Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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93 ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT Abb. 6: Projekt „Stadtgenese und urbanistische Entwicklung in Etrurien“: Luftbildaufnahme aus ferngesteuertem Minihubschrauber der Felsgräbernekropole vom Pian del Vescovo bei Blera in Südetrurien.
Mykale-Survey ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 94 urbanistischen Entwicklung Etruriens im italienischen und mediterranen Kontext. Dabei sollen die Rezeption (aus dem orientalischen und griechischen Bereich) und die Einflüsse (auf andere Teile Italiens) der etruskischen Kultur, das dynamische Beziehungsgeflecht zwischen „Stadt“, „Nekropole“ und „Territorium“ sowie politische und sozioökonomische Veränderungen untersucht werden. Im vierten Teil soll ein Ausblick auf die Entwicklung in nacharchaischer Zeit bis zur Romanisierung Etruriens gegeben werden. Auf der Grundlage der vorherigen Ergebnisse soll schließlich eine Definition erarbeitet werden, was „Stadt“ in Etrurien bedeutet und ab wann und in welchen Fällen man davon sprechen kann. Eine ausführliche Darstellung des Projekts ist derzeit im Druck in: Annali della Fondazione per il Museo „Claudio Faina“, Orvieto 2001. Ein Artikel mit ersten Ergebnissen zur Thematik ist in Vorbereitung für: Etruscan Studies 8, 2001. Prof. H. Lohmann (Institut für Archäologie, Universität Bochum) wurden von der Stiftung für das Forschungsprojekt „Mykale-Survey“ Fördermittel zur Verfügung gestellt. Die historische Topographie des antiken Ionien und die Lage der Hauptorte der ionischen Amphiktyonie sind seit dem Ende des 19. Jhs. in großen Zügen bekannt. Dennoch hat über Jahrzehnte hinweg die Erforschung der Landschaft Ioniens nicht mit der seiner Metropolen Schritt gehalten. In besonderem Maße defizitär ist die Erforschung des Mykale-Gebirges, heute Dilek Dagˇlari, im südlichen Ionien, das trotz zahlreicher antiker Nachrichten zu seiner historischen Topographie und einer frühen archäologischen Karte von Karl Lyncker bis heute eine archäologische terra incognita blieb. Die Mykale ist ein westkleinasiatischer Gebirgszug, der den westlichen Abschnitt des Mäandergrabens im Norden begrenzt. Ihr Kamm »Mykales luftiger Scheitel« (Hom. Il. 2, 869), verläuft zwischen Söke im Osten und dem antiken Kap Trogilion im Westen in einem leicht nach Süden ausschwingenden Bogen, so dass die Nordhänge flacher ansteigen als die Südhänge. Das aus Gneis, Marmor, Kalkstein, Schiefer und Quarzit bestehende Gestein wechselt rasch. Die niederschlagsreicheren Nordhänge sind dicht bewaldet, ein verheerender Waldbrand hat 1996 den Waldbestand auf der Südseite westlich Tuzburgazi bis über Spilia hinaus vernichtet. An der Südflanke des Gebirges liegen von Ost nach West das jüngere Priene, ferner das bisher nicht sicher lokalisierte Naulochos und ganz im Westen Thebai an der Mykale. Auf der Nordflanke bei Güzelçamli wird das Panionion lokalisiert, die Stadt Melia vermutet man in einem karischen Ringwall auf dem Kale Tepe westlich dieses Ortes. Heute finden sich keine Dauersiedlungen im Gebirge, dessen Nordseite westlich Güzelçamli zum Nationalpark erklärt wurde.
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