Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
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Bürgerpartizipation <strong>und</strong> Integration von Migranten – Aufgabenfeld der Wohlfahrtsverbände<br />
Roberto Alborino<br />
Meine sehr verehrten Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
Meinen Beitrag habe ich folgendermaßen gegliedert:<br />
1. Integration – eine Definition<br />
2. Ziele des Integrationsprozesses<br />
3. Partizipation <strong>und</strong> Chancengleichheit<br />
4. Rolle <strong>und</strong> Funktionen der Wohlfahrtsverbände bei dem Integrationsprozess<br />
1. Integration – eine Definition<br />
Integration ist ein individueller <strong>und</strong> gesellschaftlicher Prozess, der auf Gegenseitigkeit zwischen Zugewanderten <strong>und</strong> Einheimischen<br />
beruht.<br />
Das Verständnis von Integration hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert hin zu einem prozesshaften <strong>und</strong> aktiven Prozess<br />
zwischen der Aufnahmegesellschaft <strong>und</strong> den Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />
In seinen jüngsten Positionen formuliert der Deutsche Caritasverband Integration als einen wechselseitigen <strong>und</strong> andauernden Prozess,<br />
der sich zwischen den Zugewanderten <strong>und</strong> der Aufnahmegesellschaft ereignet <strong>und</strong> zum Aufbau einer auf Gegenseitigkeit <strong>und</strong> beidseitiger<br />
Verantwortung beruhenden Beziehung führt.<br />
Unverzichtbare Gr<strong>und</strong>lage dieses Prozesses ist die Achtung voreinander, gegenseitige Wertschätzung, Respekt <strong>und</strong> Toleranz (vgl. Rahmenkonzept).<br />
Das Gr<strong>und</strong>gesetz der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland stellt den Rahmen <strong>für</strong> den Integrationsprozess <strong>und</strong> schreibt unveräußerliche Werte<br />
vor, die sowohl von der Aufnahmegesellschaft als auch von den Zugewanderten gleichermaßen zu akzeptieren sind: Toleranz, Achtung<br />
voreinander, gegenseitige Wertschätzung <strong>und</strong> Respekt. Es bildet damit die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine Fortentwicklung der Gesellschaft, die mit<br />
der Auseinandersetzung der Kulturen im Zuge des Integrationsprozesses einhergeht.<br />
Integration bedeutet Eingliederung in wirtschaftlicher, sozialer <strong>und</strong> kultureller Hinsicht. Sie stellt – im positiven Verständnis des<br />
Begriffes – einen Prozess dar, der sich zwischen zugewanderten Menschen bzw. Minderheiten <strong>und</strong> Aufnahmegesellschaft entwickelt<br />
<strong>und</strong> in dem die beiderseitigen Interessen <strong>und</strong> Ansprüche berücksichtigt werden.<br />
2. Ziele des Integrationsprozesses<br />
Ziel der Integration ist die umfassende <strong>und</strong> gleichberechtigte, d.h. rechtliche, soziale, wirtschaftliche, politische <strong>und</strong> kulturelle<br />
Teilhabe der Zugewanderten an der aufnehmenden Gesellschaft <strong>und</strong> die Entwicklung eines echten Zugehörigkeitsgefühls.<br />
Partizipation <strong>und</strong> Chancengleichheit sind wichtige Merkmale einer gelungenen Integration, die eine gestaltende Mitwirkung am<br />
gesellschaftlichen Leben ermöglichen.<br />
Ziel der Integration ist auch, dass zugewanderte Menschen mit gleichen Chancen wie Einheimische Zugang zum Arbeitsmarkt haben,<br />
ihren Lebensunterhalt aus eigenen Mittel bestreiten <strong>und</strong> in deutscher Sprache kommunizieren können sowie an gesellschaftlichen<br />
Gestaltungsprozessen beteiligt sind.<br />
Eine erfolgreiche Integration setzt sowohl den Willen <strong>und</strong> die Bereitschaft auf beiden Seiten voraus, sich aktiv mit der Kultur des<br />
Anderen auseinander zu setzen <strong>und</strong> die Verschiedenheit der Kulturen zu bejahen, als auch Fremdes <strong>und</strong> Befremdendes zu tolerieren.<br />
Integration sollte als Querschnittsaufgabe begriffen <strong>und</strong> umgesetzt werden, da sie als gesellschaftliche Aufgabe alle Bereiche menschlichen<br />
Lebens betrifft <strong>und</strong> jeden Einzelnen herausfordert.<br />
Integrationsförderung<br />
Integrationsförderung kann nur ein ganzheitlicher, auf den einzelnen Menschen mit allen seinen Fähigkeiten <strong>und</strong> Bedürfnissen <strong>und</strong> seine<br />
umfassende Teilhabe an allen relevanten gesellschaftlichen Bereichen (Wirtschaft, Bildung, Politik, Kultur, soziale Daseinsvorsorge,<br />
lokales Gemeinwesen) abzielender Ansatz sein.<br />
Integrationsförderkonzepte müssen strukturelle Integrations- <strong>und</strong> Desintegrationsfaktoren einbeziehen <strong>und</strong> sie müssen strukturelle<br />
Integrationshemmnisse, insbesondere in den Bereichen Arbeitsmarkt, Bildung <strong>und</strong> Sozialleistungen, beseitigen.<br />
Integrationsförderung muss einen Kompetenzansatz, der von den Stärken <strong>und</strong> Fähigkeiten der Zuwanderer ausgeht, verfolgen.<br />
Integrationsmaßnahmen<br />
Um der Motivation <strong>und</strong> des Integrationserfolges wegen sollte die Teilnahme an Integrationsmaßnahmen gr<strong>und</strong>sätzlich freiwillig sein.<br />
Auch sollten Wunsch- <strong>und</strong> Wahlrechte der Zuwanderer hinsichtlich der Integrationsberatungseinrichtung weitestgehend Berücksichtigung<br />
finden.<br />
Integrationsmaßnahmen müssen einen Bezug zur Alltags- <strong>und</strong> Lebenswelt der Zuwanderer haben <strong>und</strong> sich als individuell zugeschnittene,<br />
differenzierte Maßnahme am Bedarf der jeweiligen Person orientieren.<br />
Eine gelingende Integrationsförderung muss Hilfe zur Selbsthilfe leisten <strong>und</strong> die Prinzipien der Gemeinwesen- <strong>und</strong> Sozialraumorientierung<br />
verfolgen.<br />
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