Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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129 KUNSTWISSENSCHAFTEN Abb. 12: Projekt „Französische Kunst im Nachkriegsdeutschland – Deutsche Moderne in Frankreich nach 1945“: Eröffnung der Ausstellung „Französische Malerei im 19. Jahrhundert“ 1949 in der Kestner-Gesellschaft Hannover.
Schloss Landsberg KUNSTWISSENSCHAFTEN 130 amerikanische Kunst die französische als Modell ablöste, stehen im Mittelpunkt des Projekts. Seine Aufgabe ist es, den bisher erst in Ansätzen erforschten deutsch-französischen Kunst- und Kulturtransfer zu rekonstruieren, die vielfältigen grenzüberschreitenden Kontakte in ihrem historischen Kontext zu beschreiben sowie nach den Trägern und unterschiedlichen Motivationen dieser bilateralen Beziehungen zu fragen. So soll untersucht werden, in welchem Verhältnis das deutsche Interesse, durch die Neuorientierung an der französischen Moderne wieder Anschluss an die internationale Kunstszene zu finden und sich zur westlichen Wertegemeinschaft zu bekennen, mit den kulturpolitischen Zielen der französischen Militärregierung stand, die Überlegenheit der französischen Kunst zu demonstrieren. Dem gegenüber stehen die Pionierleistungen einzelner Persönlichkeiten – Künstler, Sammler, Galeristen sowie Kunsthistoriker und - kritiker – als Kulturvermittler zwischen den zwei Nationen (u. a. Willi Baumeister, Ottomar Domnick, Will Grohmann, Édouard Jaguer, Michel Tapié). In einer Datenbank werden die wichtigsten kunstkritischen und -historischen Schriften (v. a. Zeitschriften), aber auch unbekanntes Archivmaterial erfasst und analysiert, eine Dokumentation der deutschfranzösischen Ausstellungen erstellt sowie durch die systematische Rekonstruktion der Künstlerkontakte der hohe Stellenwert der réconciliation franco-allemand für die Entwicklung der Nachkriegsmoderne und ihrer kunsttheoretischen Debatten über Abstraktion/Figuration in beiden Ländern aufgezeigt. Das deutsch-französische Forschungsunternehmen versteht sich als Beitrag zur europäischen Geschichte der Nachkriegsmoderne sowie als Möglichkeit der gezielten wissenschaftlichen Nachwuchsförderung. Seine bilaterale Grundlagenforschung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin sowie mit Kollegen und Institutionen beider Länder und unterschiedlicher Disziplinen. Seit Frühjahr 2000 fördert die Stiftung das interdisziplinäre Forschungsprojekt „August Thyssen und Schloss Landsberg. Ein Unternehmer und sein Haus“. Das Projekt verfolgt das Ziel, die bisher wenig beachtete Frage nach den Wohn- und Lebensformen wirtschaftlicher Führungsschichten im Ruhrgebiet um 1900 interdisziplinär zu erforschen. Zentraler Untersuchungsgegenstand ist der Alterswohnsitz von August Thyssen (1842–1926), Schloss Landsberg bei Essen-Kettwig, in der Verknüpfung mit seinem prominenten Bauherrn, einem der maßgeblichen Repräsentanten der industriellen Elite des rheinisch-westfälischen Wirtschaftsraumes, und dessen Wohn- und Repräsentationsbedürfnissen. Die beteiligten Lehrstühle und Institute sind die Universität zu Köln, Kunsthistorisches Institut/Abteilung Architekturgeschichte (Prof. N. Nußbaum/Projektleitung bau- und kunsthistorisches Teilprojekt), die Universität Dortmund, Lehrstuhl für Denkmalpflege und Bauforschung (Prof. U. Hassler), die Universität Frankfurt am Main, Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Prof. W. Plumpe/Projekt-
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