Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
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Dirk Jarré bedankt sich bei allen Teilnehmenden <strong>für</strong> ihre Beiträge, <strong>für</strong> die Ideen, die sie vorgetragen haben <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Fragen, die<br />
gestellt wurden. Die Expertengruppe wird sich weiter damit beschäftigen. Er übergibt die Moderation <strong>für</strong> den weiteren Tagungsverlauf<br />
an Michael Remmert (Europarat).<br />
Michael Remmert führt in einen Spezialbereich des Tagungsthemas ein, in dem es um den Einsatz neuer Informationstechnologie im<br />
Bereich der Bürgerbeteiligung geht. Er nimmt nochmals Bezug auf den Bericht „Acces to Social Rights“ des Europarates, in dem<br />
Professor Daily auch eine Empfehlung zu diesem Thema machte: „Um die Barrieren hinsichtlich der Information <strong>und</strong> Kommunikation<br />
von Nutzern sozialer Dienste zu überwinden, sollten auch neue <strong>und</strong> alternative Kanäle <strong>und</strong> auch mobile Dienste genutzt werden.“ In<br />
diesem Statement werde auf den neuen Begriff der E-Governance, die Interaktion zwischen Bürgern <strong>und</strong> dem Staat mit Hilfe neuer<br />
Informationstechnologien hingewiesen. Als Rahmen <strong>für</strong> die Diskussion bietet er folgende Kategorien an:<br />
- Informationen, die von staatlichen Stellen einseitig computergestützt oder nichtcomputergestützt an Nutzer weitergegeben werden,<br />
eine weitere Ebene wäre die<br />
- Konsultation, welche eine gegenseitige Kommunikation beinhaltet, bei der die Nutzer <strong>und</strong> Bürger auch die Möglichkeit haben,<br />
gegenüber den Bereitstellern von sozialen Diensten Rückmeldungen zu machen. Eine dritte Kategorie im Sinn einer noch weiter<br />
ausgeprägten Ebene würde man dann als<br />
- Partizipation, als Partnerschaft bezeichnen, bei der die Nutzer auch an der Gestaltung <strong>und</strong> Durchführung, an der Politik der Bereitstellung<br />
von sozialen Diensten teilnehmen. Es gehe also darum, über die reine Dimension der Information hinauszugehen <strong>und</strong> zu<br />
versuchen herauszufinden, welche Formen der Konsultation <strong>und</strong> der aktiven Partizipation es gibt, <strong>und</strong> es gehe auch darum, im<br />
weiteren Prozess die richtigen Formen der Interaktion zwischen Nutzern oder „Hilfeauftraggebern“ <strong>und</strong> den Bereitstellern sozialer<br />
Dienste zu finden.<br />
Zur Gr<strong>und</strong>lage der sozialen Einbindung – die Rolle der neuen Informationstechnologien bei der Verbesserung der Nutzerbeteiligung<br />
an sozialen Diensten<br />
Gunnar Tveiten, Stellvertretender Generaldirektor des Ministeriums <strong>für</strong> Soziale Angelegenheiten, Norwegen<br />
Der Ausgangspunkt <strong>für</strong> meine Präsentation ist, dass sich die Informationstechnologie bis jetzt wenig auf eine bessere Nutzerbeteiligung<br />
in der Planung, Erbringung <strong>und</strong> Evaluation von sozialen Diensten ausgewirkt hat. Diese Situation steht im scharfen Kontrast zur schnellen<br />
Entwicklung im Gebrauch von computergestützter Informationstechnologie in anderen Bereichen. Obwohl die Beteiligung von<br />
Klienten ein gr<strong>und</strong>legender <strong>und</strong> zentraler Wert in der Sozialarbeit ist, haben sich die Anstrengungen <strong>für</strong> den Einsatz von Informationstechnologien<br />
im Sozialsektor bis jetzt hauptsächlich auf den administrativen <strong>und</strong> den Bereich von organisatorischen Verbesserungen<br />
konzentriert, statt auf die Nutzerbeteiligung. Es gibt <strong>für</strong> diese Zurückhaltung verschiedene Gründe:<br />
Sozialarbeiter in Norwegen sind mit einer Anzahl von Barrieren konfrontiert, wie:<br />
- Mangel an Zeit – die Nutzerbeteiligung ist eine zeitintensive Angelegenheit<br />
- Politik der Dienste <strong>und</strong> Drucksituationen, z.B. spielt die lokale „Kultur“ eine wichtige Rolle bei der Art <strong>und</strong> Weise, als was Klienten<br />
betrachtet <strong>und</strong> wie sie behandelt werden<br />
- Professionelle Sozialisierung <strong>und</strong> Normen spielen eine wichtige Rolle<br />
- Die Bürokratisierung der Sozialarbeit – eine norwegische Studie aus dem Jahr 2001 zeigt, dass die Sozialarbeiter im Durchschnitt nur<br />
18 % ihrer normalen Arbeitsst<strong>und</strong>en <strong>für</strong> den direkten Kontakt mit dem Klienten aufwenden.<br />
Soziale Dienste <strong>und</strong> der Beruf der Sozialarbeit stehen in der vordersten Linie im Kampf gegen soziale Ausgrenzung, <strong>und</strong> ihre Rolle darf<br />
nicht auf ein passives Erbringen von Dienst- <strong>und</strong> Geldleistungen beschränkt werden. Die Rolle von sozialen Diensten muss in allen<br />
europäischen Gesellschaften in einem viel breiteren Kontext gesehen werden <strong>und</strong> Schutz <strong>und</strong> Förderung von sozialen Rechten bieten<br />
<strong>für</strong> Personen oder Gruppen, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind.<br />
Deshalb basiert dieser aktuelle Innovationsbedarf nicht lediglich darauf, besseres Datenmaterial über den Klienten zu sammeln, sondern<br />
auf der Verpflichtung, die Benutzer zu ermächtigen <strong>und</strong> ihnen ein größeres Mitspracherecht bei der Erbringung von <strong>und</strong> bei der<br />
Kontrolle über soziale Dienstleistungen einzuräumen.<br />
Es gibt mindestens vier Hauptbereiche, in denen informationstechnologiegestützte Werkzeuge <strong>für</strong> die Verbesserung der Qualität von<br />
Diensten <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Förderung der Beteiligung entscheidend sein können:<br />
1. Verbesserung von Kommunikation <strong>und</strong> Dialog zwischen Nutzer <strong>und</strong> Case Manager: Soziale Dienste müssen besser zugänglich,<br />
benutzerfre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> offen sein. Die hauptsächlichen Barrieren <strong>für</strong> eine solche Entwicklung sind sowohl der Mangel als auch die<br />
Fragmentierung von Information. Der Zugang zu geeigneter <strong>und</strong> genügender Information ist <strong>für</strong> das Kennen der eigenen sozialen<br />
Rechte <strong>und</strong> Verpflichtungen entscheidend. Es geht nicht darum, die Informationen <strong>und</strong> Interventionen der erfahrenen Fachleuten zu<br />
ersetzen, sondern darum, den Klienten zu befähigen, seine Rechte auszuüben. Das Ausfüllen von Antragsformularen oder die Bitte<br />
um einen Gesprächstermin mit dem Sozialarbeiter vom Computer zu Hause aus zu schicken, kann eine wichtige Ergänzung zur<br />
traditionellen Weise sein, mit dem Dienst in Kontakt zu treten. Dies sind Phasen innerhalb des Betreuungsprozesses, in denen<br />
normalerweise kein Kontakt stattfindet. Und die Idee, mobile Zentren zu eröffnen, würde einen neuen alternativen Zugang schaffen<br />
<strong>für</strong> Leute, denen das Aufsuchen sozialer Dienste schwer fällt.<br />
2. Training <strong>und</strong> Supervision <strong>für</strong> die Mitarbeiter: Sozialarbeiter spielen die Rolle von Pförtnern <strong>und</strong> von Vertretern <strong>für</strong> die Beteiligung<br />
von Menschen, die soziale Dienstleistungen <strong>und</strong> finanzielle Hilfen brauchen. Sie leisten eine schwierige, aber entscheidende Arbeit,<br />
häufig unter Zeitdruck, Personalmangel <strong>und</strong> unzulänglicher Finanzierung. In der täglichen Praxis sehe ich vier gr<strong>und</strong>legende<br />
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