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Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge

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• Eine solche Befestigung der Sicherungsfunktion sollte ergänzt werden durch einen Ausbau der Reintegrationshilfen, jedoch weniger<br />

als strafende, sondern vielmehr als helfende – <strong>und</strong> durch individuelle Rechtsansprüche abgesicherte – Serviceleistung <strong>für</strong> die am<br />

Arbeitsmarkt ausgegrenzten Gruppen.<br />

Damit würde der Tatsache Rechnung getragen, dass eine Beschränkung des Sozialstaats auf die Gruppe der Bedürftigsten <strong>und</strong> eine Leistungserbringung<br />

in repressiver Form weder von den gegenwärtigen noch von den künftigen Herausforderungen her zu rechtfertigen ist.<br />

Eine solche Gr<strong>und</strong>sicherung sollte nach einheitlichen Prinzipien ausgestaltet sein <strong>und</strong> ein einheitliches Niveau aufweisen, um eine<br />

Hierarchie von Gr<strong>und</strong>sicherungsleistungen zu vermeiden <strong>und</strong> damit Anreize <strong>für</strong> neue Lastenverschiebungen zu vermeiden. Die Anforderungen<br />

an eine solche Gr<strong>und</strong>sicherung <strong>und</strong> Prinzipien <strong>für</strong> ihre Ausgestaltung sind sowohl im Rahmen der Sozialhilfereformdiskussion<br />

wie in Vorschlägen <strong>für</strong> eine neue Gr<strong>und</strong>sicherung wiederholt formuliert worden (vgl. z.B. Hauser 1996; Hanesch et al. 2000).<br />

Dabei spricht vieles da<strong>für</strong>, die Gr<strong>und</strong>sicherung <strong>für</strong> Kinder gesondert – im Rahmen eines Kinderlastenausgleichs – zu regeln, bei dem<br />

kindbezogene Transferleistungen <strong>für</strong> einkommensarme Haushalte auf das kindspezifische Existenzminimum angehoben werden.<br />

Generell gilt, dass die Bedeutung einer Gr<strong>und</strong>sicherung – zumindest <strong>für</strong> Erwerbsfähige – umso geringer ist, je mehr es durch geeignete<br />

Strategien gelingt, die Krise des Arbeitsmarkts zu überwinden <strong>und</strong> eine Existenzsicherung durch die Teilnahme <strong>und</strong> Teilhabe an der<br />

Erwerbsarbeit zu sichern. Dabei erfordert eine angemessene Balance zwischen Rechten <strong>und</strong> Pflichten nicht nur ein verschärftes Fordern,<br />

wie dies heute allgemein propagiert wird, sondern auch den Ausbau der Rechte. Zugleich müssen der geforderten Arbeitsbereitschaft<br />

der Leistungsempfänger auch tatsächlich verbesserte Integrationschancen gegenüberstehen. Dies setzt voraus, dass auch die makroökonomischen<br />

Rahmenbedingungen in eine Strategie des Gegensteuerns mit einbezogen werden. Die skandinavischen Länder haben<br />

im letzten Jahrzehnt gezeigt, dass es sehr wohl möglich ist, ein niedriges Niveau der Arbeitslosigkeit mit einem hohen Maß an sozialer<br />

Gleichheit <strong>und</strong> einem nach wie vor sehr niedrigen Armutsniveau zu vereinbaren. Auch dieses spricht da<strong>für</strong>, die problematischen Gr<strong>und</strong>annahmen<br />

der aktuellen Reformen in Frage zu stellen <strong>und</strong> alternative Optionen einzufordern (vgl. Hanesch et al. 2003).<br />

Literatur<br />

Antrag der Fraktionen SPD <strong>und</strong> BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Eckpunkte <strong>für</strong> eine umfassende Gemeindefinanzreform, Berlin 2003.<br />

Bäcker, G./Hanesch, W. (unter Mitarbeit von Krause, P./Hilzendegen, J./Koller, M./Schiebel, W./Bispinck, R.): Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerhaushalte<br />

mit Niedrigeinkommen in Nordrhein-Westfalen, Landessozialbericht Band 7, hrsg. vom Ministerium <strong>für</strong> Arbeit, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales des Landes NRW,<br />

Düsseldorf 1998.<br />

Breuer, W. and Engels, D.: Der Abstand zwischen der Sozialhilfe <strong>und</strong> unteren Arbeitnehmereinkommen. Forschungsbericht des B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong><br />

Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung Nr. 276. Bonn 1999.<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>öffentliche</strong> <strong>und</strong> <strong>private</strong> <strong>Fürsorge</strong>: Diskussionsbeitrag des Deutschen <strong>Verein</strong>s zur geplanten Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe<br />

<strong>und</strong> Sozialhilfe, Frankfurt/M 2003.<br />

Eckpunkte <strong>für</strong> ein Drittes <strong>und</strong> Viertes Gesetz <strong>für</strong> moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt. Ergebnisse der Koalitionsarbeitsgruppe, Berlin 2003.<br />

Erster Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht: Unterrichtung durch die B<strong>und</strong>esregierung, Lebenslagen in Deutschland, B<strong>und</strong>estags-Drucksache 14 and 5990,<br />

8.5.2001, Berlin/Bonn 2001.<br />

Für Wachstum – Sozial ist, was Arbeit schafft. Gemeinsamer Beschluss der Präsidien von CDU <strong>und</strong> CSU, München 2003.<br />

Gebauer, R./Petschauer, H./Vobruba, G.: Wer sitzt in der Armutsfalle? Selbstbehauptung zwischen Sozialhilfe <strong>und</strong> Arbeitsmarkt, Berlin 2002.<br />

Hanesch, W.: Welfare and Work. The Debate about Reforms of Social Assistance in Western Europe. in: European Fo<strong>und</strong>ation (for the Improvement of<br />

Living and Working Conditions) (Ed.): Linking Welfare and Work. Luxemburg 1999.<br />

Hanesch, W.: Armut <strong>und</strong> Integration in den Kommunen, in: Deutsche Zeitschrift <strong>für</strong> Kommunalwissenschaften, Heft 1/2001 (2001a).<br />

Hanesch, W.: Neuordnung der sozialen Sicherung bei Arbeitslosigkeit: Zur Integration von Arbeitslosenhilfe <strong>und</strong> Sozialhilfe, in: Becker, I./Ott, N./Rolf, G. (Hrsg.):<br />

Soziale Sicherung in einer dynamischen Gesellschaft. Festschrift <strong>für</strong> Richard Hauser zum 65. Geburtstag, Frankfurt a.M./New York 2001 (2001b).<br />

Hanesch, W.: Flexibilisierung <strong>und</strong> Soziale Sicherung in Deutschland. Reformbedarf <strong>und</strong> Reformoptionen <strong>für</strong> die Sozialhilfe, in: Ute Klammer et al. 2002.<br />

Hanesch, W.: Social assistance between social protection and activation in Germany, in: Krause, P./Bäcker, G./Hanesch, W. (Ed.): Combating Poverty in<br />

Europe – The German Welfare Regime in Practice, Aldershot/UK 2003 (2003 a).<br />

Hanesch, W.: Modernisierung des Sozialstaats – Modernisierung der sozialen Ausgrenzung, in: Wohnungslos Heft 2/2003 (im Erscheinen)(2003 b).<br />

Hanesch, W./Balzter, N.: Integrierte Ansätze einer aktiven Sozialhilfe- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik. Koordination von Arbeitsintegrationsmaßnahmen <strong>für</strong> arbeitslose<br />

Sozialhilfeempfänger, Forschungsbericht <strong>für</strong> die European Fo<strong>und</strong>ation for the Improvement of Living and Working Conditions, Dublin/Irland, Darmstadt 2000<br />

Hanesch, W./Krause, P./Bäcker, G./Maschke, G./Otto, B.: Armut <strong>und</strong> Ungleichheit in Deutschland. Der neue Armutsbericht der Hans Böckler Stiftung, des<br />

DGB <strong>und</strong> des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Reinbek 2000.<br />

Hartz-Kommission: Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt. Vorschläge der Kommission zum Abbau der Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> zur Umstrukturierung der<br />

B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeit, 16. August 2002, o.O.<br />

Hauser, R.: Ziele <strong>und</strong> Möglichkeiten einer sozialen Gr<strong>und</strong>sicherung. Baden-Baden 1996.<br />

Hessische Landesregierung: Hessische Initiative <strong>für</strong> ein Zwölftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB XII) <strong>und</strong> ein Existenzgr<strong>und</strong>lagengesetz (EGG), Wiesbaden 2003.<br />

IFO (Institut <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung): Aktivierende Sozialhilfe. Ein Weg zu mehr Beschäftigung <strong>und</strong> Wachstum. IFO-Schnelldienst Heft 9/2002.<br />

Institut <strong>für</strong> Weltwirtschaft: Würdigung der Sozialhilfe in einem gesamtwirtschaftlichen Kontext. Forschungsbericht <strong>für</strong> das B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit. Kiel 1999.<br />

Kaltenborn, B.: Von der Sozialhilfe zu einer zukunftsfähigen Gr<strong>und</strong>sicherung, Baden-Baden 1998 (2. Auflage).<br />

Keller, B./Seifert, H.: Flexicurity – Das Konzept <strong>für</strong> mehr soziale Sicherheit flexibler Beschäftigung, WSI-Mitteilungen Heft 5/2000.<br />

Klammer U. et al.: Flexicurity – Soziale Sicherung <strong>und</strong> Flexibilisierung der Arbeits- <strong>und</strong> Lebensverhältnisse, hrsg. v. Ministerium <strong>für</strong> Arbeit <strong>und</strong> Soziales,<br />

Qualifikation <strong>und</strong> Technologie des Landes NRW, Düsseldorf 2002.<br />

Klammer, U./Tillmann, K.: Flexibilität <strong>und</strong> soziale Sicherung – eine vielschichtige Herausforderung <strong>für</strong> politische Gestaltung. In: Klammer U. et al. 2002.<br />

Schneider, H. et al.: Anreizwirkungen der Sozialhilfe auf das Arbeitsangebot im Niedriglohnbereich. Schriften des Instituts <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung Halle<br />

Band 12. Baden-Baden 2002.<br />

Sozialstaat reformieren statt abbauen – Arbeitslosigkeit bekämpfen statt Arbeitslose bestrafen. Aufruf von über 500 Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftlern,<br />

in: Frankfurter R<strong>und</strong>schau vom 23.5.2003.<br />

Trube, A./Wohlfahrt, N.: Prämissen <strong>und</strong> Folgen des Hartz-Konzepts, in: WSI-Mitteilungen Heft 2/2003.<br />

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