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Workshop 1.6 - Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge

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Der Unterstützungskreislauf<br />

Information<br />

Beratung<br />

Evaluation<br />

Leistungserbringung<br />

Assessment<br />

Bedarf &<br />

Ressourcen<br />

Selbstbestimmung<br />

Teilhabe<br />

Hilfeplanung &<br />

Hilfearrangement<br />

Vom Unterstützungsbedarf zur personenbezogenen<br />

Unterstützung mit einem Persönlichen Budget<br />

Budget<br />

Bewilligung &<br />

Festsetzung<br />

Die Bemessung des Budgets wird regelmäßig überprüft. Es besteht aber auch zwischen den Prüfzeitpunkten die Möglichkeit <strong>für</strong><br />

Budgetnehmer, Änderungen im Unterstützungsbedarf anzumelden (z.B. bei Wegfall einer unterstützenden Person oder Veränderung des<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustandes).<br />

Gr<strong>und</strong>ideen der Budgetgestaltung sind:<br />

• Jeder erhält das Seine, nicht das Gleiche: Unterschiedlichen Unterstützungsbedarfen <strong>und</strong> vorhandenen <strong>und</strong> nutzbaren Ressourcen wird<br />

Rechnung getragen.<br />

• Jeder soll die Mittel (Geldmittel <strong>und</strong> Beratung) erhalten, um die jeweils passende Unterstützung wählen zu können: Die Chance,<br />

informiert wählen zu können, bedeutet einen Zuwachs an Selbstbestimmung (vgl. Häußler, Wacker, Wetzler 1996, 57).<br />

• Jeder kann einen Teil seines Budgets frei nach eigenen Wünschen <strong>und</strong> Zielsetzungen verwenden: Die Selbstbestimmung über die<br />

eigenen Lebensvollzüge wächst.<br />

• Jeder kann (<strong>und</strong> muss!) auch eigene persönliche <strong>und</strong> soziale Ressourcen in den Prozess der Lebensführung einbringen: So steigt die<br />

Bedeutsamkeit der eigenen Handlungen. Die Erfahrung, Nützliches beitragen zu können, fördert das Selbstwertgefühl <strong>und</strong> die<br />

persönliche Zufriedenheit. Die Bereitschaft, das individuell Mögliche zur Lebensführung beizutragen, steigert die gesellschaftliche<br />

Anerkennung.<br />

• Die Qualität der Unterstützung wird bemessen an Art <strong>und</strong> Ausmaß tatsächlicher gesellschaftlicher Teilhabe im Sinne des Zugangs,<br />

d.h. der objektiven Verfügbarkeit, <strong>und</strong> im Sinne der selbstbestimmten Aktivität, d.h. der subjektiven Realisierung von Teilhabe.<br />

Damit scheiden „Artefakte“ aus, die sich durch eine globale Zufriedenheitsmessung ergeben können.<br />

Hinter diesem Modell steht die wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Annahme, dass sich Versorgungsqualität <strong>und</strong> Lebensqualität steigern lassen,<br />

ohne insgesamt jeweils den Einsatz an materiellen Ressourcen erhöhen zu müssen.<br />

Will man das Modell allerdings wirklich konsequent unter dem Qualitätskriterium der Teilhabe betrachten, lässt es sich nur gemeinwesenbezogen<br />

realisieren (vgl. Hölscher, Wansing 2003).<br />

Dies bedeutet im Sinne eines wirtschaftlichen <strong>und</strong> regionalen Vorgehens zum einen eine Öffnung <strong>für</strong> andere professionelle Systeme wie<br />

das der Jugendhilfe <strong>und</strong> der Altenhilfe, zum anderen auch die Chance <strong>für</strong> Budgetnehmerinnen <strong>und</strong> Budgetnehmer, sich bürgerschaftlich<br />

zu engagieren oder solches Engagement anderer Bürger <strong>für</strong> sich zu nutzen.<br />

Wenn also klar ist, wie ein Modell aussehen kann, <strong>und</strong> wenn die gesetzliche Basis nicht nur gegeben ist, sondern auch die Aufforderung<br />

besteht, entsprechend zu verfahren, warum tun sich die deutschen Hilfeanbieter so schwer, Hilfe nach dem Maß zu gestalten, wie es das<br />

Persönliche Budget vorsieht?<br />

2. Selbstbestimmung <strong>und</strong> Teilhabe um jeden Preis?<br />

Bei vorbereitenden Gesprächen zur Anbahnung der Modellerprobung mit Leistungsträgern, Leistungsanbietern <strong>und</strong> Angehörigen<br />

wurden immer wieder skeptische Fragen vorgebracht. Eine war, ob ein Persönliches Budget tatsächlich <strong>für</strong> alle offen sein solle? Vor<br />

allem <strong>für</strong> den Personenkreis mit kognitiven Einschränkungen wurden Bedenken geäußert, die durchaus ernst zu nehmen sind. Sie sollen<br />

daher diskutiert <strong>und</strong> mögliche Lösungswege bedacht werden.<br />

• Wer trägt die Verantwortung?<br />

Die wohl am häufigsten aufgeworfene Frage ist die nach der Verantwortung. Sie trifft im Kern das Spannungsfeld zwischen dem Recht<br />

auf Selbstbestimmung <strong>und</strong> den Grenzen, die beispielsweise aufgr<strong>und</strong> einer kognitiven Beeinträchtigung – häufig kombiniert mit einer<br />

langjährigen Sozialisation in Fremdbestimmung – einer eigenständigen Lebensführung gesetzt sind. Wer übernimmt die Verantwortung<br />

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