Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
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III.<br />
Die erzieherischen Hilfen <strong>und</strong> die Jugendhilfe insgesamt müssen aufpassen, dass sie sich nicht übernehmen, denn solche strukturellen<br />
Präventionsmaßnahmen müssen Bestandteil eines umfassenden Konzeptes einer sozialen Lebenslagenpolitik sein. Hier sind<br />
Steuerungsmittel wie Stadtentwicklungspolitik, kommunale Wohnungsbaupolitik, soziale Infrastrukturpolitik gefragt. Die Erwartungen<br />
bestimmter politischer Instanzen, dass nun soziale Arbeit die Ruhigstellung von Menschen in ihren ausgegliederten Stadtteilen organisiert,<br />
sind nicht zu übersehen. In diesem Zusammenhang müssen (europäische) Reformgedanken <strong>und</strong> -projekte3 , die die Neugestaltung der Hilfen<br />
in Richtung einer Integration von Leistungen voranbringen wollen, sich daran messen lassen, inwieweit sie in der Lage sind (<strong>und</strong> da<strong>für</strong><br />
auch ein Gespür <strong>und</strong> Methoden entwickeln), die Menschen als BürgerInnen wahrzunehmen <strong>und</strong> deren Belange <strong>und</strong> Bedürfnisse gegenüber<br />
der Verwaltung zu akzentuieren. Das wird nur erfolgreich sein, wenn es gelingt, die Belange <strong>und</strong> Bedürftigkeiten der Hilfe suchenden<br />
Menschen in den konkreten sozialräumlichen Bezügen ihrer Lebenswelt zu verstehen <strong>und</strong> in die Sozialpolitik stärker zu vermitteln.<br />
Literatur:<br />
Ader, S./Schrapper, C./Thiesmeier, M. (Hg.) (2001): Sozialpädagogisches Fallverstehen <strong>und</strong> sozialpädagogische Diagnostik in Forschung<br />
<strong>und</strong> Praxis. Münster.<br />
Beck, U./Bonß, W. (Hg.) (1989): Weder Sozialtechnologie noch Aufklärung? Analysen zur Verwendung sozialwissenschaftlichen Wissens. Frankfurt (Main).<br />
Böhnisch, L. (1998): Milieubildung <strong>und</strong> Netzwerkorientierung. In: Peters, F./Trede, W./Winkler, M. (Hg.): Integrierte Erziehungshilfen.<br />
Qualifizierung der Jugendhilfe durch Flexibilisierung <strong>und</strong> Integration? Frankfurt (Main), S. 11–23.<br />
Bürger, U. (2002): Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe – ein Konzept mit Zukunft?! In: VPK (Hg.): Blickpunkt Jugendhilfe.<br />
Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe – ein Konzept mit Zukunft?! Heft 28, S. 19–22.<br />
B<strong>und</strong>esstelle INTEGRA (Hg.) (2002): R<strong>und</strong>brief INTEGRA, Nr. 4. Frankfurt (Main).<br />
Dahme, H.-J./Wohlfahrt, N. (2002): Aktivierender Staat. Ein neues sozialpolitisches Leitbild <strong>und</strong> seine Konsequenzen <strong>für</strong> die Soziale Arbeit. In: neue<br />
praxis 32, Heft 1, S. 10–32.<br />
Deinet, U./Krisch, R. (2002): Der sozialräumliche Blick der Jugendarbeit. Methoden <strong>und</strong> Bausteine zur Konzeptentwicklung <strong>und</strong> Qualifizierung. Opladen.<br />
Freigang, W. (1986): Verlegen <strong>und</strong> Abschieben. Zur Erziehungspraxis im Heim. Weinheim.<br />
Früchtel, F./Scheffer, Th. (2000): Fallunspezifische Arbeit oder wie lassen sich Ressourcen mobilisieren? In: Forum Erziehungshilfen 5,<br />
Heft 5, S. 304–309.<br />
Galuske, M. (1998): Methoden der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. Weinheim.<br />
Hansbauer, P./Kriener, M. (2000): Soziale Aspekte der Dienstleistungsqualität in der Heimerziehung. In: neue praxis 30, Heft 3, S. 254–270.<br />
Hekele, K. (2001): Kooperationen – Zuarbeit der Regionalstelle Celle zum INTEGRA-Gesamtbericht. Unveröffentlichtes Manuskript. Celle.<br />
Hinte, W. (1999): Flexible Hilfen zur Erziehung statt differenzierter Spezialdienste. In:<br />
Hinte, H. /Litges, G./Springer, W.: Soziale Dienste: Vom Fall zum Feld. Berlin, S. 87–107.<br />
Klatetzki, T. (Hg.) (1995): Flexible Erziehungshilfen. Ein Organisationskonzept in der Diskussion. Münster.<br />
Koch, J./Lenz, S. (Hg.) (1999 a): Auf dem Weg zu einer integrierten <strong>und</strong> sozialräumlichen Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe. Dokumentation des<br />
2. B<strong>und</strong>estreffens INTEGRA der IGfH in Blankensee 1999. Frankfurt (Main).<br />
Koch, J./Lenz, S. (1999 b): Zusammenarbeit statt Abgrenzung – Kooperationschancen <strong>und</strong> Arbeitsperspektiven zwischen den Hilfen zur<br />
Erziehung <strong>und</strong> der (offenen) Jugendarbeit. In: Forum Erziehungshilfen 5, Heft 3, S. 132–137.<br />
Koch, J./Lenz, S. (Hg.) (2000): Integrierte Hilfen <strong>und</strong> sozialräumliche Finanzierungsformen. Zum Stand <strong>und</strong> den Perspektiven der Diskussion.<br />
Frankfurt (Main).<br />
Koch, J. u.a. (2002): Mehr Flexibilität, Integration <strong>und</strong> Sozialraumbezug in den erzieherischen Hilfen. Zwischenergebnisse aus dem<br />
B<strong>und</strong>esmodellprojekt INTEGRA. Frankfurt (Main).<br />
Leitner, H./Richter, H. (Hg.) (2002): Integrative Erziehungshilfen in Kindertagesstätten. Wie erzieherische Hilfen zu einem Element sozialer<br />
Infrastruktur werden können. Frankfurt (Main).<br />
Liebig, R. (2001): Strukturveränderungen des Jugendamts. Kriterien <strong>für</strong> eine „gute“ Organisation der <strong>öffentliche</strong>n Jugendhilfe. Weinheim.<br />
Mollenhauer, K./ Uhlendorff, U. (1992): Sozialpädagogische Diagnosen I. Weinheim.<br />
Mollenhauer, K./ Uhlendorff, U. (1995): Sozialpädagogische Diagnosen II. Weinheim.<br />
Munsch, C./Zeller, M. (2003): Stadtteil als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> erzieherische Hilfen – Sichtweisen von Jugendlichen. In: Leitner, H./Lübke, I. (Hg.): Im<br />
Dickicht der Städte. Kinder, Jugendliche <strong>und</strong> Familien in den Ballungsräumen dieser Welt – Großwerden in den urbanen Räumen. Dokumentation des<br />
FICE-Kongresses Berlin 2002. Erscheint 2003.<br />
Peters, F. (2003): Unterschiedliche Reformkulturen – INTEGRA im internen Vergleich der Regionen. Einige Aspekte der Ergebnisse der<br />
3) Wolfgang Trede hat kürzlich anlässlich der Berliner FICE-Tagung in einem Bericht deutlich gemacht, dass die Sozialraumorientierung nicht nur ein deutsches Thema ist:<br />
„In vielen benachbarten Ländern wird zunehmend erkannt, dass klientenbezogene Hilfen effektiver werden, wenn auch mit dem sozialen Umfeld gearbeitet wird. Besonders<br />
interessant war diesbezüglich der Bericht von Dennis Daly, der das britische Programm „Communities That Care“ (CTC, übersetzt etwa: Gemeinschaften, die sich<br />
kümmern) vorstellte. CTC ist ein Reformmanagement-Modell <strong>für</strong> Kommunen zur Verbesserung der Entwicklungs- <strong>und</strong> Lernbedingungen von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen.<br />
CTC ist durchaus vergleichbar mit dem INTEGRA-Projekt; allerdings hat das britische Modell – wie sein US-Vorbild – eine deutlich kriminalpräventive Rahmung. In<br />
einem ganzheitlichen Ansatz sollen durch CTC im Gemeinwesen identifizierte Risikofaktoren – von familiären wie ungenügende Ausübung der elterlichen Sorge über<br />
schulische wie Schulschwänzen bis hin zu Risikofaktoren, die ganze Quartiere betreffen wie z.B. heruntergekommene Stadtviertel – reduziert werden <strong>und</strong> identifizierte<br />
Schutzfaktoren wie z.B. soziale Bindung, Gelegenheit zur Beteiligung oder Anerkennung <strong>und</strong> Wertschätzung dessen, was Jugendliche tun, gestärkt werden. CTC zielt darauf<br />
ab, das soziale Leben in den Bereichen Familie, Schule, Kommune/Stadtviertel <strong>und</strong> Gleichaltrigengruppe zu stärken. Explizit geht es dem Programm nicht darum, sich<br />
auf einzelne Problemgruppen von Jugendlichen zu konzentrieren wie häufig in der Kriminalprävention, vielmehr will CTC das soziale Klima einer ganzen Region verbessern“<br />
(TREDE 2002, S. 292).<br />
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