Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“
tums. Der erste Band ging 2002 in den Druck, die anderen sollen je
zur Hälfte 2003 und 2004 folgen.
Der Dynamik des Gemeinschaftsrechts folgend haben sich auch in
diesen Gebieten seit dem letzten Bericht tiefgreifende Veränderungen
ergeben. Genannt seien nur: der Einfluss der EU-Kaufrechtsrichtlinie,
die zum Schuldrechtsmodernisierungsgesetz und damit
zur tiefgreifendsten Reform im Herzstück des deutschen Zivilrechts
seit einem Jahrhundert führte und jetzt gefolgt wird von konkreten
Schritten hin zu einem Europäischen Vertragsgesetzbruch; die Einführung
der ersten einheitlichen europäischen Rechtsform für einen
großen Gesellschaftstyp (Societas Europaea); und im Bankrecht die
Kodifizierung des Aufsichtsrechts und die Einführung einer neuen
Währung, des Euro.
Die 10 Bände sollen eine verlässliche Darstellung jedes der 10 Gebiete
geben, zugleich jedoch auch die Diskussionsgrundlagen für
diese dynamische Entwicklung offenlegen. Da Gemeinschaftsrecht
weit überwiegend nur über die nationalen Rechte (durch Umsetzung
in diese) wirkt, zielt die Förderung auf zweierlei: die genannte Darstellung
des Gemeinschaftsrechts, also einer europaweit einheitlich
geltenden Rechtsquelle; sowie die Rechtsvergleichung, die die Herkunft
von Gemeinschaftsrecht aus den nationalen Modellen verständlich
macht, zugleich dort, wo es noch an Gemeinschaftsrecht
fehlt, Entwicklungslinien in den nationalen Rechten offenlegt, und
nicht zuletzt auch hilft zu sehen, wie weit die nationalen Rechte nach
Harmonisierung einander tatsächlich vergleichbar sind. Beispielsweise
ist im Gesellschaftsrecht der Kauf und Verkauf von Anteilen
(Kapitalmarkt) weitestgehend europaweit vereinheitlicht, umgekehrt
ist der rechtliche Rahmen für die Entscheidungsfindung in Gesellschaften
in wichtigen Teilen nicht harmonisiert. Unter dem Begriff
der „Corporate Governance“ wird dieser rechtliche Rahmen
rechtsvergleichend diskutiert. Zwischen beiden stehen die sogenannten
Übernahmen, der massenweise Verkauf von Anteilen an
neue Eigentümer, die typischerweise die Entscheidungsträger auswechseln,
d. h. ein Mechanismus, der per Kauf und Verkauf auf die
Entscheidungsträger und damit auf die Entscheidungsstrukturen
Einfluss nimmt. Dass all dies in dem Lehrbuch Gesellschaftsrecht zusammen
dargestellt wird, zeigt auch, dass organische Zusammenhänge
in der Lebenswirklichkeit eine besondere Rolle in der Lehrbuchreihe
spielen.
Mit Mitteln der Stiftung arbeitet Prof. E.-J. Mestmäcker, Max-Planck-
Institut für Ausländisches und Internationales Privatrecht, Hamburg,
weiter an einer Neubearbeitung seines Lehrbuchs „Europäisches
Wettbewerbsrecht“.
Die erste Ausgabe ist 1974 erschienen und inzwischen vergriffen.
Dieses Lehrbuch war zugleich als Handbuch konzipiert worden und
berücksichtigte die Rechtsprechung des EuGH und die Entscheidungspraxis
der EG-Kommission.
Wettbewerbsrecht