Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
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Grußwort von Dr. Dieter Salomon,<br />
Oberbürgermeister der Stadt Freiburg im Breisgau<br />
anlässlich der Eröffnung des 76. Deutschen <strong>Fürsorge</strong>tages<br />
Sehr geehrte Frau B<strong>und</strong>esministerin Schmidt,<br />
sehr geehrter Herr Minister Repnik,<br />
sehr geehrter Herr Vorsitzender Dr. Deufel,<br />
meine Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
im Namen der Stadt Freiburg darf ich Sie heute in Freiburg zum 76. Deutschen <strong>Fürsorge</strong>tag des Deutschen <strong>Verein</strong>s <strong>für</strong> <strong>öffentliche</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>private</strong> <strong>Fürsorge</strong> willkommen heißen.<br />
Ich begrüße herzlich Frau B<strong>und</strong>esministerin Schmidt <strong>und</strong> Herrn Landesminister Repnik, die Abgeordneten des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> des Landes,<br />
die Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter der Kommunen, der Verbände <strong>und</strong> Organisationen <strong>und</strong> die Fachleute aus den Ministerien. Vor einigen<br />
Jahren hat in Hamburg der damalige Bürgermeister Ortwin R<strong>und</strong>e bei dieser Gelegenheit vom „Gipfeltreffen der sozialen Arbeit“<br />
gesprochen. Dieses Wort hat mir so gut gefallen, dass ich es gern noch einmal wiederholen will. Es ist ja in der Tat ein Gipfeltreffen,<br />
<strong>und</strong> zwar ein interdisziplinäres Gipfeltreffen. Ich möchte besonders die Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter der Kommunen begrüßen, die<br />
Kollegen Bürgermeister <strong>und</strong> Sozialdezernenten, an erster Stelle den Vorsitzenden des Deutschen <strong>Verein</strong>s, Herrn Oberstadtdirektor<br />
Deufel aus Hildesheim. Für Sie ist Freiburg ja viele Jahre ihre Heimatstadt gewesen; wir kennen uns noch, als ich der jüngste<br />
Gemeinderat war <strong>und</strong> Sie sich von Freiburg aus auf den Weg nach Hannover gemacht haben.<br />
Freiburg fühlt sich sehr geehrt, dass der Deutsche <strong>Fürsorge</strong>tag zum ersten Mal in seiner langen Geschichte hier Station macht. Wir sind<br />
eine beliebte Stadt <strong>für</strong> Tagungen <strong>und</strong> Kongresse, was unter anderem mit der Präsenz der Universität <strong>und</strong> mit unserer Lage im Herzen<br />
Europas zu tun hat. In der langen Reihe der Freiburger Kongresse dieses Jahres stehen Sie nach der Teilnehmerzahl obenan. In zwei<br />
Monaten wird der Deutsche Bauerntag in Freiburg sein. Der Vergleich hinkt natürlich, nach Themen <strong>und</strong> nach Teilnehmern. Aber der<br />
Bauerntag wird es schwer haben, diesen Anlass zu übertreffen.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, eine Großstadt wie Freiburg ist auch aus einem anderen Gr<strong>und</strong> der richtige Ort. Es liegt nun einmal in der<br />
Natur der Stadt, dass sich hier soziale Fragestellungen bündeln <strong>und</strong> in ihrer Bedeutung <strong>und</strong> Tiefe sehr viel besser deutlich werden als<br />
im ländlichen Raum.<br />
Wir verwenden gern den Begriff „urban“. Urbanes Leben, städtisches Leben, zeigt ja nicht nur die schönen <strong>und</strong> angenehmen Seiten wie<br />
Lifestyle, kulturelle Vielfalt, Handel <strong>und</strong> Wirtschaft oder die Stadt als Erlebnisraum. Urbanes Leben hat auch andere Seiten, nämlich<br />
die Konzentration von sozialen Problemen, Randgruppen, der Zerfall von gewachsenen Familienstrukturen, dramatische demographische<br />
Entwicklungen oder Armut.<br />
Andererseits: Sozialpolitik in den Städten versteht sich aber auch als eine „Werkstatt“ <strong>für</strong> soziale <strong>und</strong> gesellschaftliche Innovationen.<br />
In allen Städten sind seit je her immer wieder Modelle <strong>und</strong> neue Konzepte erarbeitet worden, wie wir den Menschen helfen können, die<br />
auf <strong>öffentliche</strong> Hilfen angewiesen sind. Das war <strong>und</strong> ist in Freiburg so, <strong>und</strong> das wird in allen Städten mit jeweils maßgeschneiderten<br />
Konzepten ebenso praktiziert.<br />
Uns verbinden gemeinsame Ziele, nämlich eine gerechte <strong>und</strong> solidarische Gesellschaft, etwas eingängiger <strong>und</strong> in einem Begriff:<br />
soziale Balance. Diese Balance ist unerlässlich, wenn wir auf Dauer unsere urbane Gesellschaft stabil <strong>und</strong> ausgewogen gestalten wollen<br />
– ich gehe noch weiter: Wenn wir den Frieden in der Bürgerschaft gewährleisten wollen. Das ist eine Aufgabe nicht nur der<br />
Sozialpolitik, aber ohne eine gute Sozialpolitik werden wir diese Aufgabe nicht lösen können.<br />
Das Motto dieses <strong>Fürsorge</strong>tages heißt<br />
„Zwischen Versorgung <strong>und</strong> Eigenverantwortung – Partizipation im Sozialstaat“.<br />
Was wir in Freiburg versuchen <strong>und</strong> – wie ich meine, auch erfolgreich – umgesetzt haben, davon zeigen wir Ihnen einige Beispiele in<br />
einem „Markt der Möglichkeiten“ hier im Konzerthaus. Wir haben versucht, zu zeigen, wie ein solches Motto in der Praxis umgesetzt<br />
werden kann, nämlich mit Selbsthilfegruppen <strong>und</strong> Partizipationsmodellen, wie sie in den letzten Jahren entwickelt worden sind.<br />
Es ist eine kleine Auswahl aus einer sehr großen Palette, mit Beispielen aus der städtischen Sozialarbeit, vor allem aber aus Verbänden,<br />
Initiativen <strong>und</strong> freien Gruppen. Wir nehmen diese Zusammenarbeit mit den nichtstädtischen Trägern sehr ernst, weil ohne deren<br />
Engagement eine gesamtstädtische Sozialpolitik gar nicht möglich wäre.<br />
Frau Ministerin Schmidt <strong>und</strong> Herr Minister Repnik haben eben an der Eröffnung teilgenommen. Ich danke meinem Kollegen Bürgermeister<br />
von Kirchbach <strong>und</strong> seinen Mitarbeitern, die diesen Markt vorbereitet <strong>und</strong> organisiert haben, <strong>und</strong> ich lade auch Sie herzlich ein,<br />
sich hier umzusehen.<br />
Freiburg erhebt nicht den Anspruch, dass bei uns alles besonders gut ist. Aber das Wesen eines Marktes ist es ja, dass man Erfahrungen<br />
austauscht <strong>und</strong> voneinander lernt. Dazu sind wir gern bereit. Das fördert die Kreativität <strong>und</strong> gibt Anregungen.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, diese Kreativität in allen Städten ist aber auch Ausdruck einer Entwicklung, unter der die Städte leiden. Es<br />
gibt das Sprichwort „Not macht erfinderisch“. Wir Kommunen sind deshalb so erfinderisch – <strong>und</strong> zwar viel mehr als früher –, weil<br />
wir in einer Notlage stecken, die einzigartig in der jüngeren Geschichte steckt. Sie alle wissen, wie sich die finanzielle Lage der Städte<br />
verschlechtert hat. Das hat viele Ursachen – es sind beileibe nicht nur die sozialen Aufgaben oder die Entwicklung der Sozialhilfe.<br />
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