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Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge

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Kinder sollen vom 1. bis zum 6. Lebensjahr die Möglichkeit bekommen, in Muße <strong>und</strong> Ruhe Bildungsgelegenheiten zu erfahren; Kitas<br />

die Chance, pädagogische Konzepte Tageseinrichtungen vom 1. Lebensjahr an <strong>und</strong> die Möglichkeit, pädagogische Konzepte über den<br />

ganzen Tag zu gestalten, die Arbeit mit Kindern in Gruppen, Kleingruppen oder mit einzelnen Kindern zu erleben, Bildungsprozesse<br />

aneignen zu lassen, diese zu erleben <strong>und</strong> sie nicht in ein enges Zeitkorsett zu zwängen, weil der Gutschein nach 4 St<strong>und</strong>en ausläuft.<br />

Kitas dürfen nicht zu pädagogischen St<strong>und</strong>enhotels mit Gutscheinabrechnungen verkommen. 4-St<strong>und</strong>en-Aufenthalte reichen <strong>für</strong> eine<br />

Stadtkita nicht aus, um ein größeres Projekt im Wald umzusetzen. Sie reichen nicht aus, damit eine Kita auf dem flachen Land auch<br />

einmal einen Großstadtausflug machen kann. Von solchen Bildungsarrangements ließen sich viele aufzählen. Kitas dürfen sich nicht<br />

auf Bildungsprogramme einlassen, die nur von Halbtagskonzepten ausgehen. Deshalb ist die gebührenfreie „8-St<strong>und</strong>en-Kita“ eine<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung, in der Bildungsarrangements in sehr differenzierter Form möglich sind. Eltern haben ihre Wünsche in der<br />

Umfrage „Perspektive Deutschland“, die im Auftrag des B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend erstellt wurde,<br />

deutlicher formuliert, als sie mit der Kita-Card im Hamburger Modell oder mit komplizierten Fragebögen in Bayern abgefragt wurden.<br />

Diesen Wünschen müssen die Kommunen endlich gerecht werden.<br />

Bildungszeit <strong>für</strong> Kinder bedarf einer Vorbereitungszeit von Erzieherinnen. Wir können nicht davon ausgehen, dass wir gute Qualität aus<br />

Erzieherinnen herauspressen können ohne ihnen die Muße <strong>und</strong> die Vorbereitung, das Erarbeiten <strong>und</strong> das Reflektieren, das Beschreiben<br />

<strong>und</strong> Beobachten zu ermöglichen. Ein Drittel der Arbeitszeit mit kleinen Kindern muss als Vorbereitungszeit gewährleistet sein. Solche<br />

Parameter zugr<strong>und</strong>e gelegt, würden das Hamburger Kita-Gutscheinsystem oder auch das ISKA-Modell in Frage stellen, weil sie diese<br />

Aspekte nicht in den Vordergr<strong>und</strong> stellen, sondern um den Betreuungsaspekt herum gruppieren. Betreuung ist billig zu haben, Bildung<br />

nicht.<br />

Ein Umsteuern in der Finanzpolitik zugunsten der Bildung von Anfang an wird es nur geben, wenn wir in Deutschland an die vier großen<br />

Subventionsbereichen herangehe <strong>und</strong> zusätzliche Finanzierungsquellen erschließen:<br />

• Bergbau<br />

• Landwirtschaft<br />

• Wohnungsbau<br />

• <strong>und</strong> steuerliche Absetzbarkeiten.<br />

Diese vier vom Staat subventionierten Systeme, die im Prinzip nicht dazu beitragen, zukunftsfähige Gesellschaftsmodelle zu entwickeln,<br />

sondern Althergebrachtes weiterhin unterstützen, müssen vom Zukunftsfaktor Bildung abgelöst werden. Hier muss es zu<br />

Umschichtungen kommen. Eine zweite Einnahmequelle <strong>für</strong> die Länder muss die Einführung der Vermögenssteuer sein. Der<br />

gesellschaftliche Skandal: Ein <strong>private</strong>r Reichtum von ungeahnter Dimension steht einer <strong>öffentliche</strong>n Armut gegenüber. Dies muss in<br />

vernünftige Relationen gebracht werden! Wie im europäischen Kontext geschehen, muss es zu einer Besteuerung der Vermögenden in<br />

diesem Lande kommen <strong>und</strong> diese Besteuerung muss zweckgeb<strong>und</strong>en der Bildung zugeführt werden.<br />

Eine Gesellschaft, die an diesen zentralen Finanzierungsmechanismen nicht ansetzt – <strong>und</strong> das zeigt die Diskussion um die Finanzierung<br />

von Tageseinrichtungen <strong>für</strong> Kinder – zieht den Familien das Geld aus der Tasche, das ihnen vorher als Kindergeld hineingesteck<br />

wurde. Wer zu gr<strong>und</strong>sätzlichen Änderungen nicht bereit ist, sondern den Familien in einem aufwendigen, bürokratischen Verfahren das<br />

Geld wegnimmt, wird „Den Schatz der frühen Jahre“ in dieser Republik verkommen lassen. Die aktuelle Finanzmisere, in der die Kommunen<br />

<strong>und</strong> die Länder stecken, sind die eine Seite. Sie kann aber nur gelöst werden, wenn es gr<strong>und</strong>legend auf Länder- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esebene<br />

zu einer neuen Finanzverteilung kommen wird. Die zweite gr<strong>und</strong>legende Veränderung muss in der Bejahung der Tageseinrichtungen<br />

<strong>für</strong> Kinder als Bildungseinrichtungen liegen. Wem „Herzersatzdienstleister“ <strong>für</strong> die ersten 6 Lebensjahre genügen anstelle von<br />

Kognitionsexperten mit Herz, der soll sich über das schlechte Abschneiden bei PISA nicht w<strong>und</strong>ern. Bildung von Anfang, Kitas zu<br />

Lernwerkstätten umzubauen, verlangt eine großzügige finanzielle Stärkung dieses Arbeitsfeldes. Wer dazu nicht bereit ist, wird den<br />

Anschluss der zukünftigen Generation aufs Spiel setzen.<br />

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