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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

festgelegten Metasprache operieren, die zu nah am Beschriebenen<br />

liegt und es so nur umschreibend reproduzieren kann, vor allem aber<br />

weil diese Ansätze den dynamischen kognitiven Prozess, in dem<br />

sprachliche Bedeutung angeeignet und erweitert wird, nicht beschreiben,<br />

geschweige denn reproduzieren können. Dieser Situation<br />

will das Projekt abhelfen, indem es den Prozess der Lern-Rückkoppelung<br />

sprachlicher Bedeutungsaufnahme bzw. die selbstorganisierende<br />

Semantik von natürlichen Sprachen analysieren und automatisch<br />

nachbilden will.<br />

Dafür wird davon ausgegangen, dass sprachliche Bedeutungsaufnahme<br />

in einem beständigen Prozess der Kategorisierung entsteht.<br />

Er dient dem Lernen, welches seinerseits als Redundanzaufbau, d. h.<br />

Steigerung der Möglichkeiten des Wieder-Erkennens, im lernenden<br />

System definiert wird. Ein solcher Redundanzaufbau vollzieht sich<br />

vermutlich mittels einer multiplen Kategorienbildung, die durch ein<br />

vierfaches Raummodell beschrieben werden soll. Es wird unterschieden<br />

nach dem Diskursraum, der Texte in ihrer sprach-zeitlichen Erstreckung<br />

umfasst, dem Ereignisraum, in dem diese Texte auf ihre<br />

Informationshaltigkeit ausgewertet und in ihrem Bedeutungsgehalt<br />

erfasst werden, dem Wissensraum, in dem diese Informationen auf<br />

außersprachliche Sachverhalte bezogen werden, und dem Systemraum,<br />

in dem sie auf Strukturen abstrakten Denkens transparent gemacht,<br />

d. h. weitestgehend paradigmatisiert, werden.<br />

Um diese Kategorien und deren Interagieren im Lernprozess zu ermitteln,<br />

werden drei Informationsquellen herangezogen: die Gebrauchsbedingungen<br />

sprachlicher Zeichen, wie sie sich in maschinenlesbaren<br />

Texten zeigen (etwa sprach-statistische Untersuchungen;<br />

wissenschaftstheoretische Annahmen; sprachwissenschaftliche<br />

Annahmen über universale Eigenschaften von Sprachen, v. a. deren<br />

Darstellbarkeit in Baumstrukturen). Damit werden bekannte, bislang<br />

aber nicht verbundene Einzeldisziplinen der Sprachwissenschaft,<br />

Lerntheorie und Informatik zu einem kognitionswissenschaftlichen<br />

Ansatz verbunden.<br />

Der Ertrag des Projekts soll ein dreifacher sein: kognitionswissenschaftlich<br />

soll es ein Modell für den Erwerb semantischen Wissens<br />

und damit semantischen Lernens erbringen; sprachwissenschaftlich<br />

würde dies eine Theorie semantischer Erzeugung implizieren; computerlinguistisch<br />

und anwendungsorientiert soll das System eine Basis<br />

für die Effizienzsteigerung und Verbesserung maschineller<br />

Sprachverarbeitung (Zugriff auf Daten des Internet, elektronische<br />

Übersetzung) bilden.<br />

Für die Erststellung eines Online-Index zur chinesischen Tageszeitung<br />

„Shenbao“ 1872–1898 erhält Prof. R. Wagner (Sinologisches Seminar,<br />

Universität Heidelberg) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Shenbao wurde 1872 in Shanghai gegründet und war eine der<br />

frühesten und erfolgreichsten chinesischen Tageszeitungen. Ihr<br />

Gründer, der Brite Ernest Major, verstand es, seine Zeitung zu einer<br />

Shenbao

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