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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Jüdische und<br />

islamische<br />

Kulturkritik<br />

Philosophiedidaktik<br />

PHILOSOPHIE 18<br />

risierung freier Akte anhand von vier Kriterien (Aktivität, Intentionalität,<br />

überlegte Wahl zwischen Alternativen, Zurechnung) vorgenommen<br />

werden, um erst dann in einem zweiten Schritt die mögliche<br />

Unterbringung solcher Akte innerhalb der Welt insgesamt zu<br />

prüfen.<br />

Zur Präzisierung des Kriteriums der Aktivität werden Beiträge aus<br />

der Philosophie der Biologie und der Philosophie des Geistes herangezogen.<br />

Eine zentrale Fragestellung dabei ist, wie dieses Kriterium<br />

gegenüber physikalistischen metaphysischen Positionen einzuordnen<br />

ist. Die Lösung dieser Problematik wird auf dem Grundgedanken<br />

aufbauen, dass zur Identifizierung der Entitäten, um die es auf<br />

einer Ebene der Beschreibung geht, stets bereits die Begrifflichkeit<br />

und die ihr korrelierenden Gegenstandsstrukturen dieser Ebene vorausgesetzt<br />

werden muss. Der in der Philosophie der Biologie feststellbare<br />

Zug zu aristotelischen Positionen wird es ermöglichen, Aktivität<br />

als strukturschaffenden Prozess zu etablieren, ohne dadurch in<br />

Widerspruch zu modernen wissenschaftlichen Positionen zu kommen.<br />

Mit Hilfe dieser Überlegungen wird für das Projekt der nötige<br />

argumentative Freiraum zur phänomenalen Sichtung und inhaltlichen<br />

Charakterisierung freier Akte geschaffen.<br />

Für den Arbeitskreis Jüdische und islamische Hermeneutik als Kulturkritik<br />

stellte die <strong>Stiftung</strong> dem Wissenschaftskolleg zu Berlin (Prof.<br />

D. Grimm) Fördermittel zur Verfügung.<br />

Kulturkritisches Denken in der islamischen wie auch in der jüdischen<br />

Welt hat vor einigen Jahren begonnen, den Bezug zur je eigenen religiösen<br />

Tradition und damit das Verhältnis von Religion und Politik<br />

grundlegend neu zu bestimmen. Bei aller Unterschiedlichkeit des<br />

politischen und geistigen Umfelds lässt sich hier ein gemeinsames<br />

Interesse erkennen: das Interesse einer jüdischen und einer islamischen<br />

säkulären Selbstbestimmung, die eine Kritik an der politischen<br />

Instrumentalisierung der religiösen Quellen aus der Arbeit an der<br />

Hermeneutik religiöser und anderer kanonischer Texte ableitet. Das<br />

Besondere dieser Kulturkritik besteht darin, dass sie ihre Motive aus<br />

der religiösen Tradition selber gewinnt und nicht von aussen an<br />

diese heranträgt. Solche Tendenzen gibt es sowohl im zeitgenössischen<br />

jüdischen wie auch im muslimischen Denken, ohne dass sie<br />

bislang voneinander Kenntnis genommen haben. Anders als im Mittelalter<br />

ist heute die Kommunikation zwischen Islam und Judentum<br />

blockiert.<br />

Das Forschungsprojekt zur judeo-islamischen Hermeneutik soll Judaisten<br />

und Islamwissenschaftler, islamische und jüdische Intellektuelle<br />

zusammenführen, die ihre Arbeit an der je eigenen Tradition<br />

in den Rahmen eines miteinander geteilten hermeneutischen und<br />

kulturtheoretischen Interesses stellen.<br />

Mit Denkrichtungen und Methoden der Philosophie in didaktischer<br />

Perspektive beschäftigt sich ein von der <strong>Stiftung</strong> unterstütztes For-

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