Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
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• hohe Fluktuation<br />
• geringe Identifikation mit dem Stadtteil<br />
• unattraktives Wohnumfeld<br />
• Verödung<br />
• trostloses Erscheinungsbild<br />
• Negativimage des Stadtteils.<br />
Ein nicht geringer Teil der Bewohner hat einen Abstiegsprozess durchlaufen. Die Kombination aus Abstiegsprozessen der ehemals in<br />
den Arbeitsmarkt integrierten Erwachsenen <strong>und</strong> den vergeblichen Bemühungen der Integration in den Arbeitsmarkt bei den Jugendlichen<br />
<strong>und</strong> jungen Erwachsenen verdichten sich zu Aggression <strong>und</strong> Resignation. Von der deutschen Bewohnerschaft werden Überfremdungsängste<br />
<strong>und</strong> Probleme im Quartier thematisiert:<br />
• nächtlicher Lärm<br />
• mangelnde Hygiene<br />
• Vandalismus<br />
• Kriminalität<br />
• Prostitution<br />
• Wertverlust des Eigentums<br />
• Scham, dort zu leben.<br />
Aus Anlass der Planung eines neuen Nachbarschaftszentrums be<strong>für</strong>chte sie,<br />
• dass Ausländer das neue Nachbarschaftszentrum okkupieren würden,<br />
• dort Beschneidungsfeste abgehalten oder<br />
• Hammel geschächtet würde.<br />
Viele Probleme im Sanierungsgebiet Göttingen-Grone werden als multiethnische Konflikte erlebt. Die im Stadtteil bestehenden Spannungen<br />
sind allgemein bekannt <strong>und</strong> führen dazu, dass „intakte“ Familien aus dem Quartier ausziehen <strong>und</strong> neue Mittelschichtsfamilien<br />
den Stadtteil meiden. Dies führt zu einer weiteren Segregation gepaart mit erheblichen Wohnungsleerständen.<br />
Der hohe Migrantenanteil im Stadtteil ist jedoch nur eingeschränkt wahrnehmbar. Sichtbar sind vor allem männliche Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche sowie ausländische Männer. Die jugendlichen Migranten werden als störend erlebt durch laute Musik <strong>und</strong> nächtliches<br />
Umherziehen. Die Jugendlichen sind stark auf den eigenen Stadtteil <strong>und</strong> das, was dieser (nicht) bietet, fixiert, weil Aktivitäten außerhalb<br />
des Stadtteils in der Regel mit Geldaufwendungen verb<strong>und</strong>en sind. Auch ausländische Kinder werden als Belastung empf<strong>und</strong>en,<br />
durch Verschmutzungen, Vandalismus, Lärm <strong>und</strong> Verwahrlosung. Selten bieten sich die Eltern dieser Kinder als Ansprechpartner <strong>für</strong><br />
die Nachbarschaft an. Ausländische Mädchen <strong>und</strong> Frauen kommen in der Stadtteilöffentlichkeit kaum vor.<br />
Noch immer ist bei Migrantenfamilien eine gewisse Zurückhaltung gegenüber der Kindergartenerziehung erkennbar (vgl. Sechster<br />
Familienbericht, 2000, S. 174). Diese äußert sich darin, dass Kinder erst spät in der Kindertagesstätte angemeldet werden, dass ausländische<br />
Eltern nur in geringem Maße an der Elternarbeit teilnehmen <strong>und</strong> dass spezielle pädagogische Angebote wenig bekannt sind.<br />
Allerdings sind hier die kulturellen Unterschiede zu bedenken, wenn in den Heimatländern entsprechende Betreuungsangebote nicht<br />
bekannt sind (z.B. Hort).<br />
5. Interkulturelle Lösungsansätze in Göttingen-Grone<br />
Besonderer Schwerpunkt des interkulturellen Zusammenlebens im Quartier besteht in den Integrationsangeboten <strong>für</strong> Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche. Aufgr<strong>und</strong> des hohen Migrantenanteils in den örtlichen Kindertagesstätten, in der Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Hauptschule <strong>und</strong> in den<br />
Jugendeinrichtungen sind diese sozialen Institutionen personell besser ausgestattet als Einrichtungen in anderen Stadtteilen. Die<br />
Kindertagesstätten verfügen über besondere Angebote in der Kunsterziehung als nonverbale Integrationsbrücke oder in der Sprachförderung<br />
<strong>und</strong> Elternarbeit mit Migranten.<br />
Im städtischen Kinderhaus wird ein pädagogischer Mittagstisch angeboten, der vor allem von Migrantenkindern genutzt wird. Die<br />
verschiedenen Einrichtungen der Jugendarbeit im Stadtteil haben sich auf unterschiedliche ethnische Zielgruppen festgelegt, als<br />
Konsequenz früherer Nutzungsrivalitäten <strong>und</strong> Verdrängungskämpfe. Ziel bleibt jedoch weiterhin die Integration der Jugendlichen,<br />
allerdings soll ihnen in den Jugendeinrichtungen auch ein stressfreier Raum zur Verfügung stehen, in dem sie auch ihre Heimatsprache<br />
sprechen können. Die Schulen werden durch Schulsozialarbeit unterstützt, der Ausbau in Ganztagsschulen auch <strong>für</strong> die Gr<strong>und</strong>schule<br />
wird derzeitig vorbereitet.<br />
Um das multiethnische Zusammenleben <strong>und</strong> die Gemeinschaft im Quartier zu fördern, wurde ein Stadtteilzentrum in der Trägerschaft<br />
der örtlichen Kirchengemeinden, der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände <strong>und</strong> des Ortsrates als Sitz der Gemeinwesenarbeit<br />
geschaffen.<br />
Das Stadtteilzentrum bietet u.a.:<br />
• spezifische Gruppenangebote <strong>für</strong> Migranten/innen;<br />
• Integrations-, Sprach- <strong>und</strong> Qualifizierungsangebote;<br />
• frauenspezifische Begegnungsmöglichkeiten;<br />
• internationale Leihbibliothek;<br />
• internationales Kochbuch;<br />
• Erzählcafé;<br />
• Beratungs- <strong>und</strong> Dolmetscherangebote;<br />
• mehrsprachige Informationen.<br />
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