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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Deutschjüdische<br />

Periodika<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 152<br />

den empirisch-wissenschaftlichen Denkweise nicht auf Büchner<br />

übertragen, weshalb seine Rolle in der szientistisch-philosophischen<br />

Revolution der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis heute noch zu<br />

erschließen bleibt.<br />

Zweitens wurde der innere Zusammenhang von Büchners sowohl<br />

philosophiegeschichtlichem wie naturwissenschaftlichem Schreiben<br />

mit seinem literarischen Werk nicht hinreichend erläutert. Im Zentrum<br />

von Büchners naturphilosophischer Begründungstheorie, die er<br />

seinen Studien voranstellte, steht ein „Gesetz der Schönheit“ als fundamentales<br />

„Urgesetz“ aller Naturphänomene, das ein Scharnier<br />

zwischen Ästhetik und Naturwissenschaft bildet.<br />

Diese beiden Forschungsdefizite soll ein kulturwissenschaftlicher<br />

Ansatz schließen: Büchners naturwissenschaftlichen wie philosophiegeschichtlichen<br />

Texte werden zunächst innerhalb ihrer eigenen<br />

Diskurstraditionen interpretiert und in einem „genetischen“ Zusammenhang<br />

gesehen. Vor diesem Hintergrund werden dann die Besonderheit<br />

von Büchners Dichtung und deren Bedeutung im Kontext des<br />

19. Jahrhunderts fassbar, die nicht zuletzt darin besteht, dass der Autor<br />

ihr Erkenntnisse eigener wie auch fremder naturwissenschaftlicher<br />

Studien einschrieb (die z.T. bis in dramaturgische oder narrative<br />

Strukturen hinein nachweisbar sind). Ziel des Projekts ist also eine<br />

differenzierte Analyse und Interpretation der Büchnerschen Texte,<br />

die zugleich eine textauslegende Fundierung kulturwissenschaftlicher<br />

Verfahren vor Augen führt.<br />

Für das von Prof. H. O. Horch (Germanistisches Institut, RWTH<br />

Aachen) initiierte Projekt „Von der Kritik zur Kulturzeitschrift: Die<br />

Kunstkritik deutsch-jüdischer Periodika 1837–1922“ wurden Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong> bewilligt. Bearbeiterin ist Dr. S. Rohde.<br />

Gibt es eine jüdische Kunstkritik? Zumindest gibt es seit 1837 kritische<br />

Beiträge über Kunst, Künstler und ihre Beziehung zum Judentum<br />

in deutsch-jüdischen Periodika. Sie berichten über Ausstellungen<br />

im In- und Ausland, reflektieren die Aufgaben einer »jüdischen«<br />

Kunst oder die Verantwortung jüdischer Künstler gegenüber dem<br />

Judentum. Sie erörtern Sinn und Ziele jüdischer Museen, skizzieren<br />

mögliche Wege einer Kunsterziehung in Europa und in Palästina. Sie<br />

bieten biographische Notizen zu zeitgenössischen Malern und Bildhauern,<br />

behandeln aber auch die künstlerische Darstellung einzelner<br />

Sujets. Keines der Genres in Malerei und Plastik wird ausgespart,<br />

jegliche Technik interessiert. Weitaus seltener werden Architektur<br />

und Kunstgewerbe in den Blick genommen.<br />

Bis Ende des 19. Jahrhunderts schreiben in den Periodika durchwegs<br />

Laien. Später kommen mit Karl Schwarz, Lothar Brieger, Rachel<br />

Wischnitzer-Bernstein, Paul Zucker oder Max Osborn zumeist professionelle<br />

Kunsthistoriker zu Wort, die gleichermaßen auf dem Gebiet<br />

der »jüdischen« wie der allgemeinen Kunstgeschichte forschen<br />

und dementsprechend auch in einem breiten medialen Spektrum publizieren.

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