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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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NS-Diktatur<br />

Industrielle<br />

Investitionen<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 66<br />

Amt des höchsten Repräsentanten des republikanischen Staatswesens<br />

von Weimar, des Reichspräsidenten, vom Volk gewählt, um 1933<br />

mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler eine entscheidende<br />

Voraussetzung für den Weg in die NS-Diktatur zu schaffen. In der<br />

Zeit seines politischen Wirkens bewies von Hindenburg im Alter eine<br />

erstaunliche Anpassungsfähigkeit an die politischen Umstände. Sie<br />

hat ihn zu höchsten Staatsämtern geführt und eine ungewöhnliche,<br />

teilweise bis heute andauernde Popularität eingebracht.<br />

Hauptanliegen des Forschungsvorhabens ist es, die politische Schaffensperiode<br />

Hindenburgs auf der Basis archivalischen Materials zu<br />

durchleuchten und den Ursachen und Folgen seiner politischen Karriere<br />

vor dem Hintergrund der jeweiligen politischen und gesellschaftlich-kulturellen<br />

Umstände nachzuspüren. Die zentrale Fragestellung<br />

richtet sich darauf, welche gesellschaftlichen Strukturen<br />

des Kaiserreiches den Hindenburg-Mythos einerseits ermöglichten<br />

und auf welche Weise Hindenburg selbst andererseits sein öffentliches<br />

Ansehen politisch zu instrumentalisieren wusste, das er nicht<br />

zuletzt durch eine geschichtsmediale Inszenierung vermehrt hatte.<br />

Hindenburg erscheint damit als ein genuin politischer Herrscher, der<br />

schon 1914 mit den Mitteln symbolischer Politik den Nerv einer nach<br />

Integration dürstenden Gesellschaft traf. Die hervorstechende Konstante<br />

seines Handelns ist die politische Ausbeutung und Pflege seines<br />

Mythos, welche auch den Schlüssel für die Ernennung Hitlers<br />

zum Reichskanzler zu liefern vermag.<br />

Industrielle Investitionen unter den Bedingungen der NS-Diktatur<br />

1933–1939 ist Thema eines von der <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens<br />

von Prof. C. Buchheim (Seminar für Wirtschaftsund<br />

Sozialgeschichte, Universität Mannheim).<br />

Unter der NS-Diktatur kam es zwischen 1933 und 1939 zu einem<br />

staatlich induzierten Aufschwung der deutschen Wirtschaft. Um zusätzliche<br />

Investitionsanreize für Rüstungs- und Autarkiebranchen<br />

bereitzustellen, bediente sich der Staat unterschiedlicher Instrumente,<br />

wie etwa der Wirtschaftlichkeitsgarantieverträge, der Leihe<br />

staatlicher Anlagen oder staatlich verbürgter Kredite. Wonach aber<br />

richtete sich in den einzelnen Fällen die Wahl des konkreten Förderinstruments?<br />

Die verschiedenen Verfahren unterschieden sich durch die Höhe des<br />

Amortisationsrisikos, das der Staat zu tragen hatte. Je größer dieses<br />

war, desto stärker wurden die Verfügungsrechte der Unternehmen<br />

bezüglich des Investitionsobjekts eingeschränkt. Eine zentrale Hypothese<br />

ist, dass die Präferenzen der Unternehmen für ein bestimmtes<br />

Instrument mit ihren Erwartungen bezüglich der Weltmarktfähigkeit<br />

der Produkte, die mit den neuen Anlagen hergestellt werden<br />

konnten, korrelierten.<br />

Diese Hypothese wurde anhand der Investitionsentscheidungen und<br />

Vertragsverhandlungen zwischen Staat und Unternehmen in der

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