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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Die großen historischen Brüche und komparativen Aspekte werden<br />

für ganz Tansania aufgezeigt. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem<br />

süd-westlichen Tansania und hier insbesondere auf den beiden vorkolonialen<br />

Ngoni Königreichen und ihren Nachfahren. Sowohl im<br />

kolonialen und im lokalen Wissen wurden und werden die Ngoni als<br />

eindeutiger Fall tribaler Identität, basierend auf Kriegertum und<br />

Maskulinität verstanden. Das Projekt zeigt wie dies Missverständnis<br />

entstand und welche Folgen es hatte.<br />

Während eines siebenmonatigen Forschungsaufenthaltes in Tansania<br />

in 2000–<strong>2001</strong> wurden nach einem Intensivkurs in Kiswahili drei<br />

Forschungslinien verfolgt. Im Songea Bezirk in Süd-West Tansania<br />

wurde das Archiv des Benediktiner Klosters Peramiho gründlich bearbeitet.<br />

Die Akten, die in Deutsch, Englisch, Französisch, Latein und<br />

Kiswahili verfasst sind, bieten einen detaillierten Einblick in lokale<br />

Verhältnisse von der Zeit der Gründung der Missionsstation 1898.<br />

Erste Interviews haben sich als wertvoll erwiesen, nicht nur als Ergänzung<br />

der schriftlichen Quellen, sondern insbesondere auch als<br />

Einblick, wie Kolonialismus und Sklavereiverhältnisse erinnert werden.<br />

Drittens wurde in Dar es Salaam im tansanischen Nationalarchiv<br />

der Aktenbestand zur deutschen Kolonialzeit aufgearbeitet,<br />

wobei für die britische Zeit noch Lücken bestehen. In der Afrikana<br />

Sammlung der Universitätsbibliothek Dar es Salaam wurden unveröffentlichte<br />

Dissertationen, Manuskripte sowie lokale Veröffentlichungen<br />

eingesehen.<br />

Prof. W. Schulze (Historische Kommission, Bayerische Akademie der<br />

Wissenschaften, München) und Prof. K. Hildebrand (Historisches Seminar,<br />

Universität Bonn) erhalten für die Gesamtausgabe des Briefwechsels<br />

von Leopold von Ranke Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Gegenstand des Vorhabens ist die kommentierte Edition des bisher<br />

vielerorts zerstreuten Briefwechsels des Historikers Leopold von<br />

Ranke (1795–1886).<br />

Leopold von Ranke, seit 1834 ordentlicher Professor der Geschichte in<br />

Berlin und seit 1859 Vorsitzender der Bayerischen Akademie der Wissenschaften,<br />

wurde durch seine historisch-kritische Methode zum Begründer<br />

der objektiven Geschichtsschreibung, die, ohne zu richten,<br />

nur zeigen wollte, „wie es eigentlich gewesen ist“, und jede Epoche<br />

als „unmittelbar zu Gott“ verstand. Seine historischen Übungen bildeten<br />

den Ausgangspunkt der „Rankeschen Schule“, zu der sich eine<br />

Reihe der bedeutendsten Historiker des 19. Jahrhunderts bekannte.<br />

Werk und Nachlass des Nestors der deutschen Geschichtswissenschaft<br />

entbehren bisher weithin der historisch-kritischen Aufbereitung;<br />

selbst die wichtigsten historiographischen Darstellungen sind,<br />

von Ausnahmen abgesehen, weder im ganzen noch im einzelnen<br />

kommentiert und auch nur mit einer gewissen Systematik erfasst.<br />

Ranke war zwar kein geborener Briefschreiber; sein Bedürfnis, sich<br />

auf diese Weise mitzuteilen, hielt sich in Grenzen. Ein regelrechter<br />

Leopold<br />

von Ranke

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