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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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91<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

Ostia bietet mit seinen urbanistischen Defiziten wiederum eine andere<br />

Situation. Infolge der wirtschaftlichen Umbruchphase, die die<br />

Hafenstadt Roms zu einer auf privaten Gewinn ausgerichteten Großstadtgesellschaft<br />

mit ständiger Ab- und Zuwanderung werden ließ,<br />

entstanden zahlreiche kleinere identitätsstiftende Gruppierungen<br />

(Korporationen oder Kultgemeinschaften), denen nur wenig daran<br />

gelegen sein konnte, das unregelmäßig gewordene Straßensystem<br />

und die springenden Fahrbahnbreiten – verursacht durch die unterschiedlichen<br />

Grundstücksgrenzen – auf eigene Kosten zu erneuern.<br />

Die vergleichende urbanistische Studie ausgewählter Regionen des<br />

Römischen Reiches soll die zu untersuchenden Stadtveränderungen<br />

im Verlauf der frühen und mittleren Kaiserzeit (über dreißig Städte<br />

aus neun Regionen sind vorgesehen) in bezug auf die jeweiligen<br />

Identitäts- und Verhaltensmuster sowie die lokalen Traditionen und<br />

Wertvorstellungen analysieren. Dazu müssen Straßensysteme, Platzanlagen,<br />

die Ausgestaltung des öffentlichen Raumes genauso untersucht<br />

werden wie die wirtschaftliche Struktur der Stadt und das jeweilige<br />

Engagement der Bürger. Darüber hinaus muss u. a. nach den<br />

Trägern der städtebaulichen Entwicklung und den Motiven ihres<br />

<strong>Stiftung</strong>sverhaltens gefragt, die Rolle des Kaisers und der Kommunen<br />

sowie die Reaktionen der Öffentlichkeit geklärt werden.<br />

Prof. T. Hölscher (Archäologisches Institut, Universität Heidelberg)<br />

und HD Dr. B. Borg (Lehrstuhl für Klassische Archäologie, Universität<br />

Heidelberg) erhalten Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für das Forschungsvorhaben<br />

„Raum und Ritual im römischen Triumph“.<br />

In dem Vorhaben soll der Wegverlauf des römischen Triumphzuges<br />

als Selbstinszenierung des römischen Staates untersucht und das<br />

Wechselverhältnis zwischen topographischer bzw. architektonischer<br />

Gestaltung und ritueller Handlung verstehbar gemacht werden.<br />

Gestalt und Ausstattung des sakralen Raumes, die Form der Tempel<br />

und ihre Lage zu anderen Kultbauten haben sich nicht zufällig ergeben,<br />

sondern sind Ergebnis bewusster, religiös wie politisch motivierter<br />

Entscheidungen. Die Möglichkeit, den öffentlichen Raum im<br />

Zeichen des Kultes und der Macht zu formen, implizierte einen ständigen<br />

Wandel im Ritual (Kultvarianz) und in der Vorführung (Performanz),<br />

wobei der Festzug die Gestalt der umgebenden Architektur<br />

nach und nach beeinflusste und die Monumente umgekehrt Einfluss<br />

auf das kultische Handeln nahmen. In Verbindung mit zeichenhaften<br />

Symbolen und erzählerischen Bildelementen etc. konnten dabei<br />

Sinnzusammenhänge und Assoziationsfelder im Hinblick auf innenund<br />

außenpolitische Zielsetzungen gestiftet werden.<br />

Während die politische und religionshistorische Entwicklung derartiger<br />

Festakte bereits gut erschlossen, der Triumphbogen als prominentestes<br />

Monument des Prozessionsweges ausführlich erforscht<br />

worden ist, fand in der Forschung das Verhältnis zwischen kultischem<br />

Handeln und den urbanen Voraussetzungen nur am Rande<br />

Beachtung. Anhand literarischer, numismatischer und epigraphi-<br />

Römischer<br />

Triumph

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