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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

große SERT-Menge zu einem Serotoninmangel an den Synapsen<br />

und damit zu depressionsartigen Symptomen führt, die mit verhaltensphysiologischen<br />

Methoden nachgewiesen werden sollen. Des<br />

weiteren sollen die Zellkulturen, bei denen das SERT-Gen eingeschaltet<br />

wurde, mit pharmakologischen Hemmstoffen für die Serotonin-Wiederaufnahme<br />

behandelt werden. Mit biochemischen und<br />

cytologischen Methoden soll dann genauer untersucht werden, wie<br />

der SERT sich biochemisch verhält, wie die Medikamente auf die<br />

Zellen wirken und wie der SERT sich innerhalb der Zelle verteilt. In<br />

einem letzten Teilprojekt soll mit molekularbiologischen Methoden<br />

der Einfluss der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer auf andere<br />

Gene der Gehirnzellen genauer untersucht werden, die bekanntermaßen<br />

ebenfalls auf diese Wirkstoffe ansprechen.<br />

Dr. G. Kempermann, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin<br />

(MDC), Berlin, erhielt Fördermittel für das Projekt „Molekulare<br />

Mechanismen der Wirkung von Antidepressiva auf neurale Stammzellen:<br />

pathogenetische Erklärungsansätze zur Depression“.<br />

Schätzungen zufolge verfällt allein in Deutschland jeder Fünfte mindestens<br />

einmal in seinem Leben in eine Depression. Kennzeichnend<br />

sind Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Kontaktarmut, Teilnahmslosigkeit<br />

etc. Man unterscheidet symptomatische Depression<br />

infolge organischer Erkrankungen (z. B. Hirntumor, Alkoholismus)<br />

und die endogene Depression ohne erkennbare äußere Ursache.<br />

Für die endogene Depression konnten Erbfaktoren als wesentliche<br />

Ursache nachgewiesen werden. Neurobiologische Befunde belegen,<br />

dass im Gehirn bestimmte biochemische Prozesse „entgleisen“. Aus<br />

der Beobachtung, dass antidepressiv wirkende Medikamente den<br />

Noradrenalin- und Serotonin-Spiegel anheben, schloss man zurück,<br />

dass ein Mangel an diesen Substanzen die Ursache für die Depression<br />

sein könnte.<br />

Dr. Kempermann will in seinem Projekt einer neuen, noch spekulativen<br />

Theorie nachgehen, die bestimmte Aspekte der Depression erklären<br />

könnte. Diese Theorie setzt am Hippocampus an, einem halbmondförmigen<br />

Bereich des Gehirns. Der Hippocampus gehört zum<br />

limbischen System, das von zentraler Bedeutung für Emotionen und<br />

Motivation ist, und trägt maßgeblich dazu bei, auf neuartige Reize<br />

und Erfahrungen zu reagieren, zielgerichtet Bewegungen auszuführen,<br />

neue Informationen in anderen Hirnareale zu speichern, dort<br />

gespeicherte Informationen wieder abzurufen und zu erkennen, welche<br />

Bedeutung ein Reiz für den Organismus hat. Damit er seine Funktion<br />

erfüllen kann, werden im Hippocampus eines Erwachsenen lebenslang<br />

neue Nervenzellen gebildet (adulte hippocampale Neurogenese).<br />

Diese Neubildung ist um so ausgeprägter, wie Dr. Kempermann<br />

in Vorarbeiten herausfinden konnte, je komplexer die Umwelt<br />

ist und je aktiver, auch körperlich aktiver er sein Leben gestaltet.<br />

Der neuen These zufolge sollen einige Schlüsselsymptome der Depression<br />

wie etwa die Antriebslosigkeit auf eine Fehlregulation bei<br />

Antidepressiva

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