Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
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<strong>Workshop</strong> 3.1<br />
Veränderungsbedarfe<br />
einer alternden Gesellschaft<br />
Donnerstag, 8. Mai 2003<br />
10:00 Uhr–12:30 Uhr<br />
Einführungsvortrag:<br />
• Was muss <strong>und</strong> was wird sich verändern<br />
in einer alternden Gesellschaft?<br />
Anforderungen an die unterschiedlichen<br />
Akteure<br />
Prof. Dr. Gerhard Naegele, Leiter des Instituts<br />
<strong>für</strong> Gerontologie, Universität Dortm<strong>und</strong><br />
Ro<strong>und</strong>table-Gespräch:<br />
• Partizipation <strong>und</strong> Engagement älterer<br />
Menschen – wie werden sich Seniorenorganisationen<br />
verändern?<br />
Roswitha Verhülsdonk, Staatssekretärin a. D.,<br />
Vorsitzende der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisationen (BAGSO), Bonn<br />
• Thesen zur kommunalen Altenhilfe<br />
Günter Kämer, Bereichsleiter<br />
Wohnungswesen <strong>und</strong> Seniorenangelegenheiten,<br />
FB Wirtschaft <strong>und</strong> Soziales, Lübeck<br />
Was muss <strong>und</strong> was wird sich verändern in einer<br />
alternden Gesellschaft? Anforderungen<br />
an die unterschiedlichen Akteure.<br />
Prof. Dr. Gerhard Naegele<br />
1. Vorbemerkungen<br />
Üblicherweise bedienen sich SozialpolitikwissenschaftlerInnen bei der Analyse<br />
ihres jeweiligen Gegenstandsbereiches des Lebenslagekonzeptes. Dabei<br />
handelt es sich um ein analytisches Konzept zur Beschreibung, Erklärung, Beurteilung<br />
<strong>und</strong> Prognose der materiellen <strong>und</strong> immateriellen Lebensverhältnisse von<br />
Personengruppen. Anwendung findet es neben den Sozialpolitikwissenschaften<br />
vor allem in der Sozialstrukturanalyse <strong>und</strong> in der Ungleichheitsforschung.<br />
Während letztere damit u.a. auch „horizontale Ungleichheiten“ analysieren will,<br />
fragen die Sozialpolitikwissenschaften darüber hinaus <strong>und</strong> vorrangig nach<br />
sozialen Problemen <strong>und</strong> Gefährdungen einzelner Gruppen der Bevölkerung <strong>und</strong><br />
machen – davon ausgehend – nach Möglichkeit Vorschläge zur Prävention <strong>und</strong><br />
Kompensation negativer Folgen <strong>für</strong> die jeweils Betroffenen.<br />
Ausgehend davon beschäftigt sich der nachstehende Beitrag mit relevanten<br />
Dimensionen der Lebenslage der heute älteren Menschen in Deutschland <strong>und</strong><br />
legt dabei den Fokus – entsprechend der sozial(politik)wissenschaftlichen<br />
Orientierung – auf alterstypische soziale Risiken <strong>und</strong> Gefährdungen. Dabei wird<br />
entlang der in den in der Lebenslageforschung üblicherweise zur Anwendung<br />
kommenden Lebenslagedimensionen vorgegangen. Der Beitrag fokussiert im<br />
Einzelnen die Einkommens- <strong>und</strong> Vermögensverhältnisse älterer Menschen,<br />
Arbeit <strong>und</strong> Beschäftigung, Wohnbedingungen, ihre familiären <strong>und</strong> übrigen<br />
<strong>private</strong>n, d.h. außerberuflichen Kontakte <strong>und</strong> Aktivitäten, ihre Möglichkeiten<br />
zur gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen Partizipation, die wachsende Hilfe- <strong>und</strong><br />
Pflegebedürftigkeit im Alter sowie nicht zuletzt die Chancen <strong>und</strong> Bedingungen,<br />
im Bedarfsfall auf <strong>private</strong> <strong>und</strong> informelle Unterstützungsressourcen insbesondere<br />
aus dem familiären <strong>und</strong>/oder informellen Umfeld zurückgreifen zu können.<br />
Bei den jeweils darauf bezogenen Politikempfehlungen wird u.a. auf die<br />
entsprechenden Vorschläge des kürzlich vorgelegten Abschlussberichtes der<br />
B<strong>und</strong>estags-Enquete-Kommission Demographischer Wandel Bezug genommen.<br />
Auf die Behandlung älterer MigrantInnen wird deshalb explizit verzichtet,<br />
weil hierzu Sonderforen stattfinden.<br />
2. Einkommens- <strong>und</strong> Vermögensspielraum<br />
Die Einkommensverhältnisse älterer Menschen in West- wie auch Ostdeutschland<br />
(hier besonders deutlich) werden maßgeblich von der Leistungsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> den Verteilungsmechanismen der sozialen Alterssicherungssysteme<br />
geprägt. Als Ergebnis der ökonomischen Lage während der Erwerbsphase sowie<br />
der dort geltenden Verteilungsstrukturen <strong>und</strong> sozialrechtlichen Bedingungen<br />
bestimmen Renten <strong>und</strong> Pensionen <strong>für</strong> den größten Teil der Altersbevölkerung<br />
die Hauptquelle ihres Alterseinkommens. Weitere Quellen betreffen – in zunehmenden<br />
Maße – Vermögenseinkünfte sowie Transferzahlungen <strong>öffentliche</strong>r<br />
Haushalte, Gebietskörperschaften <strong>und</strong> anderer Sozialversicherungsträger, wie<br />
z.B. Geldleistungen der Pflegeversicherung. Für viele ältere Menschen sind<br />
darüber hinaus auch kostenfrei zur Verfügung gestellte soziale Dienste, also sog.<br />
meritorische Güter, als geldwerte Leistungen bedeutsam.<br />
Aktuelle Daten zur Einkommensverteilung im Alter lassen erkennen, dass<br />
Armut im Alter mittlerweile nur noch eine Minderheit betrifft. Demgegenüber<br />
nimmt das Ausmaß von Wohlstand <strong>und</strong> Reichtum im Alter laufend zu, u.a.<br />
begünstigt durch vorherrschende Erbschaftsmechanismen <strong>und</strong> Vermögensstrukturen.<br />
In den alten B<strong>und</strong>esländern bezogen 1999 – dem letzten Zeitpunkt,<br />
zu dem repräsentative Daten vorliegen – in der Altersgruppe ab 65 Jahre Ehepaare<br />
mit im Durchschnitt DM 3.905 (bzw. DM 3.488 neue Länder) pro Monat<br />
das höchste monatliche Haushalts-Nettoeinkommen. Letztlich günstiger war<br />
aber die finanzielle Lage allein stehender Männer mit DM 2.720 (2.304 n. L.).<br />
Am niedrigsten waren die Einkommen der geschiedenen Frauen mit durch-<br />
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