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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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51<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

behörden) in Verfahren Eingang fanden und jene miteinander in Beziehung<br />

setzten. Geklärt werden soll auch, inwiefern es sich bei herrschaftlicher<br />

Praxis um eine für den Konfessionalisierungsprozess entscheidende<br />

Größe oder nur um einen als ideal formulierten Anspruch<br />

der Territorialfürsten handelte, der vielmehr von den lokalen Gesellschaften<br />

inspiriert und verwirklicht wurde.<br />

Prof. G. Wartenberg (Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde<br />

e.V., Dresden) erforscht mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> die<br />

„Eliten-Bildung in Sachsen. Die Ausbildungsstrategien an den sächsischen<br />

Fürstenschulen im Kaiserreich und der Weimarer Republik“.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen die sächsischen Fürstenschulen,<br />

die für die Entwicklung des höheren Schulwesens in<br />

den deutschen Staaten prägend waren und eine große Zahl von Persönlichkeiten<br />

ausgebildet und erzogen haben, die später in die wissenschaftliche,<br />

politische und gesellschaftliche Elite aufstiegen – u. a.<br />

der sächsische Finanzminister Werner von Watzdorf, der Staatssekretär<br />

im Auswärtigen Amt Alfred von Kiderlen-Wächter, der Volkskundler<br />

Alexander Wilke, der Kunsthistoriker Paul Clemen sowie die<br />

Politiker Friedrich Naumann und Wilhelm Külz.<br />

Die Fürstenschulen gehörten zu den bedeutendsten evangelischen<br />

Bildungseinrichtungen, die im Verlauf der Reformation in den Klöstern<br />

St. Afra zu Meißen, St. Augustin zu Grimma und St. Maria zu<br />

Pforte eingerichtet wurden. Kurfürst Moritz von Sachsen griff damit<br />

die Idee auf, einen völlig neuen Schultyp zu gründen. Knaben ab<br />

dem elften Lebensjahr wurden dort erzogen und im Geiste der Wittenberger<br />

Theologie herangebildet. Das Ziel, die schulischen Bildungsfundamente<br />

für spätere Theologen, Verwaltungsbeamte und<br />

Lehrer zu legen, blieb bis ins 20. Jahrhundert bestehen. Von den 284<br />

Internatsplätzen konnten 13 Prozent durch adlige Familien, die<br />

Mehrzahl aber durch die Städte des Landes vergeben werden. Die<br />

Finanzierung der Internatsstellen, der sogenannten Freistellen, war<br />

durch das den Schulen übertragene Klostervermögen gesichert. Darüber<br />

hinaus gab es eine Reihe von sogenannten Koststellen, die<br />

gestaffelt nach den finanziellen Möglichkeiten der Eltern vergeben<br />

wurden. Mit diesem System wurde die Aufnahme und Ausbildung<br />

der Schüler von den finanziellen Verhältnissen der Eltern weitgehend<br />

unabhängig gemacht und damit die Idee der Auslese- und<br />

Leistungsschule etabliert.<br />

Der erste Teil der Forschungsarbeit bezieht sich auf die innere Entwicklung<br />

der Fürstenschulen. Hier werden die Methoden und Ziele<br />

der Ausbildung u. a. anhand von Lehrprogrammen, Stundenplänen<br />

und Unterrichtslektüren untersucht. Diese Normen sind mit den<br />

praktischen Ausbildungs- und Erziehungsergebnissen zu vergleichen,<br />

die u. a. aus Prüfungsarbeiten, Untersuchungsberichten über<br />

Schüler und Lehrer sowie Memoiren gewonnen werden. Hierbei<br />

wird auch die Auswahl der Fürstenschüler untersucht.<br />

Sachsen<br />

Elitenbildung

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