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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Römische<br />

Städte<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 90<br />

Photogrammetrie und Fernerkundung der Universität Karlsruhe<br />

photogrammetrisch aufgenommen und der übrige Abschnitt mit geodätischen<br />

Methoden. Eine einwöchige Überprüfung des Befundes<br />

im März <strong>2002</strong> kam hinzu, da zu diesem Zeitpunkt wichtige Abschnitte<br />

des Baus noch nicht wieder überwachsen waren. Auf diese<br />

Weise war es möglich, den Bauvorgang zu klären, die Datierung<br />

durch eine ganze Reihe von Ziegelstempeln zu sichern, eine Rekonstruktion<br />

der Gesamtanlage zu erarbeiten und auch Details wie z. B.<br />

den Dektor der Außen- und Innenwände zu klären.<br />

Dr. M. Heinzelmann (Kommission zur Erforschung des antiken Städtewesens,<br />

Bayerische Akademie der Wissenschaften, München) erhielt<br />

für das Projekt „Stadtbild und kulturelle Identität – Urbanistische<br />

Studien zur regionalen Vielfalt römischer Städte in der Kaiserzeit“<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Kultur des römischen Reiches ist vor allem eine städtische Kultur.<br />

Daher verwundert es nicht, dass die Erforschung der römischen<br />

Städte auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Während die<br />

Althistoriker sowohl die staatsrechtliche Organisation als auch die<br />

wirtschaftliche bzw. soziologische Entwicklung untersucht haben,<br />

ging es den Archäologen vor allem um zivilisatorische Aspekte<br />

(Fließwasserversorgung, Basiliken, Unterhaltungsbauten etc.). Erst<br />

in jüngerer Zeit wurde ein gesamtheitlicher Ansatz entwickelt, dem<br />

es um eine möglichst umfassende Rekonstruktion und Analyse des<br />

städtischen Lebens geht, wobei die optische Erscheinung der Stadt<br />

mit den Handlungs- und Kommunikationsstrategien der Bewohner<br />

und des Staates in Korrelation gebracht wird.<br />

Während sich diese neuere Stadtforschung vorwiegend auf Parallelentwicklungen<br />

innerhalb des Reichsgebiets konzentrierte, sollen in<br />

diesem Projekt die bislang wenig thematisierten charakteristischen<br />

Eigenheiten der Städte in den verschiedenen Regionen, die sich trotz<br />

einer einheitlichen Gesamtentwicklung bewahrt haben, herausgearbeitet<br />

werden. Das Ziel dieser überregionalen Vergleichsstudie ist,<br />

die Ursachen für die Ausprägung der unterschiedlichen urbanistischen<br />

Entwicklungsprozesse zu klären, wobei jeweils zwischen lokalen<br />

Besonderheiten, regionalen Traditionen und reichsweiten Einflüssen<br />

zu differenzieren ist. Am Beispiel der Unterschiede zwischen<br />

den Städten Perge, Thugga und Ostia kann die Vorgehensweise erläutert<br />

werden: Während sich in den griechisch geprägten und damit<br />

einer langen Polis-Tradition verpflichteten Städte im Osten des römischen<br />

Reiches (z. B. Perge) immer wieder Bürgerschaften zusammenschlossen,<br />

um Großbauprojekte zu realisieren (monumentale Säulenstraßen),<br />

mit denen sie ihrer Gemeinschaft im Konkurrenzkampf mit<br />

der Nachbarstadt Ausdruck verliehen, wurden die Neubaumaßnahmen<br />

im nordafrikanischen Thugga – meist unzusammenhängende<br />

Prachtbauten und Tempelanlagen – ausschließlich von Einzelpersonen<br />

oder Familien der Oberschicht getragen. Ausschlaggebend<br />

dafür war nicht der Wettbewerb der Städte untereinander, sondern<br />

die Konkurrenzsituation innerhalb der städtischen Führungsschicht.

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