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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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85<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Kommentierung der Edition im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.<br />

Die Briefe Pounds nehmen auf eine Vielzahl von Persönlichkeiten<br />

aus der Politik, Wissenschaft, Literatur und Zeitgeschichte Bezug<br />

und erwähnen viele aktuelle Ereignisse der dreißiger Jahre. Inzwischen<br />

ist eine umfangreiche Datenbank mit Informationen darüber<br />

entstanden. Zusammen mit den Briefen von Pounds Korrespondenzpartnern<br />

ist sie die wichtigste Grundlage für den wissenschaftlichen<br />

Apparat. Die Datenbank enthält biographische Daten, Erklärungen<br />

von Begriffen, z. B. des Sozialkredits, Angaben zu historischen Ereignissen<br />

und ähnliches.<br />

Prof. S. Breuer (Fachbereich Soziologie, Hamburger Universität für<br />

Wirtschaft und Politik) erhält von der <strong>Stiftung</strong> Finanzmittel für die<br />

Edition des Briefwechsels zwischen Ernst Jünger und Friedrich Hielscher.<br />

In der umfangreichen Korrespondenz, die Ernst Jünger (1895–1998)<br />

während seines langen Lebens führte, nimmt der erst kürzlich entdeckte<br />

Briefwechsel mit Friedrich Hielscher (1902–1990) eine Sonderstellung<br />

ein. Schon rein quantitativ gehört diese Korrespondenz<br />

Jüngers mit ca. 220 Briefen und Karten, die zwischen 1927 und 1985<br />

gewechselt wurden, zu den bedeutendsten, die nur von denjenigen<br />

mit Carl Schmitt, Hugo Fischer und Georg Jünger übertroffen wird.<br />

Angesichts der Tatsache, dass Jünger nach der nationalsozialistischen<br />

Machtübernahme aus Sicherheitsgründen erhebliche Teile<br />

seiner Korrespondenz vernichtet hat, stellt sein Briefwechsel mit<br />

Hielscher eine einzigartige Quelle dar, die wichtige Hintergrundinformationen<br />

zu den Essays und Aufsätzen Jüngers aus den 20er und<br />

30er Jahren enthält.<br />

In der Beziehung zwischen Jünger und Hielscher verschränken sich<br />

zwei Lebenswege von sehr unterschiedlichem Bekanntheitsgrad.<br />

Während Ernst Jünger zu den prominentesten und umstrittensten<br />

deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts zählt, ist der Name<br />

Friedrich Hielscher nur Wenigen vertraut. Seine Karriere als politischer<br />

Publizist begann Hielscher 1926 bei der von Ernst Jünger und<br />

Helmut Franke herausgegebenen neonationalistischen Zeitschrift<br />

„Arminius“. 1931 erschien sein wichtigstes Werk „Das Reich“ im<br />

Verlag des Stahlhelm. Buch und Zeitschrift waren die geistige<br />

Grundlage für einen Kreis von politisch rechtsstehenden Intellektuellen,<br />

der sich zu dieser Zeit um Hielscher konstituierte. Neben seiner<br />

publizistischen Tätigkeit führte Hielscher häufig Gespräche mit<br />

verschiedenen Gruppen der Rechten. Zahlreiche Anhänger für seine<br />

neue Reichslehre konnte er auch aus Kreisen der bündischen Jugend<br />

rekrutieren. Während des Dritten Reiches arbeitet er im „SS-Ahnenerbe“,<br />

dass sich mit germanischer Brauchtums- und Vorgeschichtsforschung<br />

befasste. Hielscher, der von Anfang an gegen den Nationalsozialismus<br />

eingestellt war, organisierte die Widerstandsarbeit<br />

seines Kreises auf mehreren Ebenen. Er überzeugte einige seiner<br />

Ernst Jünger<br />

Friedrich<br />

Hielscher

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