Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
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In der Hausaufgabenbetreuung der Stadtteilprojekte steht der Betreuungsschlüssel zwischen professioneller Kraft <strong>und</strong> Volunteers5 je<br />
nach Stadtteilprojekt in unterschiedlicher Ausprägung im Durchschnitt in einem Verhältnis von 1:1.<br />
Beim Projekt „Schüler helfen Schülern“ sind an zwei Schulen ca. 17 engagierte GymnasiastInnen gegen eine geringe Aufwandsentschädigung<br />
tätig, die sich an 4 Tagen in der Woche mit Hausaufgabenbetreuung abwechseln <strong>und</strong> ihre Hilfen an einer Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong><br />
einer Orientierungsstufe anbieten. Es gibt inzwischen sogar eine Warteliste von interessierten HelferInnen. Die SchülerInnen führen <strong>für</strong><br />
eine Aufwandsentschädigung Hausaufgabenhilfe <strong>und</strong> im Anschluss ein Freizeitangebot durch. Die Projekte finden in den Schulen am<br />
Nachmittag statt <strong>und</strong> werden aus dem Budget mit einer viertel Planstelle durch einen Sozialarbeiter betreut.<br />
Stadtteilprojekte <strong>und</strong> „Schüler helfen Schülern“ sind Beispiele <strong>für</strong> den Einbezug von Ehrenamtlichen <strong>und</strong> die Integration von Hilfen in<br />
bestehende natürliche Netzwerke.<br />
Vielfach wird in der Fachliteratur der Versuch der Einbeziehung des sozialräumlichen Umfeldes ausschließlich auf Einsparversuche<br />
reduziert: „Die Problemlösungen werden wieder in den Sozialraum zurückgegeben.“ 6 Teilweise wird auch die Einbeziehung Ehrenamtlicher<br />
als Reduzierung von Fachlichkeit unter Einspargesichtspunkten missverstanden <strong>und</strong> von „schleichender Deprofessionalisierung<br />
in der Jugendhilfe“ gesprochen. 7<br />
Dabei ist außerhalb der Familie die Nachbarschaft, die Lebenswelt oder der Sozialraum (künstliche Differenzierungen helfen hier<br />
wenig) doch der natürliche Raum, in dem wir soziales Engagement entfalten können <strong>und</strong> – Gott sei Dank – noch finden. Denken Sie<br />
z.B. an die Pflegefamilien, die sich von sozialen Notlagen anrühren lassen, um Kinder in die eigene Familie aufzunehmen, <strong>und</strong> die<br />
tagtäglich ohne professionelle Hilfe eigenständig <strong>für</strong> fremde Kinder sorgen. Was dort geht, geht auch im ambulanten Zusammenhang<br />
von Erziehungshilfe.<br />
Der Jugendhilfeausschuss hat <strong>für</strong> 2003 die Finanzierung von Aufwandsentschädigungen <strong>für</strong> Volunteers auf 2 % des Sozialraumbudgets<br />
heraufgesetzt. 1 % leisten die freien Träger aus dem Budget. Damit stehen 60.000 Euro <strong>für</strong> die Arbeit von Volunteers zur Verfügung.<br />
Wir setzen dennoch im Bereich der Bildungsunterstützung nicht nur auf ehrenamtliche Hilfe. Mit der Sozialpädagogischen Schülerhilfe,<br />
die ca. 50 Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen individuelle Hilfestellung bei den Hausaufgaben bietet <strong>und</strong> mit LehrerInnen besetzt ist,<br />
leisten wir einen professionellen Beitrag zur Bildungsunterstützung. Zweimal wöchentlich werden die Kinder durch die bei einem freien<br />
Träger angestellten Lehrer <strong>und</strong> Diplompädagogen individuell zu Hause betreut. Wir finanzieren diese Hilfe mit jährlich 195.000 Euro.<br />
Sie ist im niederschwelligen Bereich von Hilfe zur Erziehung angesiedelt. Die Betreuungszeit liegt bei durchschnittlich zwei Jahren. In<br />
87 % der Fälle wurde keine weitere Jugendhilfemaßnahme notwendig. 75 % der betreuten SchülerInnen sind Jungen. Die Schüler<br />
kommen aus 17 Schulen unterschiedlicher Schulformen, weit überwiegend aus Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Hauptschulen, sowie Orientierungsstufen.<br />
Sie sehen, dass Integration durch Bildung nicht nur ein Angebot ist, das sich wesentlich auf Volunteers stützt, sondern auch ein fachlich<br />
qualifiziert besetztes individuelles Angebot beinhalten kann.<br />
Nun kann man die Zuständigkeit dieser Aufgaben sicherlich den Schulen zuschieben, doch zum einen nehmen sie diese Aufgabe nicht<br />
wahr <strong>und</strong> zum anderen sind in der Betreuung der Jugendhilfe nicht nur die Leistungsschwachen sondern auch die sozial benachteiligten<br />
SchülerInnen <strong>und</strong> die problematischen Elternhäuser als Adressaten im Fokus der Hilfeleistung.<br />
Unter herkömmlichen Finanzierungsbedingungen ergibt sich beim Einbezug von Volunteers <strong>und</strong> anderen sog. Ressourcen auf der Basis<br />
versäulter Haushaltsansätze ein Finanzierungsproblem.<br />
Die Möglichkeit zum bewussten sozialräumlichen Steuern anhand von Bedarfen aber auch anhand von Ressourcen ist ein wichtiger<br />
Vorteil des Budgetmodells. Das Dreieck von zielorientierter Steuerung zum einen, Bedarfen von Familien, Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
zum anderen, aber auch die Orientierung an vorhandenen Ressourcen ist in eine Balance zu bringen, mal überwiegt jedoch das eine,<br />
mal das andere.<br />
Abb. 1 Integrierte Hilfen<br />
individueller Bedarf<br />
vorhandene gesellschaftlicher<br />
Ressourcen Auftrag/zielorientierte<br />
Steuerung<br />
5) Unter Volunteers verstehen wir Ehrenamtliche, teilw. mit Aufwandsentschädigung, geringfügig Beschäftigte, PraktikantInnen (nicht jedoch BerufspraktikantInnen),<br />
Berufs(wieder)einsteigernetc.<br />
6) Siehe Wolff, M., 2002: Integrierte Hilfen vs. Versäulte Erziehungshilfen, in Mertens, R. a.a.O., S. 47.<br />
7) Schippmann, W., 2002: „Sozialraumorientierung" in der Jugendhilfe – Kritische Anmerkungen zu einem (un-) zeitgemäßen Ansatz, in Merten, R. a.a.O., S. 127–149.<br />
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