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Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge

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markt zu vermindern, sie ist jedoch kaum geeignet, einen direkten Beitrag zur Schaffung neuer Arbeitsplätze <strong>und</strong> zur Behebung eines<br />

Arbeitsplatzdefizits zu leisten, wie es zur Zeit in Deutschland vorliegt.<br />

Für die Sicherung der Nacherwerbsphase sehen alle untersuchten Länder zugunsten von Personen mit diskontinuierlichen Erwerbsbiographien<br />

<strong>und</strong> niedrigen Erwerbseinkommen mindestsichernde <strong>und</strong> umverteilende Elemente vor, die deutlich über das hinausgehen,<br />

was im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung bis vor der aktuellen Rentenreform vorgesehen war. Zwar ist das Problem der<br />

fehlenden Mindestsicherung im Alter inzwischen mit der Einführung der bedarfsorientierten Gr<strong>und</strong>sicherung in Angriff genommen<br />

worden. Dennoch wird die Frage, wie sich Elemente der solidarischen Absicherung neuer Risiken durch wechselnde, diskontinuierliche<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Lebensverhältnisse auch innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung ausgestalten lassen <strong>und</strong> wie bzw. von wem diese<br />

zu finanzieren sind, weiter zu diskutieren sein.<br />

5. Gr<strong>und</strong>sätzliche Überlegungen zur konzeptionellen Ausgestaltung eines „aktivierenden Sozialstaates“<br />

Bei aller scheinbaren Übereinstimmung der europäischen „Aktivierungslinie“ zeigt die genaue Betrachtung doch, dass zum einen die<br />

Programme, Schwerpunkte <strong>und</strong> Rahmenbedingungen in den einzelnen Ländern bislang recht unterschiedlich sind, zum anderen aber<br />

auch die Zielrichtung von Aktivierung sich unterscheidet. Dies wirft die Frage auf, ob wir über das Gleiche reden <strong>und</strong> das Gleiche im<br />

Sinn haben, wenn wir über „Aktivierung“ <strong>und</strong> „Eigenverantwortung“ sprechen.<br />

Rik van Berkel <strong>und</strong> Iver Hornemann Møller unterscheiden in ihrem Buch „Active Social Policies in the EU“ analytisch vier verbreitete<br />

Ansätze der Diskussion um „Aktivierung“ bzw. den „aktivierenden Sozialstaat“ (van Berkel/Hornemann Møller 2002, S. 54). Sie zeigen<br />

auf, dass es einer Gruppe von Akteuren vor allem darum geht, über die Aktivierung Menschen unabhängig von der Alimentierung durch<br />

Sozialleistungen zu machen. Andere vertreten einen paternalistischen Ansatz <strong>und</strong> plädieren da<strong>für</strong>, im Rahmen der Aktivierung<br />

gewünschtes Verhalten zu belohnen <strong>und</strong> unerwünschtes Verhalten zu bestrafen. Eine weitere Gruppe, die die Autoren ausmachen, votiert<br />

<strong>für</strong> ein bedingungsloses Gr<strong>und</strong>einkommen als Basisvoraussetzung <strong>für</strong> Aktivität <strong>und</strong> Autonomie. Als vierte Gruppe schließlich werden<br />

solche Akteure identifiziert, denen die Aktivierung selbst zentral erscheint, wobei sie von einem weiten Arbeitsbegriff ausgehen <strong>und</strong><br />

Partizipation nicht auf den Erwerbsarbeitsmarkt beschränken, sondern andere Tätigkeitsformen mit einbeziehen. Je nach Begründung<br />

<strong>und</strong> Zielrichtung des Aktivierungsansatzes resultieren Unterschiede in den Vorstellungen darüber, durch welches System die<br />

gesellschaftliche Inklusion zu erfolgen habe, wie sie herzustellen sei <strong>und</strong> welche Rolle in diesem Zusammenhang die „passiven“ Sozialleistungen<br />

spielen (s. Übersicht 3).<br />

Übersicht 3<br />

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