Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge

Trotz einer deutlichen Tendenz weg vom Freiheitsentzug kann das Jugendstrafrecht als Straf-Recht auf freiheitsentziehende Maßnahmen
nicht völlig verzichten. Sie sollten aber die ultima Ratio darstellen. Die Jugendstrafe wegen schädlicher Neigungen ist durch
eine nicht strafende Betreuungssanktion zu ersetzen, 33 die Jugendstrafe wegen Schwere der Schuld ist in einem Strafrecht unverzichtbar.
Der Jugendarrest ist pädagogisch auszugestalten und muss auch in der Arrestvollzugspraxis den Charakter einer „Besinnungsstrafe“
verlieren. Die geringe praktische Akzeptanz der Heimerziehung nach § 12 Nr. 2 JGG macht ihre Verzichtbarkeit deutlich. Sie sollte
durch die bereits erwähnte Betreuungssanktion ersetzt werden, mit der eine intensive erzieherische Behandlung von Jugendlichen mit
größeren Sozialisationsdefiziten ermöglicht wird. Auch hier gilt, dass diese Betreuung regelmäßig ambulant ausgestaltet werden kann.
Somit bleiben im deutschen Strafrecht lediglich die Jugendstrafe wegen Schwere der Schuld und der – erzieherisch ausgestaltete –
Jugendarrest als echte freiheitsentziehende Maßnahmen. Der Ungehorsamsarrest ist eine Erzwingungssanktion, die zur Absicherung
der Erziehungsmaßregeln und ambulanten Zuchtmittel wohl unverzichtbar bleibt. Die Untersuchungshaft ist dem gesetzlichen Auftrag
folgend nur auf die wenigen unvermeidlichen Fälle zu beschränken und darf nicht als Ersatzstrafe neben dem Jugendstrafverfahren
fungieren. So kann der Weg, den die Jugendstrafrechtspflege in den letzten 50 und insbesondere in den letzten 20 Jahren eingeschlagen
hat und der weg von den erzieherisch zweifelhaften freiheitsentziehenden Sanktionen hin zu mehr Erfolg versprechenden ambulanten
Sanktionen geführt hat, weiter verfolgt werden.
Literatur:
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Diemer, Herbert / Schoreit, Armin / Sonnen, Bernd-Rüdeger: Jugendgerichtsgesetz. Kommentar. 4. Aufl. Heidelberg 2002.
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Koepsel, Klaus: Jugendarrest – Eine zeitgemäße Sanktionsform des Jugendstrafrechts? In: Feuerhelm u.a. (Hrsg.):
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Kreuzer, Arthur: Ist das deutsche Jugendstrafrecht noch zeitgemäß? NJW 2002, S. 2345–2351.
Laue, Christian: Jugendarrest in Deutschland. DVJJ-Journal 1995, S. 91–96.
Miehe, Olaf: Zur Anordnung von Hilfen zur Erziehung nach §§ 27 bis 35 SGB VIII durch Vormundschafts- und Jugendrichter. In:
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Grundlagen, Konzepte, Handlungsfelder. Beiträge aus Forschung und Praxis. Mönchengladbach 2002, S. 57–78.
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33) Streng, S. 89 ff.
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