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Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge

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Ein letzter Hinweis auf die Schwierigkeiten, die mit dem Partizipationsbegriff verb<strong>und</strong>en sind, lässt sich an die Frage, wer eigentlich der/die<br />

Adressat/in der Hilfe ist, koppeln. So gibt es einen Typus von Jugendlichen, der in den Interviews schildert, die Hilfe sei auf freiwilligen<br />

Antrag der Eltern (meist der Mutter) zu Stande gekommen, weil diese nicht mehr mit ihm oder ihr – dem Kind – „klargekommen“ sei. Diesen<br />

Jugendlichen fällt es aufgr<strong>und</strong> dieser Ausgangslage, die sich deutlich von der anderer Jugendlicher, die sich selbst eine Hilfe organisieren,<br />

weil sie es zu Hause „nicht mehr aushalten“, unterscheidet, sehr schwer <strong>für</strong> sich ein Bedürfnis an die Hilfe zu formulieren. Obwohl die<br />

meisten dieser Jugendlichen zwar im Rückblick auf die Hilfe trotzdem schildern, dass diese ihnen „etwas gebracht“ habe, stellt sich die Frage,<br />

wie sie zu Beginn einer Hilfe an Entscheidungsprozessen beteiligt werden können, genauso wie <strong>für</strong> die Eltern.<br />

Ausblick<br />

Die belasteten Lebenssituationen, in denen sich AdressatInnen meist zu Hilfebeginn vorfinden, sowie die Konstellation der beteiligten<br />

Akteure im Hilfeverlauf (Machtstrukturen) müssen geradezu – wie dargestellt – zu einer Beschränkung der Möglichkeiten in Bezug auf<br />

eine umfassende Partizipation von AdressatInnen führen. Die Frage nach einer gelingenden Beteiligung in der Jugendhilfe muss daher<br />

davon ausgehen, dass Kompetenzen der AdressatInnen zumindest bei Hilfebeginn zeitweise verschüttet sind <strong>und</strong> sich deshalb mit dem<br />

Ziel verbinden, die Ressourcen der Kinder/Jugendlichen <strong>und</strong> Eltern wieder zu aktivieren. „Beteiligung als Empowerment“ (Kriener<br />

2002, S. 135) verbindet sich – meines Erachtens – sehr gut mit den von den AdressatInnen benannten Punkten gelingender Partizipation.<br />

Beteiligung als Empowerment verweist zugleich nochmals auf den Prozesscharakter des Hilfeverlaufs sowie auf die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

professionelle Haltung, die zu einer solchen Hilfegestaltung notwendigerweise eingenommen werden muss. So wie sich die Beziehung<br />

zwischen AdressatInnen <strong>und</strong> Hilfeleistenden entwickelt, so entwickelt sich auch die Partizipation. Beides ist nicht auf einmal da <strong>und</strong><br />

schon gar nicht in einem Verfahren abzugelten. Die Auswertung der Interviews zu der Frage, wie Beteiligung in Hilfeplangesprächen<br />

erlebt wird, kann die Wichtigkeit dieses Punktes nur stützen, denn: Obwohl das Hilfeplangespräch immer wieder als ein zentrales<br />

Verfahren diskutiert wird , das AdressatInnen die umfassende Möglichkeit zur Beteiligung an der Ausgestaltung einer Hilfeplanung bieten<br />

soll, erleben sie dieses als einen formalen Akt, der nur sehr begrenzt Beteiligung zulässt. Sicher ist es wichtig, dass auch in Verfahren<br />

versucht wird Beteiligung zu ermöglichen; wie die Sicht <strong>und</strong> die Geschichten der AdressatInnen jedoch deutlich zeigen, darf sie keinesfalls<br />

darauf beschränkt bleiben.<br />

Literatur:<br />

Koch, Josef u.a. 2002: Mehr Flexibilität, Integration <strong>und</strong> Sozialraumbezug in den erzieherischen Hilfen. Zwischenergebnisse aus dem<br />

B<strong>und</strong>esmodellprojekt INTEGRA. Frankfurt (Main).<br />

Kriener, Martina 2001: Beteiligung als Gestaltungsprinzip. In: Birtsch, V./Münstermann, K./Trede, W. (Hg.): Handbuch Erziehungshilfen.<br />

Leitfaden <strong>für</strong> Ausbildung, Praxis <strong>und</strong> Forschung. Münster.<br />

Münchmeier, Richard 2003: Chancen <strong>und</strong> Risiken <strong>für</strong> die Jugendhilfe im aktuellen Bildungsdiskurs. In: Forum Erziehungshilfen 2/2003, S. 69–77.<br />

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