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Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge

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Ro<strong>und</strong>table-Gespräch<br />

Thesen zur kommunalen Altenhilfe<br />

Günter Krämer<br />

1. Entwicklung einer an den Lebenslagen <strong>und</strong> der Lebenswelt älterer Menschen orientierten Altenhilfe<br />

Der ältere Mensch mit seinen Bedürfnissen <strong>und</strong> Fertigkeiten sollte im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Von ihm <strong>und</strong> seiner<br />

Lebenswelt ausgehend sind Angebote, Dienste <strong>und</strong> Einrichtungen soweit als möglich mit allen gesellschaftlichen Kreisen gemeinsam<br />

bedarfsgerecht auf- <strong>und</strong> auszubauen. Hierzu gehört auch der „Blick über die Grenzen“ des engeren Lebensraumes sowohl regional als<br />

auch international <strong>und</strong> besonders: europäisch.<br />

2. Förderung einer gemeinwesenorientierten Stadtteilarbeit<br />

Ältere Menschen sind Teil des sozialen Gefüges einer Stadt. Das herausragende Aktionsfeld der Älteren ist aufgr<strong>und</strong> ihrer spezifischen<br />

Lebenssituation <strong>und</strong> mit wachsendem Alter das Wohnquartier, in dem sie mit anderen Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern zusammenleben. Um<br />

die bestehenden sozialen Bezüge der Älteren zu erhalten <strong>und</strong> so entscheidend der sozialen Isolation <strong>und</strong> <strong>Verein</strong>samung entgegenzuwirken,<br />

bedarf es einer umfassenden gemeinwesenorientierten Altenarbeit auf Stadtteilebene. In diese sind alle Träger des sozialen<br />

Lebens des Stadtteils einzubeziehen. In Kommunen mit Projekten aus dem Programm „Soziale Stadt“ bestehen dazu besondere Chancen<br />

der Realisierung.<br />

3. Förderung von Selbstorganisation, Eigeninitiative <strong>und</strong> gemeinschaftlichen Begegnungsmöglichkeiten<br />

Hierbei ist die Erkenntnis handlungsleitend, dass in der Regel jeder Mensch auch im Alter selbstständig <strong>und</strong> eigenverantwortlich sein<br />

Leben gestalten kann <strong>und</strong> will. In welcher Form <strong>und</strong> in welchem Umfang dies geschieht, hängt von den Möglichkeiten des Einzelnen<br />

ab. Neben seinen individuellen Ressourcen benötigt er gemeinschaftliche Unterstützung, um in der Altersphase seine Interessen <strong>und</strong><br />

Ansprüche zu realisieren.<br />

Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Altengeneration nicht mehr als eine homogene Gruppe gesehen werden kann, sondern immer<br />

größeren Differenzierungen unterliegt. Die Lebensgestaltung der älteren Erwerbstätigen, der Vorruheständlerinnen <strong>und</strong> Vorruheständler,<br />

der so genannten „jungen Alten“ <strong>und</strong> schließlich der „Hochbetagten“ unterscheidet sich in ihrer alltäglichen Form erheblich voneinander.<br />

Diese Erkenntnis muss ihren Niederschlag in der Altenarbeit <strong>und</strong> der Altenplanung finden.<br />

Es sollten insbesondere auch generationsübergreifende Angebote entwickelt werden. Gleichermaßen ist das Augenmerk auf Angebote<br />

<strong>für</strong> Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten zu richten.<br />

4. Gewährleistung einer eigenständigen Lebensführung durch ein qualifiziertes Versorgungsnetz<br />

Ältere Menschen fordern ein eigenständiges Leben in der gewohnten Umgebung <strong>und</strong> in der eigenen Häuslichkeit. Ein Wechsel in eine<br />

stationäre Alten- <strong>und</strong> Pflegeeinrichtung wird von ihnen frühestens bei entsprechendem Pflegebedarf als sinnvoll <strong>und</strong> notwendig<br />

erachtet. Um ihnen den Verbleib in ihrem Zuhause zu ermöglichen, ist ein abgestimmtes Versorgungsnetz unabdingbar notwendig.<br />

Entscheidende Faktoren da<strong>für</strong> sind die Kooperation <strong>und</strong> Zusammenarbeit aller Anbieter sozialer Hilfen im Stadtteil <strong>und</strong> in der Stadt.<br />

5. Auf- <strong>und</strong> Ausbau von bedarfsgerechten Angeboten <strong>und</strong> Diensten bei wachsender Hilfe- <strong>und</strong> Pflegebedürftigkeit<br />

Mit wachsendem Alter steigt oftmals der Bedarf an Hilfe <strong>und</strong> Betreuung. Das muss nicht zwangsläufig eine Vollversorgung zur Folge<br />

haben, sondern erfordert den Auf- <strong>und</strong> Ausbau einer qualifizierten <strong>und</strong> abgestimmten Versorgungskette (vom Begleitdienst bis zur<br />

Vollversorgung in einem Pflegeheim), die dem älteren Menschen bedarfsgerechte Hilfemöglichkeiten anbietet <strong>und</strong> damit seine Selbstständigkeit<br />

bis ins hohe Alter gewährleistet. Pflegeberatungsstellen können hier eine wichtige „Wegweiserfunktion“ erfüllen.<br />

6. Die Kommune ist Garant <strong>für</strong> eine umfassende soziale Daseinsvorsorge <strong>für</strong> die Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen<br />

Im Hinblick auf die Belange der älteren Menschen bedeutet das zum einen, planerisch <strong>und</strong> finanziell eine bedarfsgerechte Infrastruktur<br />

aufzubauen, <strong>und</strong> zum anderen, die soziale Stellung der Älteren im Gemeinwesen aktiv zu fördern. Ist die erstgenannte Verpflichtung<br />

eher eine Planungsaufgabe, so ist die letztgenannte insbesondere eine sozialpolitische Aufgabe aller gesellschaftlichen Kräfte.<br />

Hierzu sollten die verschiedenen Träger der Altenarbeit – insbesondere die Wohlfahrtsverbände – ihre Planungen untereinander abstimmen.<br />

In möglichst enger Kooperation der Beteiligten ist eine stetige qualitative <strong>und</strong> quantitative Verbesserung des Angebotsspektrums<br />

<strong>für</strong> die älteren Menschen in der Kommune zu gewährleisten.<br />

7. Entwicklung einer zukunftsorientierten Altenplanung als Teil kommunaler Sozialplanung<br />

Altenplanung beinhaltet mehr als nur Planung von Angeboten <strong>und</strong> Einrichtungen der Altenhilfe. Alte Menschen sind ebenso wie andere<br />

Bevölkerungsgruppen betroffen von der Kultur-, Sport-, Wohn- <strong>und</strong> Verkehrsplanung sowie der gesamten Stadtentwicklungsplanung<br />

einer Kommune. Ihre Interessen <strong>und</strong> Ansprüche sind mit einzubeziehen. Umgekehrt kann eine Altenhilfeplanung nicht mehr losgelöst<br />

von den Planungen <strong>für</strong> andere Zielgruppen bzw. mit anderen Schwerpunkten realisiert werden. Altenplanung ist Bestandteil der<br />

kommunalen Sozialplanung. Zu letzterer sind alle Bemühungen zu rechnen, durch geeignete Angebote, Dienste <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

existentielle <strong>und</strong> soziale Vorsorge <strong>für</strong> das Wohl der in einer Region lebenden Menschen zu treffen.<br />

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