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Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge

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Van Berkel <strong>und</strong> Hornemann Møller entwickeln aus diesem „Potpourri“ unterschiedlicher Aktivierungsansätze (<strong>und</strong> mit ihnen<br />

verknüpfter Erwartungen) Vorschläge <strong>für</strong> ein ihnen sinnvoll erscheinendes Konzept der Aktivierung, das sie als „Reflexive Aktivierung“<br />

(reflexive activation) bezeichnen (dies. 2002, S. 197 ff., insbesondere S. 212):<br />

- Der zu verwendende Aktivierungsansatz sollte Elemente aus den Ansätzen der „Autonomieverfechter“ <strong>und</strong> der „Aktivierungsverfechter“<br />

kombinieren (statt paternalistisch zu sein).<br />

- Die Heterogenität der Klienten sollte bei der Definition der zu lösenden Probleme <strong>und</strong> bei der Festlegung der Ziele des Aktivierungsprozesses<br />

berücksichtigt werden (statt <strong>für</strong> Selektion <strong>und</strong> Maßnahmenzugang).<br />

- Unterschiedliche Formen von bezahlter <strong>und</strong> unbezahlter Arbeit sollten bezüglich des mit ihnen verb<strong>und</strong>enen Zugangs zu Ressourcen<br />

berücksichtigt werden (während der vorherrschenden Perspektive zufolge die Beschäftigungsfähigkeit über die individuelle Einordnung<br />

in die Beschäftigungshierarchie entscheide).<br />

- Als wesentliche Herausforderung sei die Abstimmung der individuellen Bedürfnisse mit dem durch verschiedene Tätigkeitsformen<br />

ermöglichten Zugang zu Ressourcen zu sehen (nicht die Abstimmung der individuellen Beschäftigungsfähigkeit mit der „passenden“<br />

Position in der Partizipationshierarchie).<br />

- Der Aktivierungsprozess sollte dadurch gekennzeichnet sein, dass Rechte <strong>und</strong> Pflichte je nach Angemessenheit verhandelbar (<strong>und</strong><br />

nicht fallunabhängig vordefiniert) sind.<br />

- Unterschiedliche Wege der Einkommensverbesserung könnten ausgehandelt <strong>und</strong> ausgestaltet werden, <strong>und</strong> zwar solche ohne<br />

Bedingungen – Einkommen als Bürgerrecht – oder solche, die an Bedingungen geknüpft werden – Einkommen als Anerkennung <strong>für</strong><br />

Partizipation <strong>und</strong> das Leisten eines Beitrags <strong>für</strong> die Gesellschaft (jedenfalls sollte Einkommenssteigerung über den Arbeitsmarkt nicht<br />

den einzigen Weg der Inklusion darstellen).<br />

- Daraus folgt, das auch informelle, nicht arbeitsmarktbezogene Inklusionsstrategien anzuerkennen <strong>und</strong> zu ermöglichen (<strong>und</strong> nicht<br />

abzulehnen) seien.<br />

Mit dem von ihnen entwickelten Ansatz reihen sich auch van Berkel/Hornemann Møller in die Reihe der normativen Aktivierungskonzepte<br />

ein. Es geht jedoch an dieser Stelle gar nicht darum (<strong>und</strong> würde den Rahmen des vorliegenden Beitrags sprengen), den von<br />

den Autoren vorgeschlagenen Ansatz im Detail zu diskutieren. Intention ist es vielmehr, die Aufmerksamkeit auf die unterschiedlichen<br />

Ziele <strong>und</strong> Denkmuster zu lenken, die bisher – nicht nur bei einem internationalen Vergleich <strong>und</strong> nicht immer explizit – mit dem Konzept<br />

der Aktivierung <strong>und</strong> des aktivierenden Sozialstaates verb<strong>und</strong>en sind. Angesichts der Vorgaben, die durch die europäische Beschäftigungsstrategie<br />

abgesteckt sind, kann es kaum noch um die Frage „pro oder kontra aktivierender Sozialstaat“ gehen. Zu führen ist<br />

vielmehr die Debatte darüber, wie dieser unter Berücksichtigung der jeweils vorherrschenden (gewandelten?) Gerechtigkeitsvorstellungen<br />

auszugestalten ist. Eine Auseinandersetzung <strong>und</strong> ein Konsens hierüber ist auch die Voraussetzung da<strong>für</strong>, konkrete „Lehren“<br />

aus dem Studium der Aktivierungsprogramme anderer Länder <strong>für</strong> Deutschland zu ziehen.<br />

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