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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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83<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Auswertung der Publikationen der Statistischen Ämter der Länder/Städte<br />

sowie die Dateneingabe und Berechnung der Lebensstandardindikatoren<br />

für die ausgewählten Gebiete durchgeführt.<br />

Mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> arbeitet Prof. H. G. Hockerts (Historisches<br />

Seminar, Universität München) an dem Projekt „Die Entstehung<br />

der ,aktiven Arbeitsmarktpolitik‘ in der Reformära der Bundesrepublik.<br />

Genese, Kontext und Wirkung des Arbeitsförderungsgesetzes<br />

von 1969“.<br />

Bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nimmt in der Bundesrepublik<br />

die staatliche Arbeitsmarktpolitik eine herausragende Rolle ein.<br />

Deren grundlegende Neuordnung durch das Arbeitsförderungsgesetz<br />

von 1969 (AFG) war ein zentrales Reformwerk der Großen Koalition,<br />

das bis heute erhebliche gesellschaftliche Auswirkungen hat.<br />

War Arbeitsmarktpolitik zuvor weitgehend reaktiv angelegt und vor<br />

allem auf die Linderung der Folgen von Arbeitslosigkeit durch Leistungsgewährung<br />

aus der Arbeitslosenversicherung gerichtet, so<br />

zielte die neue „aktive“ Arbeitsmarktpolitik nach 1969 darauf, Arbeitslosigkeit<br />

erst gar nicht entstehen zu lassen. Dabei verbanden<br />

sich sozialpolitische Motive mit dem Ziel der ökonomischen Wachstumsvorsorge:<br />

Mit den Mitteln einer dem Strukturwandel der Wirtschaft<br />

angepassten Qualifizierung des Arbeitskräftepotentials sollte<br />

sektorale Arbeitskräfteknappheit vermieden werden, die – durch<br />

den technischen Wandel bedingt – das Wachstum gefährden konnte.<br />

Die Arbeitsmarktpolitik sollte „vorausschauend“, „aktiv“ und „langfristig<br />

angelegt“ werden; dazu wurden neue Instrumente geschaffen<br />

und mit der Gründung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

die wissenschaftsbasierten Informations- und Prognosekapazitäten<br />

deutlich erhöht. Das Arbeitsförderungsgesetz wurde daher<br />

als „Grundgesetz moderner Arbeitsmarktpolitik“ 1969 ebenso begeistert<br />

aufgenommen wie zwei Jahre zuvor das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz,<br />

welches das stetige Wachstum der Nachkriegszeit auf<br />

Dauer sichern sollte.<br />

Als das Arbeitsförderungsgesetz 1969 verabschiedet wurde, erschien<br />

die Kombination von wirtschaftlicher Stagnation und Massenarbeitslosigkeit<br />

unvorstellbar, die sich nach 1973 herausbildete und als<br />

„Krise der Arbeitsgesellschaft“ die gesellschaftlichen Grundmauern<br />

erschütterte. Bei der Regelung von 1969 war man von einer Situation<br />

der Vollbeschäftigung ausgegangen. Einen großen exogenen<br />

Schock wie den der ersten Ölkrise 1973 und den Zusammenbruch<br />

des Bretton-Woods-Systems hatte damals kaum jemand für möglich<br />

gehalten.<br />

Sechs Fragenbereiche stehen im Mittelpunkt der Untersuchung: Sie<br />

soll erstens die Entstehungsgeschichte der Reform empirisch klären.<br />

Zweitens wird am Beispiel der Reform die Neubesinnung des Verhältnisses<br />

von Wirtschafts- und Sozialpolitik und in diesem Zusammenhang<br />

auch die Relevanz ökonomischer Theorieansätze (z. B. des<br />

Keynesianismus) für sozialpolitische Innovationen in den Blick ge-<br />

BRD<br />

Arbeitsmarkt

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