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Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge

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Übersicht 2<br />

Betont werden muss, dass zu dem dänischen Aktivierungskonzept genauso eine Neudefinition der Rechte von Arbeitslosen bzw.<br />

Arbeitssuchenden gehörte. Diese sind nicht nur zur Teilnahme an Aktivierungs- <strong>und</strong> Wiedereingliederungsmaßnahmen verpflichtet,<br />

sondern haben – anders als bisher in Deutschland – gleichzeitig auch ein Recht, entsprechende Maßnahmen <strong>und</strong> Hilfen angeboten zu<br />

bekommen. So hat jeder Arbeitslose einen Anspruch auf die Erstellung eines individuellen Handlungsplans, der verschiedene<br />

Möglichkeiten zur Überwindung der Arbeitslosigkeit unter Einbeziehung der persönlichen Möglichkeiten, Interessen <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

aufzeigen soll. Gr<strong>und</strong>prinzip der dänischen Aktivierungspolitik ist auch der zielgerichtete Einsatz der Instrumente. Dies gilt zum<br />

einen bezüglich der Vorkenntnisse <strong>und</strong> Möglichkeiten der Maßnahmenteilnehmer/innen. Terminologisch zeigt sich diese Ausrichtung<br />

auch darin, dass zunehmend von „Kompetenzentwicklung“ statt von „Aktivierung“ gesprochen wird. Allerdings weisen neuere Evaluationsstudien<br />

hier auf weiteren Verbesserungsbedarf hin (u.a. Braun/Nielsen 2001). Der zielgerichtete Instrumenteneinsatz bezieht sich<br />

aber auch auf die jeweilige regionale Situation. Letzteres wird durch eine Dezentralisierung der Arbeitsmarktpolitik angestrebt.<br />

Dänemark hat sich in den letzten Jahren jedoch nicht nur reaktiv auf die Wiedereingliederung von Arbeitslosen in einen flexiblen<br />

Arbeitsmarkt konzentriert. Als richtungsweisend können die präventiv orientierten Maßnahmen der Weiterbildung eingeschätzt werden,<br />

die sich an breite Bevölkerungskreise richten. In Europa kann Dänemark als Vorreiter auf dem Feld des „lebenslangen Lernens“<br />

bezeichnet werden. Der Anteil der Personen, die an Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen, liegt deutlich über dem<br />

EU-Durchschnitt <strong>und</strong> noch deutlicher über den Werten <strong>für</strong> Deutschland. Dies gilt vor allem auch <strong>für</strong> ältere Erwerbstätige<br />

(55–64 Jahre), deren Weiterbildungsbeteiligung nach EU-Daten in Dänemark neunmal so hoch liegt wie in Deutschland (9 %/1 %, s.<br />

Europäische Kommission 2001, S. 16). Einzigartig in der berufsbegleitenden Weiterbildung ist dabei das dänische System der so<br />

genannten Arbeitsmarktausbildungen, modular aufgebauter Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungen, von denen jeder Kurs zertifiziert <strong>und</strong> landesweit<br />

anerkannt wird. Durch die diversen Angebote der Weiterbildung ist es in Dänemark gelungen, das allgemeine Bildungsniveau der<br />

Bevölkerung (ausgehend von einem vergleichsweise niedrigen Niveau) in wenigen Jahrzehnten erheblich zu steigern. Zudem wurden<br />

öffentlich geförderte „Schonjobs“ <strong>für</strong> Menschen mit niedriger Qualifikation eingeführt sowie „Pool-Jobs“ <strong>für</strong> Langzeitarbeitslose.<br />

Möglicherweise überschätzt wird dagegen im Ausland die quantitative Bedeutung von Sabbaticals <strong>und</strong> Jobrotation <strong>für</strong> die dänische<br />

Arbeitsmarktentwicklung. Die Teilnehmerzahlen an den Rotationsmodellen haben in Dänemark nie ein quantitativ bedeutendes Ausmaß<br />

erreicht <strong>und</strong> sind in den letzten Jahren weiter abgesunken. Im Jahr 2000 waren nur noch wenige tausend Personen – als Beschäftigte<br />

oder Stellvertreter/innen – in die Jobrotationsverläufe involviert. Qualitativ schnitten Jobrotationsmodelle bei Evaluationen allerdings<br />

gut ab; ein hoher Anteil der arbeitslosen Teilnehmer/innen konnte in reguläre Arbeitsverhältnisse überwechseln.<br />

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