im heutigen Rumänien, die Gesetzgebung, die Positionen der Politik <strong>und</strong> die Haltungen bezogen auf diese Fragestellungen sind.<br />
Weil das Konzept des Einbezugs <strong>und</strong> der Partizipation häufig verb<strong>und</strong>en ist mit Faktoren wie: allgemeine Lebensbedingungen, Wohnstandards,<br />
Ernährungssituation <strong>und</strong> soziale Wohlfahrt, möchte ich nochmals festhalten, dass mein Zugang zum Thema beeinflusst war<br />
durch die spezifische ökonomische <strong>und</strong> kulturelle Situation Rumäniens.<br />
Dirk Jarré bedankt sich <strong>für</strong> das Referat, das beeindruckend war, insbesondere auch, was die Rolle der Freiwilligen, der Nichtregierungsorganisationen<br />
in dem Prozess anbelangt <strong>und</strong> welche Anerkennung diese durch den Staat erhalten. Dies erinnert ihn an einen Beitrag<br />
von Walter Schwimmer, dem Generalsekretär des Europarates, der an der Konferenz in Berlin im Oktober 2001 in seiner<br />
Eröffnungsrede zur Rolle von sozialen Diensten in nachhaltigen sozialen Entwicklungen sagte, dass die Frage, die wir uns selbst stellen<br />
müssten, die sei, wie wir eine Gesellschaft bilden könnten, bei der jedermann das Gefühl habe, es stehe etwas auf dem Spiel, eine<br />
Gesellschaft des Zusammenhalts, der Nachhaltigkeit.<br />
Es ist sehr wichtig <strong>und</strong> wird sehr begrüsst, dass in einer demokratischen Gesellschaft die Nutzer sozialer Dienste nicht länger als passive<br />
Empfänger von Unterstützung betrachtet werden, sie sollen in der Lage sein, ihre eigenen Bedürfnisse zu definieren <strong>und</strong> Lösungsmöglichkeiten<br />
<strong>für</strong> die Bewältigung ihrer individuellen Probleme zu diskutieren.<br />
Frage aus dem Publikum: Wir sind in der Tat sehr beeindruckt davon, was in Rumänien in den letzten 10 Jahren sozusagen aus dem<br />
Nichts aufgebaut worden ist. Welches ist eine erste Bilanz der Erfahrungen, die gemacht wurden mit der Hilfestellung <strong>und</strong> den<br />
Hinweisen, mit den gewünschten oder auch weniger gewünschten Ratschlägen aus anderen Staaten, insbesondere auch aus Westeuropa?<br />
Rumänien ist doch sehr eigenständig seinen Weg gegangen. Ist es möglich zu quantifizieren, wie viele der Ratschläge oder der<br />
Modelle sich als tauglich bzw. auf die Situation in Rumänien übertragbar erwiesen haben, gibt es dazu Untersuchungen? Die Frage wird<br />
auch deshalb gestellt, weil der Austausch im Europarat über die Grenzen hinweg eine wichtige Funktion dieses Gremiums darstellt.<br />
Carmen I. Manu: Es ist schwierig, diese Frage in Bezug auf die sozialen Dienste zu beantworten, da wir uns in der ersten Zeit darauf<br />
konzentrieren mussten, Hilfen <strong>für</strong> die Armen bereitzustellen <strong>und</strong> deshalb zunächst eine Sozialhilfe aufbauen mussten. Dann hat sich der<br />
Staat mit der Entwicklung sozialer Dienste befasst, vor allem <strong>für</strong> Kinder in schwierigen Situationen. Wir sind dabei auf dem Weg,<br />
Alternativen zu Heimunterbringungen zu schaffen, <strong>und</strong> im Laufe der nächsten 4–5 Jahre wollen wir, dass alle Kinder bis zum<br />
3. Lebensjahr in Pflegefamilien statt in Heimen leben. Wir haben auch neue Familienmodelle entwickelt, bei denen mehrere Kinder<br />
aufgenommen werden <strong>und</strong> <strong>für</strong> eine längere Zeit in einer stabilen Situation aufwachsen können. Es wurden Pflegedienste <strong>für</strong> ältere<br />
Personen eingerichtet, die in einer Notsituation dringend behandelt werden müssen, was vor allem in den größeren Städten immer<br />
wieder vorkommt. Auf dem Land ist es immer noch so, dass sich die Familie um ihre Mitglieder kümmert, <strong>und</strong> 40 % der Bevölkerung<br />
leben nach wie vor in ländlichen Gebieten. In den Städten ist die Situation <strong>für</strong> ältere Menschen sehr schwierig, nicht nur, weil sie oft<br />
allein sind, sondern auch, weil sie wegen ihres geringen Einkommens Mühe haben, ihre Lebenshaltungskosten zu decken. Auch hier<br />
muss der Staat einspringen, <strong>und</strong> es fallen <strong>für</strong> ihn in diesem Bereich sehr hohe Kosten an. Auch <strong>für</strong> behinderte Personen <strong>und</strong> <strong>für</strong> Kinder<br />
mit Behinderungen sind wir dabei, Dienste zu ihrer Unterstützung zu schaffen.<br />
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