02.12.2012 Aufrufe

Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wartburgkrieg<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 144<br />

nach deren alphabetischer Anordnung der Katalog in 147 Sachgruppen<br />

gegliedert ist, versteht er sich als ein transdisziplinär angelegtes<br />

Arbeitsinstrument, das zur Erhellung der Wechselbeziehungen zwischen<br />

Literatur und Bildkunst beiträgt.<br />

Im Band ,Heiligenleben’ wird die bebilderte handschriftliche Überlieferung<br />

deutschsprachiger Lebensbeschreibungen einzelner Heiliger<br />

dokumentiert und erforscht. Diese Stoffgruppe ist abzugrenzen<br />

von derjenigen der ,Legendare’, in denen zahlreiche Heiligenleben<br />

sich zu umfangreichen, meist kalendarisch angeordneten Sammlungen<br />

zusammenfinden. Einzelviten dagegen sind an die lokale, ordensspezifische<br />

oder auch ganz private Verehrung bestimmter Heiliger<br />

gebunden. Häufig bebildert sind die Viten beliebter Heiliger wie<br />

Franz von Assisi oder Katharina von Siena, doch auch zu überregional<br />

unbekannteren Heiligen (Sebaldus, Wiborada) gibt es vereinzelte<br />

Bildüberlieferungen in Handschriften. Das Spektrum der Illustrationstypen<br />

reicht von umfangreichen Bildzyklen (z. B. 240 Federzeichnungen<br />

zu einem Franziskusleben in einer Pariser Handschrift)<br />

bis hin zu singulären Bildinitialen oder auch in den handschriftlichen<br />

Text eingeklebten Heiligenbildchen. Entsprechend der Befunde ist<br />

der Band ,Heiligenleben’ gegliedert in 34 Untergruppen (zu 34 Heiligen<br />

von Afra bis Wiborada). Er wird ca. 75 Katalogartikel zu illustrierten<br />

Heiligenlebenhandschriften enthalten; hinzu treten ca. 25<br />

Artikel zu illustrierten Frühdrucken, welche die handschriftliche<br />

Überlieferung seit dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts fortführen,<br />

ergänzen, z. T. auch neu anregen, sowie 34 in die Untergruppen<br />

einführende Übersichtsartikel, die über Grundzüge der jeweiligen<br />

Ikonographie, Zusammenhänge mit der lateinischen Text-Bild-<br />

Überlieferung u. ä. informieren.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellte PD Dr. B. Kellner (Seminar für Deutsche Philologie,<br />

Universität Göttingen) und Prof. P. Strohschneider (Institut für<br />

Deutsche Philologie, Ludwig-Maximilians-Universität München) für<br />

das Forschungsvorhaben „Kommentare zum Wartburgkrieg“ Fördermittel<br />

zur Verfügung.<br />

So prominent der ,Sängerkrieg auf der Wartburg’ in Deutschland als<br />

Mythos ist, so sehr bedarf das unter dem Sammeltitel „Wartburgkrieg“<br />

geführte komplexe Geflecht mittelhochdeutscher Sangspruch-<br />

und meisterlicher Dichtungen bis heute der systematischen<br />

editorischen, interpretatorischen sowie literarhistorischen und wissensgeschichtlichen<br />

Erschließung.<br />

Diese mangelnde Aufarbeitung ergibt sich zum einen aus der Komplexität<br />

der Überlieferungslage. Das Textkonglomerat liegt – unter<br />

verschiedenen Autorennamen – in 30 verschiedenen Codices und<br />

Fragmenten vor, die nicht nur nach Graphie und Wortlaut, sondern<br />

auch nach Strophenbestand und -anordnung so stark divergieren,<br />

dass alle Versuche einer systematischen oder editorisch plausiblen<br />

Sortierung bislang scheiterten. Zum anderen wird der Zugang erschwert<br />

durch die historische Fremdheit der hier begegnenden Text-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!