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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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31<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

chenbucheintragungen, Verpflichtungserklärungen auf die Bekenntnisschriften,<br />

Zeugnisse über Arndts Amtsführung, obrigkeitliche<br />

Korrespondenz im Zusammenhang mit der Berufung Arndts auf<br />

kirchliche Stellen, Visitationsprotokolle, Gedichte Arndts, Universitätsgutachten<br />

über seine Schriften und zeitgenössische Urteile. In<br />

Anlehnung an vergleichbare Projekte wurden Editionsrichtlinien erarbeitet<br />

und in Musterbearbeitungen erprobt.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> gewährte Prof. H. Hübner (Institut für Spezialforschungen,<br />

Abt. Biblische Theologie, Theologische Fakultät,<br />

Universität Göttingen) Fördermittel für das Projekt „Jesus, kontrovers<br />

gesehen von Rudolf Otto und Rudolf Bultmann. Zur Auseinandersetzung<br />

Rudolf Ottos mit Rudolf Bultmanns Entwertung des historischen<br />

Jesus für die christliche Religion im Ausklang der Religionsgeschichtlichen<br />

Schule“. Bearbeiterin ist Dr. G. Beyer.<br />

Im Zentrum dieses Forschungsvorhabens steht die Analyse der kontroversen<br />

Sicht und Bewertung der Person des irdischen Jesus für die<br />

christliche Religion durch die beiden evangelischen Theologen Rudolf<br />

Otto (1869–1937) und Rudolf Bultmann (1884–1976).<br />

Die Kontroverse über die Bedeutung des historischen Jesus für den<br />

christlichen Glauben brach an Rudolf Bultmanns Vortrag „Ethische<br />

oder mystische Religion im Urchristentum“ auf, den er 1920 vor den<br />

„Freunden der Christlichen Welt“ hielt, einer Vereinigung liberaler<br />

Theologen aus Kirche und Wissenschaft, die sich um die von Martin<br />

Rade herausgegebene Wochenschrift „Die Christliche Welt“ sammelte.<br />

Bultmanns „Geschichte der synoptischen Tradition“ (Erstauflage<br />

1921) verschärfte die Kontroverse, die auch den Lehrbetrieb an<br />

der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Marburg<br />

prägte. Dort hatte Rudolf Otto seit 1917 als Nachfolger von Wilhelm<br />

Herrmann (1844–1922) den systematisch-theologischen Lehrstuhl<br />

inne, Rudolf Bultmann seit 1921 als Nachfolger seines Lehrers Wilhelm<br />

Heitmüller (1869–1926) den Lehrstuhl für Neues Testament.<br />

Für die Frage nach dem Wesen der Religion – ein Grundthema der<br />

evangelischen Theologie im beginnenden 20. Jahrhundert – liegen<br />

die Anfänge der Kontroverse in einer brieflichen Kritik Bultmanns<br />

aus dem Jahre 1918 an Ottos Werk „Das Heilige“ (1917). Sie bilden<br />

den theologisch-erkenntnistheoretischen Widerpart zur exegetischen<br />

Kontroverse der 20er Jahre und der späteren Replik auf sie in<br />

Ottos Buch „Reich Gottes und Menschensohn“ (1934) und Bultmanns<br />

kritischer Rezension dieses Werkes im Jahre 1937. Wiewohl<br />

Ottos Ansatz innerhalb der deutschen evangelischen Theologie – im<br />

Unterschied zur englischsprachigen Welt – mit dem Aufkommen der<br />

Dialektischen Theologie und ihrer von Bultmann entwickelten Variante,<br />

der existentialen Interpretation biblischer Texte, an den Rand<br />

gedrängt wurde, kann an der Kontroverse paradigmatisch die Frage<br />

nach der Historizität von Religion und deren Verhältnis zu ihrem Wesen<br />

verhandelt werden.<br />

R. Otto und<br />

R. Bultmann

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